Nachruf

07. Mai 2018

Konrad Marti-Glauser

Grosswangen

Konrad Marti kam am 4. Februar 1935 im schönen Hinterfeld als Sohn von Rosa und Josef Marti-Zeder auf die Welt. Mit sieben Geschwistern wuchs er auf dem Bauernhof auf und durfte schon in seinen Kinderjahren vieles erleben und auch mitarbeiten. Die Schule besuchte Konrad in Grosswangen; den Schulweg legte er oft barfuss zurück, je nach Wetter. Nach der Sekundarschule arbeitete er auf dem Bauernhof Hunkelen in Hellbühl, bis er später in die Rekrutenschule einrücken musste. Danach arbeitete Konrad in der Sägerei Fischer in seinem Heimatdorf mit. Mit dem Industrietraktor fuhr er viele grosse Holzfuder durch die halbe Schweiz. Davon erzählte er später seiner Familie viel.

1963 starb sein Vater Josef im Alter von 63 Jahren viel zu früh. So übernahm er das schöne Heimetli im Hinterfeld und bewirtschaftete es zusammen mit seiner Mutter mit viel Leidenschaft. Daneben half er in der Grosswanger Firma Neumühle AG als Lastwagenchauffeur aus. Später widmete er sich mit grossem Engagement dem Mähdreschen. Rund 25 Jahre lang war Konrad Marti mit Alois Unternährers Mähdrescher auf vielen Feldern der Region unterwegs. Seine Kinder erinnern sich, dass er manchmal so voller Staub nach Hause kam, dass sie ihn fast nicht mehr erkannten. Mit grossem Stolz erfüllte es seine Kinder, wenn sie dann und wann auf der lärmigen Maschine mitfahren durften.

Im den Wintermonaten schnitt «Radi», wie die meisten ihn nannten, bei Berufskollegen die Obstbäume, damit diese im kommenden Sommer gediehen und schöne Früchte trugen. Seine Kinder staunten viele Male, wie er auf hoher Leiter mit ausgestreckten Armen auch weit nach aussen ragende Äste erreichte, ohne aus dem Gleichgewicht zu kommen.

Eines Tages lernte Konrad Marti auf der Hochzeit seiner Schwester Lisbeth eine hübsche, sympathische Frau kennen, Anni Glauser aus Olsberg. Ganz verliebt ging er darauf in den tiefen Aargau «z'chilt», wie man damals sagte. Als sogenannter «Chatzestrecker» war das nicht immer so einfach. Dank seinem Charme reifte die Liebe zusehends. Im Jahre 1969 gingen die beiden den Bund fürs Leben ein. 1970 konnte das Ehepaar Sohn Stefan in die Arme nehmen. 1971 wurde ihnen Tochter Brigitte und 1973 Sohn Daniel geschenkt. Mit viel Liebe zeigten die beiden ihrem Nachwuchs auf, worauf es im Leben ankommt. Sie wurden so sehr gut auf den kommenden «Ernst des Lebens» vorbereitet.

Mit viel Energie und unermüdlichem Schaffen hegten und pflegten Radi und Anni den Hof – praktisch immer von morgens früh bis abends spät. Dannzumal war vielfach Handarbeit angesagt. Seine Kinder erinnern sich zum Beispiel noch gut, wie Radi bei heis­sem Wetter in grossem Tempo, bekleidet lediglich mit kurzen Hosen und in Gummistiefeln, mit dem Bandheuer das Heu zu Schwaden formte. Und manches Fuder Heu wurde noch schnell vor dem Gewitterregen zügig auf den Heustock gegabelt. Als Durstlöscher liebte dann Radi «suure Moscht» besonders.

Viel Freude hatte Radi auch an seinen Enkelkindern. Natascha und Nicola, die Kinder von Daniel, weilten gerne beim Grossvater und beim «Chueli-Grosi» auf dem Bauernhof und halfen nach Möglichkeit tatkräftig mit. Zum Beispiel «fieberten» sie beim Äpfel auflesen richtiggehend um die Wette. Ein paar Jahre später kamen Jonas, Celine und Julia von Sohn Stefan hinzu. Radi interessierte das Leben und Wirken seiner Kinder und Enkelkinder immer besonders. Er war stolz auf seine Familie.

Aber auch Sport war eine von Radis grossen Leidenschaften – ob Kunstturnen, Langlauf oder Velofahren. Unzählige Stunden war er auf dem Velo oder auf den Langlaufskiern unterwegs. Er absolvierte den Engadiner Skimarathon viele Male mit Glanzresultaten. Auch bei Armeewettkämpfen war Radi oftmals mit dabei. Die Patrouillenläufe waren für ihn immer Highlights. Dabei kam die Kameradschaftspflege nicht zu kurz, und so konnte er ausspannen vom anstrengenden Alltag.

Zusammen mit seinen Geschwistern genoss es Konrad Marti sehr, in der heimeligen Stube einen Jass zu klopfen, begleitet von einem feinen Kafi-Träsch aus dem legendären «Brüünu» (brauner Kaffeekrug). Gar manches fröhliche Fest ging in der Küche über die Bühne.

Auch nach der Pensionierung legte Radi auf dem Bauernhof kräftig Hand an. Trotz der Hofübergabe an Sohn Stefan lagen Radi die Schafe sehr am Herzen, er schaute zur Heizung und erledigte die anstehenden Arbeiten zusammen mit seiner Frau Anni. Neben all seiner Arbeit fand er auch immer wieder Zeit, auf den Lieblingsberg Napf zu steigen. Vielfach am Sonntagmorgen, ab und zu auch unter der Woche, aber immer im Eiltempo.

Später konnte er dank Sohn Daniels Familie endlich mal mit seiner Frau Anni in die Ferien. Zusammen weilten sie in Schweden und Finnland. Sehr gut gefielen Radi auch die Ferientage in Spanien zusammen mit Peter und Vreni, den Schwiegereltern von Sohn Stefan.

Vor zwei Jahren erkrankte Konrad Marti ernsthaft. Ein Aufenthalt im Betagtenzentrum Linde wurde unumgänglich. Seine Frau Anni besuchte ihn täglich und brachte ihn öfters in sein geliebtes Hinterfeld. Zusammen wurden auch Ausfahrten zum Wallfahrtsort Luthern Bad und zur Kapelle Flüss unternommen.

Am Mittwoch, 20. Dezember 2017, konnte Radi im Beisein seiner Familie einschlafen und seine letzte Reise antreten. Seine Familie, seine Geschwister und seine Freunde danken ihm für alle erlebten schönen Momente. Sie werden ihn nie vergessen und in guter Erinnerung behalten.