Nachruf

19. November 2018

Jakob Kaufmann-Geisseler

Ettiswil

Jakob Kaufmann- Geisseler erblickte am 7. März 1930 das Licht dieser Welt. Als jüngster Sohn von Theres und Eduard Kaufmann-Thalmann wuchs er auf dem elterlichen Heimet im Lombach in Escholzmatt auf. Die Jugendjahre waren entbehrungsreich und wurden durch den frühen Tod des Familienvaters zusätzlich erschwert. Mutter Theres hatte zu kämpfen, um die vier Kinder durch die Kriegsjahre zu bringen und das Heimet nicht zu verlieren. Diese Jahre prägten Jakob stark und lehrten ihn, stets bescheiden zu bleiben. Mit seiner Bescheidenheit und Zufriedenheit war uns unser Vater ein grosses Vorbild.

Nach der Schule und einer ersten Anstellung in Escholzmatt verschlug es Vater aus dem Berggebiet in andere Gegenden der Schweiz. 1947/48 absolvierte er in Rickenbach LU das landwirtschaftliche Lehrjahr und war danach auch als Älpler tätig. Jakob schuf sich damit eine wichtige Grundlage, um später als Käsermeister die Arbeiten und die Anliegen der Landwirte zu verstehen. Die Käserlehre absolvierte Vater von 1949-52 in Herbrig, Rain und in Tann-Zopfenberg, Schenkon. Sein Motorrad machte den jungen Käser mobil. Während zweieinhalb Jahren arbeitete Jakob als Käser in Hüttwilen im Thurgau und besuchte jeweils während der Wintermonate die Molkereischule in Sursee. Diese Lehr- und Wanderjahre schloss Vater 1957 mit dem Bestehen der Meisterprüfung ab.

Bei der Arbeit lernte Jakob auch seine künftige Ehefrau kennen. Die junge Bauerntochter Margrit brachte regelmässig die Milch des elterlichen Hofes in die Käserei Ziswil, Ruswil.

Aus der Bekanntschaft wurde Liebe. 1961 heirateten unsere Eltern in der Pfarrkirche in Ettiswil. Jakob war damals in der Käserei Kottwil tätig, welche er ab 1961 als Betriebsleiter führte. 

In den folgenden Jahren wuchs die Familie um zwei Töchter und drei Söhne an. Arbeit und Familie bestimmten fortan das Leben unseres Vaters. Die Tätigkeit als Käser erfüllte Jakob und er freute sich am Gelingen seiner Arbeit. Arbeitsfreie Tage oder gar Ferien waren während vieler Jahre ein Fremdwort. Selten ergab sich für Jakob die Möglichkeit, mit seiner Familie einen Ausflug zu unternehmen. Sonntägliche Besuche bei Geschwistern und Verwandten waren daher für die ganze Familie immer eine schöne Abwechslung vom Alltag. Trotz der fehlenden Möglichkeiten für längere Reisen war Vater stets am Weltgeschehen und an fernen Ländern interessiert. Die Reisewege seiner Kinder verfolgte er jeweils mit grossem Interesse.

Vor 24 Jahren durften unsere Eltern endlich einen Gang zurückschalten und im Eigenheim in Ettiswil ihren Hobbys nachgehen. Jakob und Margrit fanden Zeit für all die schönen Dinge, welche früher zu kurz kamen. Dazu gehörten Gartenarbeiten und zwischendurch in geselliger Runde einen Jass klopfen. Gelegentliche Ausflüge in der Schweiz und ins benachbarte Ausland bereicherten den Alltag. Wir Kinder organisierten auch zweimal eine Reise in die USA und nach Kanada und begleiteten sie dabei. Nebst den landschaftlichen Sehenswürdigkeiten war Jakob auch von den Dimensionen der dortigen Land- und Milchwirtschaft beeindruckt. 

Wichtige Stationen im Leben von Jakob und Gritli waren die Geburten ihrer beiden Enkelkinder Florian und Alina. Als Pensionäre hatten sie nun ausreichend Gelegenheit, sich am Heranwachsen der beiden zu erfreuen. 

Als sich bei Margrit zunehmend gesundheitliche Probleme bemerkbar machten, war es für Jakob selbstverständlich, sie während ihren Spitalaufenthalten täglich zu besuchen. Zu Hause pflegte Vater unsere Mutter soweit möglich selber. Jakob und Margrit beschlossen vorsorglich den Übertritt in eine der geplanten neuen Alterswohnungen im Sonnbühl in Ettiswil. Dieser Schritt war unseren Eltern jedoch nicht gemeinsam vergönnt. Im Februar 2011 musste sich Jakob von seinem geliebten Gritli verabschieden. Den Umzug ins Sonnbühl musste Vater knapp ein Jahr später alleine und nicht wie vorgesehen zusammen mit unserer Mutter antreten. Diese Zeit war für Vater schmerzvoll, doch er meisterte auch diese Prüfung wie er bereits als Kind gelernt hatte, den Mut nie zu verlieren und harte Zeiten ohne viele Worte zu bestehen.

Im Sonnbühl konnte Jakob in seinen eigenen vier Wänden mit Unterstützung der Spitex noch bis August 2016 selber haushalten und sein eigener Chef sein. Die Besuche der Familie bereiteten ihm Abwechslung. Tochter Pia und Sohn Walter begleiteten ihn fast jeden Sonntag zum Mittagessen. Auch die Freundschaft mit Käthi bedeutete Jakob viel und gab ihm Halt. 

In den letzten zwei Lebensjahren verschlechterte sich Jakobs Gesundheitszustand zunehmend, sodass ein selbständiges Haushalten schliesslich nicht mehr möglich war. Vorher Wichtiges trat zunehmend in den Hintergrund. Diese Zeit wurde uns Angehörigen dadurch erleichtert, dass wir Vater im «Sonnbühl» in guter Obhut bei liebenswerten Pflegenden wussten.

Als jüngster Sohn wurde Jakob in seine Familie geboren und als letzter der Geschwisterschar ist er am 16. Oktober 2017 verschieden. Wir sind dankbar, dass er diesen Schritt ohne Schmerzen und ohne Spitalaufenthalte gehen konnte.