Nachruf

24. März 2022

Marie Herger-Birrer

Reiden

Marie wurde am 15. Oktober 1927 als zweitältestes Kind von Anton und Anna Birrer-­Erni im Bösegrämse, Romoos, geboren. Mit ihren drei Schwestern und vier Brüdern erlebte sie eine glückliche, aber auch entbehrungsreiche Kindheit. Die Schule besuchte sie im Dorf Romoos. Nach sieben Jahren Schulzeit hiess es für Marie anpacken. Sie war ihrer Mutter eine äusserst wertvolle Stütze und auch die Mithilfe bei Nachbarn war willkommen.

Im Jahr 1941 kam sie als sogenanntes «Erntemeitli» zu Familie Dissler auf den Bauernhof Hiltenberg in Wolhusen. Dort gab es nebst den Arbeiten auf dem Feld auch in der Küche und im gros­sen Garten viel zu tun. Während dieser Zeit des Zweiten Weltkrieges waren die Frauen doppelt gefordert, denn die Männer mussten mit den Pferden Militärdienst leisten. Trotz dieser strengen Zeit gefiel es Marie, sie wurde von der Familie Dissler sehr geschätzt und erzählte gerne von diesen acht Jahren auf dem Hiltenberg.

1948 zügelte Familie Birrer ins Lingetli. Der Vater konnte diese Liegenschaft von seinem Bruder Theodor in Pacht nehmen. Hier lernte Marie ihren Mann Noldi Herger von der «Vogelsmatt» kennen und lieben. Am 23. Mai 1949 läuteten in Hasle die Hochzeitsglocken. Bis 1957 bewirtschafteten sie die «Vogelsmatt». Im gleichen Jahr konnten sie die Liegenschaft «Schlatt» im Reidermoos käuflich erwerben. Zusammen mit Sepp Vetter, der seit 1944 bei Familie Herger ein Zuhause gefunden hatte, bewirtschafteten sie den Bauernhof.

Auch im Leben von Marie gab es schöne und traurige Ereignisse. Sehr prägsam war im Jahr 1968 der 2-tägige Ausflug des Landwirtschaftlichen Verbandes Reiden. Beim Zusammenstoss zweier Züge bei St. Léonard verloren zehn Männer und Frauen aus Pfaffnau ihr Leben. Marie erlitt beim Aufprall eine schwere Knieverletzung und musste einige Zeit in Sion in Spitalpflege verbringen.

Im Jahr 1971 entschieden sie sich, die Liegenschaft «Schlatt» in jüngere Hände zu übergeben und verkauften diese dem Neffen von Noldi, an Bartli Arnold. Marie und Noldi zogen gemeinsam in die Käserei Hintermoos. Noldi arbeitete in der nahen Sägerei und hat nebenbei die Milchsammelstelle betrieben. Marie führte während 24 Jahren den Spezereiladen. Dabei ging sie gerne auf individuelle Wünsche ein und schätzte den Kundenkontakt sehr. 1985 reisten Marie und Noldi zusammen mit Bartli und Agnes zu Verwandten nach Kanada. In Quebec besuchten sie während drei Wochen die Familie Sepp und Monika Arnold. Fernab von der Heimat haben sie verschiedene landwirtschaftliche Betriebe besichtigt und auch Sehenswürdigkeiten wie die Niagarafälle bestaunt.

1994 gaben sie ihre Tätigkeiten auf und erwarben in Langnau eine Eigentumswohnung. Marie freute sich, wenn sie Kinder hüten konnte und dabei ihnen auch noch das Jassen oder Stricken beibringen durfte. Mit viel Hingabe pflegte sie stets ihren prächtigen Garten. Besonders stolz war sie auch auf die wunderbar blühenden Blumen.

Für Marie war der Kontakt zu Verwandten und Bekannten immer wichtig. Besondere Freude konnte man ihr mit einem feinen Romooser-Birnenweggen bereiten. Sie war bis ins hohe Alter aktiv, sei es im Altersturnen oder auch bei zahlreichen Wanderungen. Die täglichen Spaziergänge gehörten zum Ritual, wie das Milch holen bei Familie Räber im Lindenhof. Die Geselligkeit beim Jassen war ihr besonders wichtig. Gute Karten, sprich «Trümpfe in der Hand» und ein geschicktes Spielen krönte sie bei den Senioren gar zur Jasskönigin.

Einschneidend war für sie der Tod ihres geliebten Ehemannes Noldi im Jahr 2006. Man merkte, das Alleinsein fiel ihr schwer. Halt fand sie im Rosenkranzgebet und auch die Teilnahme an Gottesdiensten war ihr wichtig.

Aufgrund ihrer ausserordentlich guten Gesundheit durfte Marie sehr lange selbständig in ihrer Wohnung leben. Kurz nach ihrem 93. Geburtstag entschied sie sich, nach Reiden ins Alters- und Pflegezentrum Feldheim zu zügeln. Die vielen Einschränkungen aufgrund der Pandemie setzten ihr zu. Sie genoss deshalb die täglichen Spaziergänge besonders, welche sie allein oder mit vertrauten Bekannten unternahm. Wenn sie Besuche im Heim erhielt, waren diese für Marie eine willkommene Abwechslung und eine unschätzbare Bereicherung. Von ihrem Sturz am 2. Februar 2022 konnte sie sich nicht mehr erholen. Der erlittene Oberarmbruch schwächte sie sehr. Am frühen Montagmorgen, am 14. Februar 2022, schlief Marie für immer friedlich ein und kehrte vertrauensvoll zum Schöpfer zurück.

Liebes Marie, wir danken dir für all die Zeit und schönen Momente, die du in deinem Leben mit uns geteilt hast. Vereint mit Noldi gönnen wir dir die ewige Ruhe.