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Eine spezielle 100. Generalversammlung

Die 100. Generalversammlung der SWS Medien AG fand auf schriftlichem Weg statt. Die Aktionäre stimmten sämtlichen Anträgen grossmehrheitlich zu. An einer  digitalen Informationsveranstaltung sorgten Regierungspräsident Reto Wyss und der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler für rhetorische Glanzlichter.

Stephan Weber

Aufgrund der neusten Entwicklung der Corona-Fallzahlen wurde die für den 28. Mai anberaumte GV abgesagt und wie schon im Vorjahr auf schriftlichem Weg durchgeführt. Insgesamt wurden 368 gültige Abstimmungsformulare retourniert. Die hohe Rücksendequote zeigt das grosse Interesse an der Unternehmung.

Gutes Ergebnis, keine Dividende
Sämtlichen Anträgen des Verwaltungsrates wurde mit grosser Mehrheit zugestimmt. Das gilt für die Jahresberichte wie für die Rechnung und das Budget. Auch dem Verzicht auf die Auszahlung einer Dividende stimmten die Aktionäre zu. Aufgrund der indirekten Presseförderung des Bundes, von der auch die Lokalzeitungen «Willisauer Bote» und Seetaler Bote» profitiert haben, durfte die SWS Mediuen AG für das Geschäftsjahr 2020 keine Dividenden ausschütten.

Der Rechnungsabschluss fiel trotz der widrigen Umstände und zeitweiser Kurzarbeit auch im Pandemiejahr positiv aus, wie Geschäftsleiter Edi Lindegger in seinem Jahresbericht festhielt.  Verwaltungsratspräsident Franz Wüest bedankte sich in seinem Bericht bei der Geschäftsleitung und der Belegschaft für den Sondereinsatz und das Verständnis.

Neue Verwaltungsräte
Wiedergewählt wurden die bisherigen Verwaltungsräte: Franz Wüest, Ettiswil (Präsident); Adrian Nussbaum, Hochdorf (Vizepräsident); Hans Rudolf Imbach, Nebikon und Damian Müller, Hitzkirch. Neu in den Verwaltungsrat gewählt wurden Irene Tschupp Bättig aus Dagmersellen und Stefan Schärli aus Willisau. Irene Tschupp Bättig Ist Betriebs­ökonomin und Mediatorin. Sie arbeitet  als Verwaltungsrätin und Geschäftsleitungsmitglied im Familienunternehmen Oswin Bättig Architekten AG. Stefan Schärli, ebenfalls Betriebs­ökonom, ist Leiter der Generalagentur Willisau-Entlebuch der Mobiliar Versicherung. Bestätigt wurde auch die Revisionsstelle Truvag Revisions AG, Willisau.

Dank an Franz Zeder
Franz Zeder, Dagmersellen, scheidet nach über 30 Jahren aus dem Verwaltungsrat aus. Präsident Franz Wüest würdigte Zeder als «wertvollen, zeitkritischen Geist und Kollegen» und lobte neben den fachlichen Qualitäten auch seinen Humor. Als Treuhänder mit Zahlen vertaut, habe er den Gesamtblick für die Firma und für die Anliegen der Mitarbeitenden nie aus den Augen verloren. Den grossen Wandel, den das Unternehmen in den letzten Jahrzehnten vollzog, habe Franz Zeder stets kritisch-positiv begleitet und mitgetragen, so Wüest.

«Pflicht für die Regierung»
Regierungspräsident Reto Wyss gratulierte im Namen der Luzerner Regierung zum 100. Geburtstag. Der Rothenburger ist ein fleissiger Zeitungsleser. Er könne beim Lesen von regionalen Medien in Erfahrung bringen, wo der Bevölkerung der Schuh drückt, sagte er. Kritische Berichterstattung sei für ihn im Arbeitsalltag zentral. «Es öffnet uns Regierungsräten das Blickfeld und zeigt andere Perspektiven auf.» Der «Willisauer Bote» sei zwar für die Bevölkerung  in und um Willisau gemacht. Aber: «Er erreicht uns auch im Regierungsviertel mit seinen Geschichten.» Der Leitartikel etwa, der sei «Pflichtübung für alle Meinungsführenden, auch für die Mitglieder der Regierung.» Der «Böttu» leiste Qualitätsjournalismus auf Stufe Regionalzeitung – das verdiene Dank, Respekt und Anerkennung. Reto Wyss kam und ging nicht mit leeren Händen. Als Präsidialgeschenk brachte er einen goldprämierten Sbrinz mit. Ein Geschenk, das ideale passe. «Sie als Zeitung wie ich als Teil der Luzerner Regierung haben das gleiche Ziel: Generationen, Mentalitäten, Regionen, Links und Rechts zu verbinden», sagte Wyss, getreu seinem Präsidialjahres-Motto «Luzern verbinden».   

