Nachruf

25. Oktober 2018

Walter Regli

Geuensee

Walter, einige von uns sind ein ganzes Leben mit dir gegangen. Andere haben dich ein Wegstück begleitet, viele auch nur ein paar Schritte. Was uns allen bleibt, ist, dass du liebenswürdig, menschlich, korrekt, unkompliziert - einfach einzigartig warst.

Geboren wurde Walter als jüngstes von fünf Kindern am 8. Oktober 1964 in die Tierarztfamilie von Kurt und Frieda Regli-Achermann in Willisau. Wohlbehütet und umsorgt durfte er eine glückliche Kindheit erleben. Besonders die Haushalthilfe Lisbeth hat sich liebevoll seiner angenommen. Auch nach ihrer Heirat hat sie ihn einmal pro Woche bekocht. Sein Lieblingsessen zu dieser Zeit war Kalbskopf an Tomatensauce.

Walter besuchte die Primarschule in Willisau-Land und wechselte anschlies­send an die Kantonsschule Willisau. In dieser Zeit hat er sich aktiv als Ministrant und vor allem in der Pfadi Willisau engagiert. Gemeinsam mit seinem Bruder Hanspeter genoss er viele Pfingst- und Sommerlager.

Über Jahre war er in jeder freien Minute in Andermatt im Altkirch anzutreffen. Als Schüler und als Student verbrachte er im «Schibli» Stunden um Stunden in der Küche, hinter dem Buffet oder am Stammtisch. Mit dem Personal ergaben sich schöne Freundschaften und Walter war immer willkommen in Andermatt. Wir erinnern uns, wie er jeweils am letzten Ferientag, nachts mit einem der letzten Züge, zuhause ankam, um am nächsten Tag wieder zur Schule zu gehen.

Die Gymnasialzeit schloss er erfolgreich mit der Matura in Sursee ab. Für das anschliessende Studium der Veterinärmedizin zog er nach Zürich.

Dort schloss er nach fünf Jahren sein Studium erfolgreich ab. Leider hat ihn die Allergie auf Tierhaare daran gehindert, die Praxis seines Vaters zu übernehmen. Deshalb entschied er sich, sich dem Laborstudium zu widmen. Die Thematik seiner Dissertation führte ihn nach Neuseeland, wo er Wasserproben mikrobiologisch untersuchte.

In der Pfadi lernte er auch seine spätere Frau Anita Künzli kennen und lieben. Aus dieser Beziehung wurde im Juni 1988 ihre Tochter Rebecca geboren.

Nach seiner Zeit in Neuseeland kam er mit Rebecca wieder in die Schweiz zurück. Er nahm Wohnsitz in Sursee in der Nähe seiner Schwiegereltern Margrit und Werner Künzli, um für Rebecca als alleinerziehender Vater die Voraussetzungen zu schaffen, damit sie Tag und Nacht innerhalb der Familie betreut war. In dieser Zeit arbeitete er beim Institut für Virologie in Mittelhäusern. Anschliessend wechselte er zur Diavet nach Richterswil.

Am 24. September 2007 gründete Walter ein eigenes Labor für Veterinärdiagnostik. Diesen Entscheid unterstützte seine Familie mit allen Möglichkeiten. In Geuensee fand er dazu die geeigneten Lokalitäten. Der Start in die Selbständigkeit war ein harter und steiniger Weg. An sieben Tagen die Woche hat er für seine Kundschaft, sein Team und sein Labor gearbeitet.

Der grosse Durchbruch gelang vor zwei Jahren, als er eine engagierte Kollegin ins Team holen konnte. Im Moment sind in diesem Labor 20 Personen beschäftigt. Das Team des Labor zentral wurde zu seiner zweiten Familie. Einige Angestellte begleiteten ihn seit der Firmengründung. Die Wertschätzung, die Walter in seinem Labor entgegengebracht wird, äussert sich auch auf der Homepage des Labors. Da ist zu lesen: Wir verlieren einen lieben Freund, einen engagierten Chef, einen hervorragenden Mikrobiologen, einen kompetenten Kollegen, aber auch einen vielseitigen weltoffenen Menschen.

Wie wichtig ihm sein Labor und seine Arbeit waren, durften wir aus einem persönlichen Schreiben erfahren. (Zitat: «Es war schon kurz vor Feierabend und wir benötigten dringend Labormaterial. Walti versicherte mir, dass sie das schon hinkriegen würden. Eine Stunde später hiess es, der Kurier sei schon eingetroffen. Als ich mich bedanken wollte, stand ein verschwitzter Velokurier vor mir, aber es war nicht irgendeiner, nein es war Walti höchstpersönlich. So war Walti halt!»)

Walter war mehrmals ein grosszügiger Gastgeber für seine ganze Familie in seiner Wohnung in Geuensee. Alle freuten sich am Essen und an der unkomplizierten Gastfreundschaft. Die Nichten und Neffen genossen das Essen, das gemeinsame Spiel, die Diskussionen, die ansteckende Heiterkeit und den speziellen Humor von Walter.

Walter besuchte seine Eltern in Wil­lis­au so oft es ging. Am Sonntagnachmittag erschien er zu Kaffee und Kuchen und absolvierte dann den erholsamen Mittagsschlaf. Legendär war auch, dass er für die Eltern am 24. Dezember das Weihnachtsessen Fondue chinoise gekocht hat. Als die Eltern nach Andermatt ins Betagtenheim zogen, hat er sie dort regelmässig besucht.

Vier Göttikinder durfte er begleiten, Thomas und Katharina als Taufgötti, Hanspeter und Maurus als Firmgötti. Mit ihnen hatte er einen sehr engen Kontakt und hat sich stets an ihren persönlichen oder beruflichen Erfolgen gefreut.

Im Jahre 2014 und 2017 hat ihm seine Tochter die beiden Grosskinder Shrila und Sarvshresth geschenkt.

Walter liebte die Musik. Wann immer möglich, besuchte er mit Verwandten oder Bekannten Konzerte in unterschiedlichen Musikstilen. So war er in diesem Jahr am Jodlerfest in Schötz anzutreffen. Er mochte auch die Konzerte des Osterfestivals in Andermatt. Mozart con Tromba, Messias in englischer Sprache oder World Brass sind drei Konzerte, die er mit seiner Schwester besucht hat.

Eine neue Herausforderung hat er vor Kurzem angenommen, indem er einen Kurs besuchte, um seine Französischkenntnisse aufzubessern.

In den letzten Jahren hat er für sich die Natur als Erholungsraum entdeckt. Zu Fuss, per Bike und im Winter auf dem Snowboard war er vor allem in seinem geliebten Urserntal unterwegs. Ein einmaliges Erlebnis für ihn war, als er an einem seiner Geburtstage die Schafhirte Unteralp vom Vermighelboden nach Andermatt begleiten durfte. Das Zusammenspiel von Schafen, Hirten, Hunden hat ihn sehr beeindruckt.

Dies bekräftigte ihn in seinem Entschluss, nach seiner Pensionierung den Lebensabend in seinem Heimatort Andermatt zu verbringen. So hat er sich bereits nach einer eigenen Wohnung umgeschaut. Dass er so schnell seinen Platz in Andermatt finden würde, hat niemand geahnt. In seinen geliebten Urner Bergen, nach einer eindrücklichen Tour mit seinem Bruder Kurt auf den Bristen hat Gott ihn zu sich geholt.

In grosser Dankbarkeit für die schönen Momente, die Gespräche und den gemeinsamen Lebensweg, geben wir Walter zurück in Gottes Hand.

Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eurem Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter.