Nachruf

27. Januar 2022

Marianne Fischer-Egli

Grosswangen

Mama erblickte am Samstag, 25. Mai 1929, im Figlisberg, Nottwil als drittes von sieben Kindern das Licht der Welt. Sie erlebte eine sehr schöne, besonders aber während den Kriegsjahren auch arbeitsintensive Kindheit.

Schon früh hatte sie ausgesprochen geschickte Hände. Sie war eine Meisterin in sämtlichen Handarbeiten. Dazu hatte sie auch eine grosse Begabung fürs Malen, was sie bis ins hohe Alter mit sehr schönen Werken bewies. Ihr kreatives Können stellte Mama immer auch sehr gerne in den Dienst der Gemeinschaft. So dekorierte sie die Kirche in Grosswangen für spezielle Anlässe oder verschönerte Vereinskonzerte mit farbigen Blumengestecken. Ihr ganzes Leben lang hatte sie ein ausgeprägtes Flair für alles Schöne. Mama war eine Ästhetin durch und durch. Wir alle haben sie als immer gut und chic gekleidete Frau in Erinnerung. Ihre wichtigste Passion aber war das Kochen. Sie kreierte unzählige Rezepte, die sie gerne in ihren Kochkursen mit den Kursteilnehmerinnen teilte. Als hervorragende Köchin war sie auch eine umsichtige und beliebte Gastgeberin. 

Nach der Primarschule in Nottwil besuchte sie die Sekundarschule in Ruswil. Ihren beruflichen Werdegang begann sie mit dem Handarbeitsseminar in Ingenbohl, welches sie mit Bravour bestand. Unmittelbar danach absolvierte sie auch noch das Hauswirtschaftsseminar, das sie ebenfalls sehr erfolgreich abschloss. Mit zwei Abschlüssen im Rucksack, begann sie mit 23 Jahren an der landwirtschaftlichen Schule in Willisau als Hauswirtschaftslehrerin zu unterrichten. Weltoffen und wissbegierig war Mama immer und so wollte sie auch das Ausland kennenlernen. Sie verbrachte in ihren Mittezwanzigern ein Jahr im Haushalt eines Bauernhofs in Dänemark. Viele Freundschaften aus dieser Zeit hielten ein Leben lang und ein Sommer ohne Gäste aus Dänemark war für uns Kinder fast nicht vorstellbar. Auch blieb der hohe Norden das beliebteste Urlaubsziel unserer Eltern.

Mama heiratete im Hebst 1956 Franz Fischer. Damit erfolgte der Umzug in den Schutz in Grosswangen. In den darauffolgenden Jahren kamen ihre fünf Kinder zur Welt. Nebst der Führung eines grossen Haushaltes, immer mithilfe einer Lehrtochter, gab sie schon früh wieder Kochkurse und war auch als Prüfungsexpertin für die Hauswirtschaftslernenden tätig. Mama war in einigen Aspekten eine Pionierin. So setzte sie sich sehr aktiv im Jahr 1971 für die Annahme des Frauenstimmrechts ein. Früh schon, als noch niemand vom Wiedereinstieg von Müttern ins Berufsleben sprach, begann sie wieder zu unterrichten. Zuerst an der Sekundarschule in Grosswangen. Danach an der Berufsschule für die Hauswirtschaftslernenden. Die Lehrtätigkeit führte sie auch noch weit über ihr Pensionsalter hinaus weiter. Sie liebte ihre Schülerinnen und investierte immer viel Energie und Zeit in die Vorbereitung ihrer Lektionen. Marianne war langjähriges, aktives Mitglied der Trachtengruppe und sang im Kirchenchor wie auch später im Frauenchor mit. Besonders angetan hatten es ihr Aktivferien, so verbrachte sie viele Wander- und Veloferien in der Schweiz und in Europa. Ihre Fitness nahm sie bis ins hohe Alter mit. 

1987 wurde ihr erstes von sechs Grosskindern geboren und taufte die Grossmama kurzerhand in «Na-na» um. Nana war eine engagierte und sehr liebevolle Grossmutter und für ihre Grosskinder zählten Ausflüge mit ihr und Ferien in Grosswangen zu den schönsten Kindheitserinnerungen! Mama war eine Mutter, die uns Kindern Durchhaltewillen und solide Werte mit auf den Lebensweg gab. Sie verstand es, unserer Kindheit viele magische und zauberhafte Momente zu geben. Da waren unter anderem unsere Guetzli-Backtradition, die feierlichen Weihnachtsfeste oder unsere Geburtstagsfeiern. 

Mama durfte im Mai 2021 ihren 92. Geburtstag feiern. Bis zum Schluss war sie täglich mindestens einmal draussen unterwegs mit ihrem allseits bekannten roten Flitzer. Unerwartet schnell hat sie nun am 16. November 2021 ihre letzte Reise angetreten. Liebe Marianne, liebe Mama und herzensgute Nanna, wir danken dir für alles und vermissen dich! Deine unermüdlichen Hände dürfen nun ausruhen. Häb's schön im Paradies!