Nachruf

22. Februar 2024

Klaus Bussmann

Klaus Bussmann
Ruswil

«Das Licht der Welt erblickte ich am Fest des hl. Hilarius, am 14. Januar 1930, als Sohn des Jost Bussmann und der Marie Bussmann-Schwegler. Meine Eltern waren Bauern von der Scheitel bis zur Sohle und ohne Absicht, Priester zu werden, wäre für mich vom Vater her gesehen, kaum etwas anderes in Frage gekommen.»

So hat Klaus sein Curriculum Vitae, also seinen Lebenslauf, 1970, als er Pfarrer in Adligenswil war, begonnen. Aufgewachsen ist Klaus zusammen mit zwei Brüdern und vier Schwestern in einer frommen Familie. Seine Eltern legten grossen Wert auf religiöse Übungen. «Es lag irgendwie in der Luft, dass einer der drei Söhne Priester wurde. Warum gerade ich?» So beschrieb er die Situation in seinen Erinnerungen. Warum er Priester wurde, hat allerdings viel mit Berufung zu tun, auch wenn anfänglich zumindest in schulischen Belangen nicht viel auf den Priesterberuf hingewiesen hat. Die Primarschule besuchte Klaus in Willisau, ebenso die ersten Jahre des Gymnasium, die oberen Klassen des Gymnasiums in Einsiedeln, wo er 1951 mit der Matura abschloss.

Das eigentliche Berufungserlebnis, oder besser gesagt «Erlebnisse», hatte Klaus aber viel früher. Mit den Worten von Klaus klingt das so:
«Gelegentlich träumte ich auch schon während der ersten Schuljahre vom Priesterwerden. Ich war aber nie ein Musterschüler und musste daheim viel helfen. Gegen Ende der Primarschule schienen mir die schulischen Hindernisse so gross, dass ich das Priesterwerden praktisch aufgab. Und dabei wäre es wahrscheinlich geblieben, wenn nicht im entscheidenden Moment Pfarrhelfer Eisele mich gefragt hätte, was ich nun werden möchte. Ich antwortete: ‹Bauer›. Er: ‹Willst nicht Priester werden?› Ich: ‹Ich möchte schon, aber ich kann das doch nicht.› Er: ‹Wenn Gott dich ruft, wird er dir auch helfen.› Damit war für mich die Sache klar und ich hatte nie mehr ernstlich Berufsschwierigkeiten.»

Es ist nicht erstaunlich, dass Fritz Eisele eine der vielen prägenden Figuren im Leben von Klaus war und später auch der geistliche Vater von ihm wurde. Klaus war sein ganzes Priesterleben lang immer Seelsorger mit Leib und Seele. Ein Praktiker des Glaubens von ganzem Herzen, immer nah an den Menschen und mit einem offenen und wachen Geist. Er selbst hielt das wie folgt fest: «Ich war nie ein Gelehrter und litt auch nie darunter. Auch nicht, als Generalvikar Lisibach vorwurfsvoll meinte: ‹Mit Land- und Wiesentheologen ist uns nicht geholfen.› Ich war und bin Praktiker.»

So empfing Klaus am 29. Juni 1956 vom damaligen Bischof Franziskus von Streng in der Kathedrale in Solothurn die Priesterweihe, die Klaus nach eigenem Ermessen einen «besonderen Eindruck» gemacht hat.

Es folgten neun intensive und lehrreiche Jahre als Vikar in der Diasporapfarrei Neuhausen am Rheinfall.

Eher widerwillig wechselte Klaus im August 1965 in die Mauritiuspfarrei nach Emmen zu seinem entfernten Verwandten, dem damaligen Dekan Pfarrer Franz Xaver Kunz. Kaum in Emmen angekommen erkrankte Pfarrer Kunz ernsthaft und die ganze Last der Pfarreiverantwortung lastete weitgehend auf Klaus. Es folgte eine schwierige Zeit der Ungewissheit bis im August 1967 die Kirchenverwaltung in Adligenswil ihre ersten Fühler nach Klaus ausstreckte. Am 5. November 1967 wurde Klaus in Adligenswil als Pfarrer eingesetzt. Ganze 16 Jahre lang bemühte sich Klaus «als guter Hirte die Gläubigen dieser Pfarrei zu betreuen».

