St. Johann feiert goldenes Jubiläum

Das Alters- und Pflegeheim St. Johann feierte am vergangenen Sonntag sein 50-jähriges Bestehen mit einem Street-Food-Festival. Der Anlass lockte ein grosses Publikum an. Rund ums St. Johann herrschte eine unbeschwerte Jahrmarktstimmung.
 

 

Für das 50-Jahr-Jubiläum des St. Johann rückten die Organisatoren den Fokus auf Jung und Alt. Sie und nicht Reden standen im Mittelpunkt des Fests. Geografisch liegen die Jugend und die Senioren in Hergiswil nicht weit auseinander: hier das Schulhaus Steinacher und einen Steinwurf entfernt das Alters- und Pflegeheim St. Johann. Bereits bei der Einweihung des St. Johann vor 50 Jahren wies der Baukommissionspräsident Hans Dubach in seinem Begrüssungswort auf die Nähe von Schulhaus und Altersheim hin. «Beide zusammen bilden das Alpha und Omega oder Anfang und Ende des Lebens. Zwischen diesen beiden Häusern steht die kurze Zeit des Lebens, in dem der Mensch arbeitet, nach Erfolgen ringt, aber auch viele Enttäuschungen einstecken muss», hielt er fest.

Food-, Getränke- und Marktstände
Um in den Genuss des vielseitigen Food- und Getränkeangebots zu kommen, konnten an drei Kassen Geld-Bons gekauft werden. Aus der Küche des St. Johann konnten Burger und Pommes Frites sowie Älplermagronen genossen werden. Zwei Foodtrucks boten einerseits Wähen und Quiches, andererseits indische Speisen an. An anderen Ständen konnten Getränke und feine Desserts genossen werden. Die Blaskapelle Napfgold, die Ländlerkapelle Echo vom Schwandbode, das Trio Alphorntön Sursee-Oberkirch-Ruswil, die Beef-Örgeler, die jungen Gupförgeler und eine Drehorgel sorgten für eine abwechslungsreiche Klangkulisse. Im Gartenhaus Romantica stand eine Bar zur Verfügung.
An den Marktständen der Napf-Kräuter GmbH, der Neuen Napfmilch AG und von Karin Marti wurden einheimische Produkte präsentiert und zum Kauf angeboten. Am Stand der Neuen Napfmilch AG konnten Kinder ihr eigenes Joghurt mischen. Nastasia Wiprächtiger sowie die beiden Mitarbeiterinnen des St. Johann, Astrid Kurmann und Patricia Tribelhorn, verkauften an ihren Ständen selber hergestellte Bastelarbeiten. Auch die Aktivierungsgruppe des St. Johann verkaufte Produkte, welche sie selber gestaltet hat, von Gestricktem und Schmuckstücken bis zu Mitbringseln. Hinzu kamen einige auswärtige Anbieter von Bastelarbeiten. Wer Glück hatte, konnte an einer Tombola einen schönen Preis gewinnen.

Besondere Attraktionen
Die Motorsägekünstler Martin Theiler und Tom Benz zeigten ihre Holzkunst. Die Besucher konnten Oldtimer-Fahrten in einem Citroën Traction Avant, einem zwischen 1934 und 1957 gebauten Auto, nach Willisau und zurück geniessen. Für eine entspannte Fahrt durch das Dorf standen zwei Rikschas zur Verfügung, die mit einem Fahrrad angetrieben wurden. Und was wäre Hergiswil ohne sein legendäres Napfgold? Am Stand von Hergiswil Tourismus konnten zukünftige Goldwäscher dieses Hobby schon mal ausprobieren. Auf der Wiese südlich des Kinderspielplatzes beim St. Johann konnten einige Oldtimer-Traktoren sowie ein BMW Isetta, ein Rollermobil, welches von 1955 bis 1962 gebaut wurde, bestaunt werden. Kinder erhielten gratis einen Ballon und die leuchtende Farbe und flauschige Optik der Zuckerwatte zogen sie in ihren Bann.
An einem Stand der Kirche konnten Interessierte mit Vertreterinnen und Vertretern des Kirchenrats, Pfarreirats sowie Pastoralraums ins Gespräch kommen. In der Kapelle des St. Johann wurde eine Oase der Stille eingerichtet. Auch im Bereich Sport wurde etwas geboten: Der Junioren-Darts-Schweizer-Meister 2022 Ivan Jenni erklärte Interessierten die wichtigsten Regeln beim Dart. Für alle bestand die Möglichkeit, selber kleine Pfeile auf die Zielscheibe zu werfen, um möglichst viele Punkte zu erzielen, um so die anfänglich vorhandenen 501 Punkte bis auf null abzubauen. Spannende Duelle und viel Spass waren garantiert.

