Von Bäumen und Arbeitskämpfen

Die neue «Heimatkunde Wiggertal» umfasst Texte von 25 Autorinnen und Autoren. Die thematische Vielfalt ist gross. Unter anderem geht es um Most, Familien­namen, einen Skiclub und Arbeitskämpfe in Reiden.

 

Undatiertes Foto zum Artikel über Hochstammbäume. In einer Weiterbildung lernten Baumwärter die fachgerechte Pflege. Foto zvg
 

«Was bedeutet heute ein Stundenlohn von 90 bis 95 Rappen, oder 1 Franken, wenn der Franken jetzt nur noch etwa 40 Rappen wert ist gegenüber vor dem Krieg.» Das schrieb Gewerkschafter Stähli vom Schweizerischen Metall- und Uhrenarbeiter Verband SMUV an den Reider Unternehmer Hermann Bossart. In dessen Werkzeug- und Maschinenfabrik gärte es gehörig: Ab 1917 kam es zu Auseinandersetzungen, Streikandrohungen und Streiks. Auch im Wiggertal begehrte das Proletariat auf. Nachzulesen ist davon in der neuen «Heimatkunde Wiggertal» in einem Artikel von Alt-Regierungsrat Paul Huber. Der promovierte Historiker hat auf einem Estrich gefundene Dokumente ausgewertet und zusammengefasst. Neben Huber hat noch ein zweiter Magistrat ausser Dienst für die neue Ausgabe in die Tasten gegriffen: Guido Graf blickt zurück auf 13 Jahre im Luzerner Regierungsrat.

Most und Familiennamen
Das neue Buch hat einen Umfang von 240 Seiten. Gleich mehrere Artikel gehen auf Bäume ein. Martin Geiger etwa beschreibt die Sanierung der mächtigen Linde im Willisauer Hon­egg, sie soll 1540 gepflanzt worden sein. Weniger gut erging es den Hochstammbäumen, die in den 1960er-Jahren gefällt wurden. Alois Hodel blickt auf das traurige Ende von unzähligen Baumgärten zurück, allein im Kanton Luzern wurden 240 000 Hochstämmer gerodet. Schweizweit waren es 11 Millionen. In einem zweiten Artikel erzählt Hodel von Most – süssem und saurem. In seinen «kuriosen Saft-Geschichten» ist unter anderem vom «Laster der Trunkenheit der Landbevölkerung» zu lesen, dem Gärmost geschuldet. Selbst Schulkinder waren ihr verfallen. Abhilfe schaffen sollte das Pasteurisieren.
Um Familiennamen im Wiggertal geht es im Artikel von Mathias Friedli, seines Zeichens Redaktor am Schweizerischen Idiotikon. Er zeigt auf, welche Namen in den 33 Gemeinden des Einzugsgebiets am meisten verbreitet sind. Auffallend ist hierbei, dass neben den traditionellen Erstrangierten wie Bernet in Ufhusen oder Plüss in Murgenthal Namen auftauchen, die aus anderen Regionen Europas stammen. Etwa Berisha (Platz 3 in Wikon) oder Hasanaj und Shala (Platz 4 und 5 in Alberswil).

Skiclub und andere Sportler
Auch der Sport kommt nicht zu kurz. So beschreibt Patrick Birrer die Geschichte von Andreas Kurmann. Von der Willisauer Mittmisrüti machte er sich auf, um die Welt erobern; gleich vier Nachwuchs-Weltmeisterinnen hat er als Mountainbike-Trainer und Teamchef zum Titel verholfen. Ein anderer wiederum begab sich aus Ettiswil auf Reise: von Luzern über Deutschland nach Australien. Daniel Wyrsch erzählt die Geschichte von Fussballprofi Pirmin Schwegler. Seine ersten Tore schoss dieser beim FC Grosswangen-Ettiswil, danach kickte er beim FCL, später in der Bundesliga. Sein Karriereende bestritt er auf der anderen Seite des Globus, bei den Western Sydney Wanderers. Um Ettiswiler Sportler geht es in einem weiteren Text: Adrian Felber porträtierte den dortigen Skiclub. Gegründet 1966 ermöglicht er seinen Mitgliedern bis heute, Jahr für Jahr Berge und Schnee zu geniessen.

von David Koller

www.heimatkunde-wiggertal.ch

 

 

Es hat etwas für alle Geschmäcker

Heimat: Zurück in der Schweiz
Ihre Lebensgeschichte erzählt von Migration und Nationalitäten. Vom Verlassen der Heimat, vom Aufbau einer neuen – und von der Rückkehr. Aufgewachsen ist Marianne Schwedtmann-Koller in Nebikon. 1966 trat sie eine Reise nach Kanada an. Sie fand dort die Liebe. Blieb 50 Jahre lang. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie 2022 zurück in die Schweiz und lebt seither im Berner Oberland.

Umwelt: Kanti setzt auf grün
Willisau Auf dem KSW-Campus ensteht eine artenreiche und vielfältige Umgebung, die Lebensräume für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt bietet. Mit der Neugestaltung der Schulumgebung der Kanti Willisau soll ein «Leuchtturmprojekt» realisiert werden. Der Einbezug der Lernenden in Planung und Umsetzung war von Anfang an ein wichtiger Projektbestandteil.

Wirtschaft: Alp Wernisegg
Luthern Seit über 150 Jahren bewirtschaftet eine Aargauer Genossenschaft die Rinderalp Wernis­egg in Luthern. Zustande kam der Kauf der Alp 1872 mit Anschub der Regierung. Die «Aargauer Herren» in der Verwaltung liessen es sich seinerzeit gut gehen auf der Wernisegg. Heute ist das Vorstandsamt in erster Linie mit Arbeit verbunden, trotzdem hängen die Bauernfamilien an ihrer Alp.

Kultur: Künstler Thomas Heini
Willisau Die Auseinandersetzung mit dem Stein als Material und als gestaltete Form hat Steinbildhauer Thomas Heini ein Berufsleben lang begleitet. Doch nicht nur: Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat der Willisauer während Jahrzehnten an einem zeichnerischen Werk gearbeitet. Autor Pirmin Bossart setzt sich mit dem künstlerischen Ausdruck Heinis auseinander.

Geschichte: über das Wasser
Region Autor Hansjörg Luterbach befasst sich mit einer speziellen Eigenart der Wasserfassung, welche im Mittelland seit langer Zeit bekannt ist: «Brunnengschlof», eine Luzerner-Hinterländer-Bezeichnung. Diese auch Brunnenstollen oder Quellstollen genannten Höhlen dienten seit Jahrhunderten zur Wasserversorgung von über dem Talboden gelegenen Höfen und Weilern.

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