Verstärkte Zusammenarbeit am Napf

Fünf Gemeinden des Napfberglandes beidseits der Kantonsgrenze Bern/Luzern haben sich zu einer engeren Zusammenarbeit gefunden. Dabei sollen die Potenziale zur weiteren Entwicklung des Napfberglandes als Lebens- und Wirtschaftsraum besser genutzt werden.

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Norbert Bossart

Die fünf Gemeinden Hergiswil, Luthern, Romoos, Sumiswald und Trub ziehen verstärkt am gleichen Strick. So haben die Gemeindepräsidenten das Projekt Napfbergland initiiert. Dies halten sie in einer gemeinsamen Medienmitteilung fest, die am Donnerstag die Redaktion erreichte. Die Gemeinden rund um den Napf würden mit ihrer dezentralen Besiedelung trotz der kantonalen, konfessionellen und kulturellen Unterschiede alle vor «denselben Herausforderungen» stehen. Die wirtschaftliche Basis der Napf-Gemeinden seien die Landwirtschaft, das Gewerbe mit einem starken Handwerk sowie der Tourismus. «Die Entwicklungspotenziale sind bedingt durch die Lage beschränkt», heisst es im Schreiben. Eine Erhöhung der Wertschöpfung sei durch «eine engere regionale Zusammenarbeit» in verschiedenen Bereichen sowie durch eine Stärkung des Tourismus möglich – dies über die traditionellen Grenzen hinweg. «Denn auch die Touristen und Gäste nehmen den Napf als eine Einheit wahr und orientieren sich beim Besuch nicht an Gemeinde- oder Kantonsgrenzen», begründen die Gemeindepräsidenten. Das Napfbergland mit seiner urtümlichen Landschaft und den sternförmig auslaufenden Tälern sei «ein beliebtes Naherholungsgebiet».
 

Grenzübergreifende Potenziale und Synergien nutzen

Die eingangs erwähnten Gemeinden verfolgen eine gemeinsame Strategie. Ziel ist eine stärkere gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit im Napfbergland. Mit dem Nachbarn «ännet dem Napf» habe man vorher wenig Kontakt gehabt, halten etwa der Luthertaler Gemeindepräsident Alois Huber (siehe auch Kasten «Nachgefragt») und sein Amtskollege Peter Aeschlimann aus Trub unisono fest. Alois Huber spricht von einem Blumenstrauss an vorhandenen Ideen und Vorschlägen sowie Chancen, aber auch Herausforderungen. «Es ist vieles vorhanden, aber nur gemeinsam lässt es sich nutzbar machen und umsetzen.» 

Huber wie Aeschlimann sind überzeugt: Im Napfbergland liegt einiges an Potenzial in touristischer wie auch in wirtschaftlicher Hinsicht brach, was auch helfen würde, die Abwanderung zu verhindern. Peter Aeschlimann präzisiert: «Die Kernfrage ist, wie dieses Potenzial für alle zielgerichtet genutzt werden kann, zum Beispiel um die Lebensqualität zu erhöhen.»

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Mit Struktur an die Umsetzung der Themen

Die gemeinsame Basis wurde im Rahmen eines Projekts mit Unterstützung der Neuen Regional-Politik (NRP) erarbeitet. Laut Medienmitteilung wurde ein Zielbild definiert, wie sich das Napfbergland künftig entwickeln soll. Die Themen seien erstens die Identität der Dörfer in ihrer vielseitigen Funktion, zweitens die wirtschaftliche Basis und ergänzende Erwerbsmöglichkeiten zur Landwirtschaft, drittens raumplanerische Bedingungen und viertens der erwähnte Tourismus sowie die entsprechende Mobilität im Napfbergland. Noch in diesem Jahr solle mit der Umsetzung der Themen gestartet werden. 

 

Ein Verein und eine Napfkonferenz

Die Gründung eines Vereins mit weiteren Gemeinden rund um den Napf und einer Geschäftsstelle zur Ausarbeitung und Koordination der Projekte stehe bevor. Jährlich wird zudem die Durchführung einer Napfkonferenz angestrebt. Diese soll gemäss der Medienmitteilung «den Zusammenhalt des Napfberglandes stärken» und «eine schweizweite Ausstrahlung» haben. pd/-art.

«Ein Meilenstein»

Der WB sprach mit Alois Huber, 50, Gemeindepräsident von Luthern, über die verstärkte Zusammenarbeit am Napf.


Was zeichnet das Projekt «Napfbergland» aus?

Bisher haben die Gemeinden nur ihre eigenen Trümpfe vermarktet, ihr eigenes Gärtchen gepflegt. Neu wird am Napf über die Gemeinde- und Kantonsgrenze hinaus zusammengearbeitet. Dieser Schulterschluss ist ein politischer Meilenstein. Chancen und Probleme werden künftig gemeinsam angegangen. Denn diese sind vielerorts ähnlich. Mit vereinten Kräften lässt sich im Napfbergland mehr erreichen.

Wo zum Beispiel?

Etwa im Tourismus. Wir setzen allesamt auf den sanften Tourismus und werden nun die Angebote um den Napf vernetzen. So können wir eher Gäste gewinnen, die nicht nur eine Tageswanderung machen, sondern länger in der Region verweilen  – hier schlafen, essen, einkaufen. Kurz: für mehr Wertschöpfung sorgen. Dazu benötigen wir genügend Übernachtungsmöglichkeiten. Solche wollen wir vermehrt auch auf Höfen ermöglichen. Dazu gilt es die raumplanerischen Voraussetzungen zu schaffen. Hierfür lässt sich gemeinsam erfolgreicher lobbyieren.

Auch Probleme will man gemeinsam meistern. Die da wären?

Etwa die Parkiererei an den Einstieg zu Wanderwegen oder bei Ausflugszielen. So herrschen beispielsweise auf dem Menzberg, im Luthern Bad oder in der Enziwiggere an Spitzentagen regelmässig chaotische Zustände. Wir wollen die Parkplatzbewirtschaftung um den Napf ähnlich regeln, auch in der Gebührenfrage. Nur so wird das Problem nicht von einem zum andern Ort verlagert. Gleichzeitig streben wir die stärkere Nutzung des öffentlichen Verkehrs an. Rollt weniger Verkehr, bleibt die Lebensqualität vor Ort erhalten und die Umwelt wird geschont. Das ist im Interesse aller.

Norbert Bossart

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