Das Geburtstagsgeschenk
Ganz ohne Rede ging es dann doch nicht. Um circa 14 Uhr bedankte sich Sozialvorsteherin Monika Kurmann bei all jenen, welche vor über 50 Jahren weitsichtig den Bau des St. Johann geplant haben. Die Rednerin lobte die Entwicklung des Hauses in den letzten 50 Jahren und dankte den aktuellen Mitarbeitenden für ihre hervorragende Arbeit. Im Weiteren bedankte sie sich bei den Organisatoren des Festes, den Standbetreibern und Helfenden. Sie dankte den Gästen, Bewohnerinnen und Bewohnern für ihre Teilnahme am Fest. Wie es sich bei einem Geburtstag gehört, kam die Sozialvorsteherin mit einem Geschenk. Das St. Johann erhielt ein geschnitztes Lamm aus Eichenholz als Symbol der Verbundenheit mit der Einwohnergemeinde, deren Wappen ein Lamm zeigt. Der talentierte Holzkünstler Martin Theiler hatte es im Voraus angefertigt. Heimleiter Peter Heer hatte die Ehre, die Skulptur zu enthüllen.
Anschliessend wurde das Strickvelo, ein von der Bewohnerin Christine Bisig liebevoll mit buntem Wollmantel gestaltetes Fahrrad, durch Auktionator Stephan Schärli versteigert. Die Gant nahm schnell Fahrt auf, sodass das Kunst­objekt schliesslich 500 Franken in die Kasse des Bewohnerfonds spülte. Und: Das Strickvelo bleibt in der Gemeinde.

von Peter Helfenstein

 

 

Von der abgelegenen Mörisegg ins Dorf

Die Baukommission für das St. Johann 1973. Armenpfleger Hans Dubach (vorne zweiter von links) war Präsident der Baukommission. Isidor Kunz (links oben) ist das einzige noch lebende Mitglied der damaligen Baukommission. Foto zvg

Geschichte Im Editorial seiner Festschrift «Kleine Geschichte des Armenwesens in Hergiswil bei Willisau», zum 30-Jahr-Jubiläum des St. Johann schrieb der ehemalige Lehrer Hans Pfäffli im Jahr 2003: «Am Anfang steht die Gründung der sogenannten Munizipalgemeinden, welche um 1803 die politische Verantwortung für die armen und kranken Leute übernehmen mussten. Die Gemeinde Hergiswil wusste lange nicht, wie sie diese soziale Aufgabe angehen musste, denn sie kostete enorm viel Geld. Erst nach langem Gerangel um einen geeigneten Standort und mit gehörigem Druck aus Luzern fand man 1862 endlich eine Lösung. Man entschloss sich, auf der Mörisegg ein grosses Bauerngut als Armen- und Waisenanstalt einzurichten. Dieses Haus diente Armen, Waisen und Kranken in der Folge mehr als 100 Jahre als Unterkunft. Ein Blick in die Archive zeigt jedoch, dass die Leute darin oft wie Gefangene gehalten wurden. Das änderte sich aber radikal mit dem Umzug von der Mörisegg ins moderne und weltoffene Altersheim St. Johann.» In der Broschüre schrieb Hans Pfäffli: «Die Frage des Standortes für das neue Alters- und Bürgerheim gab nicht nur in der Baukommission, sondern auch in der Bevölkerung viel zu reden. Viele Leute wollten den Neubau nicht im Dorfe haben, weil sie befürchteten, die Insassen des Hauses könnten das Dorf und vor allem die Gaststätten unangenehm bevölkern. Dabei wurde ganz einfach übersehen, dass die neue Zeit nicht ein Armen- und Waisenhaus, auch nicht ein Bürgerheim brauchte, sondern ein schönes, neuzeitliches Altersheim. Ein Heim, in dem alle Pensionäre familiäre und liebevolle Aufnahme und fachmännische Betreuung finden und so lange als möglich am Dorfleben und Dorfgeschehen teilnehmen können.»

Das Bauvorhaben Altersheim St. Johann ist das Werk des Armenpflegers Hans Dubach, Gemeindepräsident, Gasthof zum Löwen. Jahrelang befasste er sich mit dem Gedanken eines Neubaues. Ein Bau auf dem Hofe Mörisegg kam für ihn überhaupt nicht infrage. Es musste ein neues Heim werden, und es musste im Dorfe stehen. Die Pensionäre sollten in Einzelzimmern mit separatem WC und Balkon wohnen können. Sicher waren damit nicht alle Hergiswiler einverstanden. Für viele war dies zu modern und zu wohnlich, lebten doch viele Leute damals noch wesentlich einfacher und bescheidener auf ihren Höfen oder in ihren Wohnungen. Aber Hans Dubach dachte weiter. Die zukünftigen Bewohner des Heimes waren für ihn die normalen Bürger der Gemeinde. Diese sollten hier freiwillig – oder durch die Umstände gezwungen – ihren Lebensabend verbringen dürfen. Er sah auch, dass diese neuen Bewohner dank der AHV bereit waren, für ihre Unterkunft und für eine allfällige Pflege zu bezahlen. Darum musste es ein wohnliches und auch neuzeitlich eingerichtetes Haus werden. ph.

Plain text

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • HTML - Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Web page addresses and email addresses turn into links automatically.