Ein Verband mitten in der Veränderung

Die Delegiertenversammlung des Gemeindeverbandes SoBZ/KESB Region Willisau-Wiggertal stand ganz im Zeichen des Umbruchs. Der Fachkräftemangel bei zunehmender Fallbelastung fordert den Verband heraus. Zudem gibt es einen Wechsel im Vorstand. Mit Karin Meier wurde eine neue Präsidentin gewählt.

Die abtretende Präsidentin Michaela Tschuor (links) mit ihrer Nachfolgerin Karin Meier. Foto Chantal Bossard
Chantal  Bossard

«Nichts ist so beständig wie der Wandel»: Wenn ein Spruch auf die Delegiertenversammlung des Gemeindeverbands SoBZ/KESB Willisau-Wiggertal vom Mittwochabend zutrifft, dann dieser. Nach einer charmanten Präsentation zu Roggliswil seitens Gemeindepräsident Beat Steinmann, führte Präsidentin Michaela Tschuor durch den Abend. Sie erläuterte den 19 anwesenden Delegierten der Verbandsgemeinden eindrücklich die grossen Herausforderungen, mit denen sich der Verband konfrontiert sieht.

Nachtragskredite aufgrund Fachkräftemangels
Vor allem fehlende personelle Ressourcen bei zunehmender Fallbelastung beanspruchen das Sozialberatungszentrum (SoBZ) und die Kindes -und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) immens. Signifikant sind diese für den Fachbereich Berufsbeistand des SoBZ: Dieser musste das gesamte Jahr 2022 über mit sogenannten «Springerorganisationen» unterstützt werden. Trotz dieser Einsätze blieb die Situation für die Mitarbeitenden «sehr angespannt», so Tschuor. Und zwar nicht erst seit vergangenem Jahr: «Die personellen Ressourcen sind schon lange knapp – wir sind quasi seit bald sechs Jahren notorisch unterdatiert.» Die Verbandsgemeinden genehmigten an der Delegiertenversammlung vom letzten November zwar bereits eine Aufstockung der Stellenprozente im Fachbereich Berufsbeistand. «Trotzdem zeichnete sich bereits Anfang 2023 ein extremer Engpass ab.» Neue Beistandspersonen seien zwar in den Betrieb eingetreten, hätten aber erst in die Dossiers eingeführt und begleitet werden müssen. Gleichzeitig habe es krankheitshalber Ausfälle gegeben. «Es bestand die akute Gefahr, dass die KESB ihrem gesetzlichen Auftrag nicht mehr nachkommen konnte», so die Präsidentin. Die Verbandsleitung habe daher entschieden, dass der Bereich der Berufsbeistandschaft zeitnah «strukturell komplett neu überarbeitet» werden müsse. Michaela Tschuor: «Wir wollten keine ‹Pflästerlipolitik› mehr betreiben.» Deshalb beantragte die Verbandsleitung den Delegierten am Mittwochabend einen Nachtragskredit von 252 730 Franken. «Mittel- bis langfristig führt das zu weniger Fluktuationen und stabilisiert den Bereich und somit die Aufwandseite.» Die Anwesenden genehmigten den Kredit einstimmig.
Personalnot: Eine solche zeichnet sich auch beim Rechtsdienst der KESB ab. «Die Mitarbeiterinnen sind seit Mitte 2022 erheblich überlastet. Eine Erholung an den arbeitsfreien Tagen gelingt den drei Juristinnen kaum mehr», so Ignaz Heim, Präsident der KESB. Vor dem Hintergrund der Fürsorgepflicht, um einer Kündigungswelle vorzubeugen und um die Unterstützung der Klientschaft sicherzustellen, beantragt das Präsidium der KESB einen Nachtragskredit von 60 000 Franken für die Anstellung eines Rechtspraktikanten oder einer juristischen Mitarbeiterin bis Ende dieses Jahres. Auch diesen Antrag nahmen die Anwesenden einvernehmlich an.
Michaela Tschuor erläuterte die Jahresrechnung über alle Dienstleistungsbereiche hinweg. Die Rechnung schliesse «grundsätzlich ausgeglichen» ab. Nur in den Bereichen Berufsbeistand und KESB hat es aufgrund der personellen Herausforderungen Abweichungen gegeben.