«Im Lokalen zählt das Leben»
Gespickt mit vielen klugen Worten und Sätzen waren die Ausführungen des Philosophen und streitbaren Publizisten Ludwig Hasler. Zu den Zeitungen hat der gebürtige «Möischterer» eine These: Wer vital konservativ lebe, finde sich eines Tages an der Spitze der Avantgarde wieder.  Er sagte: «Im Lokalen zählt das Leben. Nur hier weiss man, was es bedeutet, wenn etwa die Restaurant, die Läden, die Schulen dicht machen. Hier kennt man die Leute, die die Läden betreiben, man kennt die Eltern, die plötzlich die Kinder zuhause haben.» Die Demokratie lebe vom Streit. Diese sei am schlausten neutral organisiert, über ein kommunikatives Forum. «So wie der Willisauer Bote». Dieser sei professioneller Moderator. «Er informiert und organisiert den Streit der Meinungen und Interessen.» Das gelinge nur, wo er unabhängig wirke, glaubhaft. Beim Lokaljournalismus fliege ein Journalist rasch auf und sei erledigt, wenn er flunkere, verleumde oder beschönige. «Weil die Wahrheit gleich um die Ecke kommt. Vo hende före», sagte Hasler. Seine Schlussworte: «Regionale Medien sind der Sauerstoff einer lebendigen, einer prosperierenden Gesellschaft.»

Stefan Calivers/Stephan Weber

Wie das Unternehmen vor 100 Jahren entstanden ist
Den Grundstein für eine Luzerner Erfolgsgeschichte legte ein Aargauer. 1883 kam der aus Wohlen stammende Adolf Kuhn-Breitschmid als Schriftsetzer in die Druckerei des Willisauers Konrad Kneubühler. Dieser gab 1851 die erste Zeitung der Luzerner Landschaft heraus, das freisinnige Wochenblatt «Der Hinterländer». Doch Kuhn wollte sein eigener Herr werden. Im Frühjahr 1887 machte er sich selbstständig und gründete die «Buch- und Accidenz-Druckerei Ad. Kuhn». Für 1800 Franken kaufte er in Luzern eine Handhebelpresse samt Zubehör. Sie ist heute noch im WB-Gebäude zu bestaunen.

Am 14. Mai 1887 erschien die erste Nummer des «Willisauer Bote». Kuhn hatte aber nicht die Absicht, ein politisches Blatt zu schaffen. Sein Ziel war einzig ein Anzeigeorgan für das Gewerbe. Entsprechend prominent erschienen die Inserate: Die ersten beiden von vier Seiten des Wochenblatts waren dafür reserviert. Die folgenden zwei füllte Kuhn mit Beiträgen über lokale Ereignisse, gemischten Kurznachrichten aus dem In- und Ausland und gelegentlich dieser und jener moralischen und religiösen Betrachtung. Bis 1924 erschien der «Willisauer Bote» einmal pro Woche – jeweils samstags. Danach verliessen bis 1940 zwei Ausgaben pro Woche die Druckmaschine, anschliessend waren es bis 2004 deren drei.

Die wachsende Konkurrenz
Nach der Jahrhundertwende entstanden im Amt Willisau zwei neue Zeitungen, die beide in Reiden erschienen: 1902 der «Lokal-Anzeiger für Reiden und Umgebung» (ab 1904 «Der Oberwiggertaler»), 1913 die «Luzerner Nachrichten». Während der eher katholisch-konservative «Oberwiggertaler» ausdrücklich als neutral gelten wollte, bekannten sich die «Luzerner Nachrichten» offen zum Freisinn und nahmen rege an der politischen Auseinandersetzung teil. Die verschärfte Konkurrenz durch die Neuerscheinungen (1924 kam noch das «Willis­auer Volksblatt» dazu) veranlasste Kuhn, mit seinem «Willisauer Bote» ebenfalls Flagge zu bekennen. Er änderte den Untertitel in «Konservatives Organ und allgemeiner Anzeiger für das luzernische Hinterland und Umgebung». Am Inhalt indes änderte sich kaum etwas. Auch nicht, als das Geschäft 1916 nach dem Tod von Vater Adolf auf dessen Sohn Adolf Kuhn jun. überging.