Die Zeit in Adligenswil beschreibt Klaus als intensiv und gelegentlich etwas herausfordernd, aber auch als sehr schön. Ab 1980 spürte Klaus zunehmend den Drang, nochmals in die Diaspora zu gehen. «So interessierte ich mich schliesslich für die Pfarrei St. Peter in Schaffhausen, nachdem ich mehrere Luzerner Pfarreien abgelehnt habe. Am 25. September 1983 wurde ich von Otto Purtschert als Pfarrer von St. Peter eingesetzt. Ich fühlte mich von Anfang an in dieser Diasporapfarrei sehr wohl. Auch hier fand ich treue und eifrige Laien, welche die Pfarreiarbeit und den Pfarrer gut mittragen, gelegentlich auch etwas herausfordern, ähnlich wie in Adligenswil.» Bis 1995, also bis zum Erreichen seines Pensionsalters blieb Klaus in Schaffhausen als Pfarrer tätig. Am 8. Februar 1991 schrieb er folgenden Kommentar zur kirchlichen Situation jener Zeit: «Traurig stimmt mich der Rückwärtstrend in unserer Kirche und das engstirnige und polarisierende Verhalten des Bischofs von Chur. Wenn ich auf Jesus schaue, wie er auf die Menschen zugegangen ist, wie er die Gescheiterten angenommen hat, ist es mir klar, dass er eine offene Kirche gewollt hat, in der die Liebe über dem Recht steht und Gescheiterte nicht an den Rand gedrängt, sondern aufgenommen werden. In diese Richtung bemühe ich mich, Seelsorger zu sein… Es freut mich, dass viele Gläubige mich bei diesem Bemühen unterstützen und tragen. So ist es auch in unserer Zeit eine Freude, Pfarrer und Priester zu sein.»

Dieses Zitat legt Zeugnis ab für die Aufgeschlossenheit und Menschennähe von Klaus, die auch ganz viele Menschen aus Ruswil in den letzten gut 27 Jahren erleben durften. Im Januar 2000 schreibt er über die ersten Jahre in Ruswil: «Seit 12. August 1996 bin ich zu 1 /3 von der Kirchgemeinde Ruswil angestellt. Ich helfe in der Pfarreiseelsorge aus. Als Schwerpunkt ist mir die Betreuung der Kranken anvertraut. Diese Aufgabe macht mir viel Freude. Ich bin Thomas Meli dankbar, dass er mich so nimmt, wie ich bin. So fühle ich mich in jeder Hinsicht wohl und hoffe, noch einige Jahre meine Kräfte in den Dienst der Menschen von Ruswil stellen zu können.» Bis zu seinem 90. Geburtstag war Klaus in der Pfarrei Ruswil tätig. Er hat bis dann noch fast jeden Sonntag die Eucharistie in der Pfarrkirche gefeiert und als Bewohner im Alterswohnzentrum war er den Menschen immer als Seelsorger verbunden und für sie da. Klaus war aber froh, dass im März 2020 mit Toni Bucher ein neuer «jungpensionierter» Priester als Seelsorger nach Ruswil und in den neuerrichteten Pastoralraum Region Werthenstein kam. Auch in seinen letzten Jahren war Klaus stets mit der Pfarrei und dem Seelsorgeteam verbunden. Er interessierte sich für das Pfarreileben, las interessiert die Kirchenzeitung und liess sich regelmässig den Wochenplan der Pfarrei zukommen. Auch mit Schwester Rose Meier, die ihm über zwei Jahrzehnte lang eine treue und hilfsbereite Unterstützung in vielen Belangen war, blieb er bis zu seinem Lebensende verbunden.

Ich möchte den Blick auf das Leben von Klaus mit einem Zitat von ihm aus der Novemberausgabe 2023 des Pfarreiblattes abschliessen. Im Rahmen eines Interviews zum Thema «die Kunst des Älterwerdens» sagte er zum Schluss auf die Frage «Wie blickst du weiter in die Zukunft? Gelassen, geduldig, zuversichtlich?»

«Ich bin dankbar für all die Erfahrungen und Begegnungen zeit meines seelsorgerlichen Wirkens. Jetzt im hohen Alter lege ich zuversichtlich alles in Gottes Hände. Manchmal bete ich sogar: Lieber Gott, es ist genug, hol mich doch heim.»

Lieber Klaus, danke für dein Dasein. Schön, dass Gott dein Gebet erhört hat und dich am 9. Januar 2024 heimgeholt hat. Mögest du ruhen in Frieden.

Die Angehörigen