Das royale Zunftmeisterpaar

Andreas und Lisa Hofstetter führen die Säulizunft Stettenbach-Grosswangen dieses Jahr durch die fünfte Jahreszeit: In Grosswangen geht es königlich zu und her.

Lisa und Andreas Hofstetter vor ihrem Zuhause in der Grosswanger Pintenmatte – zwischen ihnen eine als Geuggel verkleidete Puppe. Foto Hubert Stäger
 

von Hubert Stäger

Wer die Grosswanger Feldstrasse entlangfährt, kann es eigentlich gar nicht verfehlen. Schon in der Einfahrt in die Pintenmatte steht eine Buche, an deren Baumkrone statt Blätter ganze Velos und Bikes hängen.

Weiter zieren «Fasnachtsgrende» und farbige, grosse Konfetti die Weiterfahrt ins Quartier, bis man schlussendlich vor dem Haus steht. Noch mehr bunte Konfetti, lebensgrosse Fasnachtsfiguren und die gehissten Fahnen der Säulizunft Stettenbach-Grosswangen lassen keine Zweifel aufkommen – hier wohnt das diesjährige Zunftmeisterpaar.

«Es ist für uns eine riesige Ehre, die Zunft im Dorf zu vertreten», sagt Andreas Hofstetter (57). Seine Frau Lisa Hofstetter (58) pflichtet ihm bei. Die beiden wurden am 5. Januar am Zunftbot im Grosswanger Ochsen als Zunftmeisterpaar inthronisiert. Doch wie wird man Zunftmeister der Säulizunft?
 

Ein straffes Programm

«Im Sommer bat mich der damalige Zunftmeister Peter ‹Zücku› Zurkirch, ein Blick auf sein Navi zu werfen», erzählt der Informatiker Andreas Hofstetter. «Ich ahnte lange nichts.»

Auch als der Zunftmeister gross zum Nachtessen auftischte und Präsident Hans Bühler vermeintlich spontan dazu stiess, realisierte das Zunftmeisterpaar noch nicht, was vor sich ging.

Doch schlussendlich: «Als der Präsi uns fragte, ob wir das Zunftmeisterpaar 2024 sein wollen, haben wir sofort zugesagt.»

Lisa Hofstetter hatte auch schon ein Motto in der Hinterhand. Die Säulizunft feiert einen «Carneval Royal», eine königliche Fasnacht. «Das Motto lässt viel Spielraum für kreative Kostümideen», erklärt Lisa Hofstetter.

Diesen Spielraum hat sie auch gleich ausgenutzt. Kurzerhand hat sie ihr eigenes Kleid genäht und auch einen Rock für die Kanzlerin Jaqueline Thalmann-Meyer kreiert. Und diese königlichen Kleider kommen schon bald rege zum Einsatz: Etwa am Meistertag, wo das Zunftmeisterpaar Gäste zu Speis und Trank einlädt, an diversen Anlässen der Nachbarszünfte, an Umzügen oder an den Besuchen des Kindergartens und des Altersheims.

«Auf den Meistertag freue ich mich besonders», so der Zunftmeister. «Ich habe überall Einladungen deponiert, doch wer kommt, weiss ich nicht. Die Spannung steigt.» Für Lisa Hofstetter gilt: «Ich freue mich jeweils immer auf den nächsten Anlass.» Auf alle Fälle ist der Terminkalender über die Fasnacht reichlich gefüllt. Doch hat das Meisterpaar ein Rezept, um das straffe Programm zu bewältigen?
 

Eine kleine Familie

«Die Freude überwiegt jeweils die Müdigkeit», antwortet Hofstetter. «Deshalb einfach geniessen und immer auf den Beinen sein.» Und für etwas habe er den geschnitzten Säuligrind als Meisterinsigne, der an seiner Stelle etwas schlafen könne.

Hinzu kommt, dass die Hofstetters reichlich Erfahrungen mit den närrischen Tagen haben. Andreas Hofstetter ist seit 15 Jahren in der Zunft, als Tintenknecht seit sieben Jahren im Zunftrat und gehörte schon drei Mal dem Umzugs-OK an.

Lisa Hofstetter gehört offiziell zwar erst seit 2018 zur Zunft, ist jedoch schon seit 15 Jahren mit ihrem Ehemann und der Zunft an der regionalen Fasnacht unterwegs. «In der Säulizunft haben wir viele Freunde. So können wir an der Fasnacht jederzeit eine Kilbi starten», hält Lisa Hofstetter fest. «Wir sind eine kleine Familie, helfen uns immer gegenseitig», so der Zunftmeister.

Der lebende Beweis wurde kurz zuvor erbracht, als das Klingeln des Telefons das WB-Gespräch kurzzeitig unterbrach: Eine Zünfterin fragte, ob sie ein Dessert an den bevorstehenden Meistertag mitbringen könne. Doch was machen die beiden, wenn sie mal nicht mit den Vorbereitungen für den Meistertag oder anderen Fasnachtsangelegenheiten beschäftigt sind?
 

Ein fahrendes Hotelzimmer

«Wir sind gerne mit unserem Wohnwagen unterwegs», berichtet Lisa Hofstetter. «Üses fahrende Hotelzemmer.» Häufig führt die Reise an den Fribourger Schwarzsee, wo die beiden ein kleines Ferienhäuschen haben. Dort steigt Andreas Hofstetter gerne mal aufs Bike. «Man sieht mit keinem Fortbewegungsmittel mehr als mit einem Bike.»

Obwohl Lisa Hofstetter auch ab und zu E-Biketouren unternimmt, beschäftigt sie sich im Ferienhaus lieber etwa mit Dekorieren. Jedenfalls: «Ein Hotelzimmer können wir uns nicht vorstellen.» Dies, obwohl der Grossteil der Familie die Ausbildungen in der Gastronomie absolvierte.

Von den drei Kindern Marco (Einkäufer, 29 Jahre alt), Robin (Koch, 25) und Patrizia (Köchin, 31) arbeiten zwei in der Gastrobranche. Lisa Hofstetter lernte einst Restaurationsfachfrau. 2019 machte sie jedoch ihre Leidenschaft für Kleider und das Schneidern zum Alltag. Sie führt einen Kostümverleih in Grosswangen. «Schon vorher habe ich oft für Fasnächtler Kleider genäht – meine 30-jährige Lehre als Schneiderin.»

Andreas Hofstetter ist gelernter Koch und Hotelfachmann. Heute arbeitet er als Informatiker und Mitglied der Geschäftsleitung in der Strub Swiss Tribology AG in Reiden, die Kühlschmierstoffe für die Metallbearbeitung herstellt. Eigentlich ein Widerspruch: «Ufem Födle hocke oder e rechtige Bürogommi z'sii, werdi nie lehre.»

Hinsichtlich der Fasnacht ist das eigentlich auch egal. Denn Sitzleder ist dann höchstens in der royalen Kutsche am Umzug gefragt.

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