Der Streit mit Partei und Kirche
Kuhn junior war zwar klar katholisch-konservativ eingestellt, gleichwohl relativ unpolitisch. Seine redaktionell wenig ambitionierte und vor allem unabhängige Haltung passte Vertretern von Kirche und konservativer Partei – der heutigen CVP – nicht. Es kam zu Reibereien und zu öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen. Vor allem Pfarrhelfer Stephan Troxler störte sich an Kuhns Haltung. Der Geistliche setzte sich engagiert für die «katholische Sache» ein und hatte in mehreren Vereinen wichtige Funktionen inne. Nun wollte er eine eigene Zeitung herausgeben, «dem konservativen Staatsdenken und dem christlichen Gedankengut verpflichtet». Konservative Politiker untersützten ihn bei diesem Vorhaben lebhaft. 1921 gründete er zusammen mit regionalen Parteiführern die Pressegenossenschaft Willisau. Diese bezweckte laut Statuten «…die Förderung und Unterstützung der katholischen Presse in den Gemeinden des Luzerner Hinterlandes und den übrigen Teilen des Kantons Luzern». Über den damaligen «Willisauer Bote» hielt das Protokoll fest: «Die Zeitung liegt in der Macht eines Einzigen und man sieht sich dem Wohl- oder Übelwollen seines Verlegers ausgeliefert und die bestehenden Verhältnisse erweisen sich je länger je mehr als unhaltbar».

Die «unfreundliche Übernahme»
Was folgte, war ein publizistischer Kleinkrieg auf dem Platz Willisau: An einer ausserordentlichen Generalversammlung beschloss die katholische-konservative Genossenschaft am 20. November 1920 die Herausgabe einer eigenen Lokalzeitung. Diese sollte «besonders die religiöse und soziale Stellung der Familie fördern, aber auch den politischen und wirtschaftlichen Fragen die gebührende Aufmerksamkeit schenken». Das neue Produkt erhielt den Namen «Die Familie» und erschien erstmals in der zweiten Dezember-Woche 1921. Gedruckt wurde es in einem Gebäude in der Nähe des Bahnhofs. Den dadurch entstandenen Übernamen «Vatikan» trägt dieses bis heute.

Doch das reichte der Genossenschaft nicht. Nun zeichnete sich ab, was Manager heute neudeutsch «Un­friendly Takeover» nennen – unfreundliche Übernahme. Denn trotz eigener Zeitung war das erklärte Ziel, den ­etablierten «Willisauer Bote» zu übernehmen. Mit dessen Verleger wurden laut Protokoll «zähe und nicht gerade zimperlich zu nennende Kaufs­verhandlungen» geführt. Schliesslich gab Adolf Kuhn nach. Der «Willisauer Bote» ging in die Genossenschaft über. «Die Familie» existierte noch ­einige Jahre als Beilage des WB ­weiter.

David Koller/Monika Wüest

Meilensteine
1921: Gründung der «Genossenschaftsdruckerei Willisau».
1922: Kauf der Verlagsrechte für die Lokalzeitung «Willisauer Bote» (gegründet 1887) sowie der Buchdruckereieinrichtung von Adolf Kuhn und Namenswechsel zu ­«Genossenschaft Buchdruckerei Willisauer Bote».
1951: Neue Statuten mit neuer Namensgebung: «Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung Willisauer Bote»,
2007: Übernahme der «S-Medien AG» mit Druckereien in Sursee und Hochdorf inkl. der Lokalzeitung «Seetaler Bote».
2008: Gründung der «SWS Medien AG» (Sursee-Willisau-Seetal) und der beiden Tochterfirmen Verlag und Print. Umstrukturierung zur Holding.
2010: Umwandlung der Genossenschaft «Willisauer Bote Medien und Print» zur Aktiengesellschaft.
2014: Gründung der Tochterfirma «SWS Medien AG Werbung». Zuvor war die Inserate-Aquirierung an die Firmen Publicitas bzw. Orell Füssli verpachtet.
2017: Änderung des Firmennamens von «Willisauer Bote Medien und Print AG» zu «SWS Medien AG».

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