Die Reorganisation des Verbands
«2021 hat unser Verband den Weg des Veränderungsprozesses eingeschlagen», reflektierte Michaela Tschuor. Diesen Prozess habe man im letzten Jahr weiter vorangetrieben – «mit Etappenzielen und Rückschlägen». So wurde etwa ein neues Organigramm erarbeitet, welches eine Geschäftsleitung bestehend aus den Präsidenten der KESB, der SoBZ und neu einem «Leiter Zentrale Dienste» vorsieht. «So kann die Verbandsleitung wieder vermehrt strategisch tätig sein», sagte Tschuor. Momentan würden die Statuten des Verbands überarbeitet. Diese sollen per Anfang nächstes Jahr in Kraft treten.
Mit zu den Veränderungsprozessen des Verbands gehört das Liegenschaftsprojekt. Ziel davon: Die KESB und das SoBZ sollen unter einem Dach platziert werden. Nach einem Wettbewerb obsiegte hier das Liegenschaftsprojekt der SWS Medien in Willisau (der WB berichtete ausführlich darüber). Daniel Bammert, Mitglied Verbandsleitung, informierte die Anwesenden an der DV über den aktuellen Stand. Der Bezug des Neubaus ist voraussichtlich im Dezember 2025 geplant.

Wechsel in der Verbandsleitung
Mit Marianne Duss sowie Susanne Hodel treten zwei Personen aus der Verbandsleitung zurück. Michaela Tschuor würdigte beide in einer separaten Laudatio, dankte ihnen für ihre «geschätzte, wertvolle und wichtige» Arbeit und wünschte für die Zukunft alles Gute. An ihrer Stelle wurden Monika Kurmann (Sozialvorsteherin Hergiswil) und Gregor Kaufmann (Gemeinderat Soziales Dagmersellen) in die Verbandsleitung gewählt.
Einen Wechsel gibt es auch im Präsidium: Michaela Tschuor gibt das Amt ab. Kollege Daniel Bammert lobte ihre «motivierte und empathische» Art. «Michaela ist eine, die anpackt. Sie geht auf die Leute zu, weiss, wie mit ihnen umzugehen.» In der Verbandsleitung habe sie einen «wichtigen Ausgleich» geschafft und so «das Verbandsschiff in die richtige Richtung» gelenkt. «Für dein neues Amt als Regierungsrätin des Kantons Luzern wünschen wir dir alles Gute, viel Glück und Weitsicht.» Mit grossem Applaus wurde Michaela Tschuor verabschiedet.
Zur Wahl für das freigewordene Amt stellte sich Karin Meier (Gemeinderätin Zell, Ressort Soziales). «Ich bin motiviert, weiter Kontinuität in den Verband zu bringen», sagte sie. Mit Applaus wurde sie zur neuen Präsidentin gewählt.
Nach zweieinhalb Stunden schloss die Delegiertenversammlung und es wurde zum Apéro geladen.

 

Zehn Jahre KESB

Jubiläum 2023 besteht die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde seit zehn Jahren. Im Jahresbericht zieht Präsident Ignaz Heim Bilanz: «Generell ist die Einstellung gegenüber der KESB in der Bevölkerung auch nach zehn Jahren noch eher kritisch», schreibt er. Die Gespräche sowohl mit betroffenen Personen und Angehörigen als auch Fachpersonen und Behördenvertretern zeigten, dass die Kenntnisse über die Aufgaben und die Arbeitsweise immer noch lückenhaft seien und «zu Missverständnissen und falschen Erwartungen» führen würden.  

Videos aufgeschaltet
Um in diesem Arbeitsumfeld das Verständnis für die KESB zu fördern, hat die Präsidialkonferenz aller KESB des Kantons aus Anlass von zehn Jahren neues Kindes- und Erwachsenenschutzrecht drei Erklärvideos produziert, die in leicht verständlicher Art über die Aufgaben und Arbeitsweise informieren. Sie sind auf der Webseite der KESB des Kantons abrufbar (www.kesb-lu.ch).

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