Nachruf

26. Februar 2018

Jakob Blum-Portmann

Steinhuserberg

Der Lebensweg von Jakob Blum begann am 26. November 1930. Kobi, wie er auch genannt wurde, war das viertjüngste von neun Kindern von Sales und Marie Blum-Geiser. Ein Spross der Husjoggi-Blum's also. Auf dem «Horn» in Roggliswil bewirtschaftete die Grossfamilie einen Bauernhof. Die Schule wurde in Roggliswil und Pfaffnau besucht.

Im Jahr 1946 erwarb die Familie Blum den Landwirtschaftsbetrieb Hochwart auf dem Steinhuserberg. Kobi hatte soeben die Schulzeit beendet und packte kräftig mit an. Auf dem Betrieb mit den 18 Hektaren Land und fast ebenso viel Wald war jede Hand gefragt: melken, heuen an den steilen Hängen, Kirschen pflücken, Obst auflesen und mosten oder holzen im Winter. Und die Hochwart, die Kobi später von seinem Vater übernahm, sollte zeitlebens der Mittelpunkt in seinem Leben bleiben.

Es war an der Kilbi auf dem Menzberg, wo der gemeinsame Weg von Kobi und seiner Frau Rita Portmann von der Hasenschwand begann. Die beiden heirateten am 24. April 1962 in der Pfarrkirche Wolhusen. Elf Kinder bereicherten nun nach und nach den lebhaften Alltag. Die Aufgabenteilung war klar: Während Rita für die Kinderschar, die Haushaltung, die grosse Blumenpracht und den reichen Garten zuständig war, wandte sich Kobi ganz der Hofarbeit zu.

Das Familienalbum zeugt von scheinbar bescheidenen, aber dennoch prägenden und glücklichen Familienmomenten. Es ist offensichtlich, Kobi war sehr stolz auf seine grosse Familie, die mit den Schwiegersöhnen und -töchtern und den neunzehn Grosskindern stetig wuchs. Und stolz war er auch auf seine drei Göttikinder.

Eine willkommene Abwechslung fand Kobi beim Jodeln. 59 Jahre lang sang er im Jodlerklub Bärgglöggli Stein­huserberg mit. Ja, er gehörte sogar zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. Die wöchentlichen Proben, die Auftritte, Jahreskonzerte oder die Kilbi gaben Gelegenheit, Kontakte und die Geselligkeit zu pflegen. Zudem gings mit dem Jodlerklub auch vereinzelt auf einen Ausflug.

Über das Singen konnte Kobi der Natur, seiner grossen Leidenschaft, die Ehre erweisen. So informierte er sich täglich über das Barometer rund ums Wettergeschehen, freute sich, wenn die zurückkehrenden Stare den Frühling ankündigten oder die Schwälbeli mit ihrem Nachwuchs für Leben im Scheunen-Tenn sorgten. Die ausgedehnten Sonntagspaziergänge führten bei praktisch jedem Wetter über die Wiesen, hinauf in den Ronwald oder zum Biotop mit dem blühenden Akelei, Waldvögeli und Frauenschuh.

Besondere Momente genoss Kobi auch im Kreise seiner Geschwister, so etwa mit seinen Brüdern auf den ausgedehnten Wald-Streifzügen und bei den Begegnungen beim Bienenhaus. Der Wald und das Holzen machten Kobi sehr viel Freude und die damit verbundene Winterarbeit war eine wichtige Einnahmequelle. Seine Augen leuchteten, wenn er von den Douglasien, seinen Nussbäumen und der grossen Weisstanne erzählte.

Der Alltag auf der Hochwart war arbeitsreich und bescheiden. Es verwundert kaum, dass Kobi ob der harten Arbeit stets schlank und rank blieb. Wie er immer wieder betonte, musste er wegen seines zu geringen Gewichts sogar die Einhebung zur Infanterie-RS in Luzern um ein Jahr hinausschieben.

Über viele Jahre wurde auf der Hochwart jeweils im Sommer ein Saisonier-Arbeiter eingestellt. Dieser stammte aus Portugal, Spanien oder Jugoslawien und brachte die «weite Welt» auf den abgelegenen Weiler. Rückblickend eine grosse Bereicherung für die ganze Familie. Kobi begegnete allen Menschen und Kulturen stets sehr offen und interessiert und hatte ein erstaunliches, geografisches Wissen.

Als Steinhuserbergler fühlte sich Kobi im nachbarschaftlichen Netzwerk der Bauern sehr getragen. Und die örtliche Nähe zum Menzberg weckte grosses Interesse auch für das Werken und Geschehen auf der anderen Seite des Flüebaches.

Im Jahr 1996 übernahm Sohn René den Hof. Ab jetzt etwas kürzer zu treten, das fiel Kobi schwer. Das Loslassen fiel dann endlich leichter, als Kobi wegen seiner körperlichen Schwäche vor zwei Jahren ins Wohn- und Pflegezentrum Berghof in Wolhusen eintrat. Jetzt konnte er seine zuweilen strenge Seite und seine vielen Pflichten ablegen. Er genoss die neue Lebensphase und kehrte eine überraschend emotionale Seite nach aussen.

Wohlumsorgt beobachtete er nun von seinem Zimmer aus das Geschehen im Dorf oder genoss die fast täglichen Besuche von seiner Frau und von Angehörigen. Oft verweilte er mit seinen gedanklichen Streifzügen auf dem Steinhuserberg oder im Hinterland.

Mitte Januar machte eine Lungenentzündung die Einweisung ins Spital nötig. Nach der erfreulichen Erholung folgte bald ein gesundheitlicher Rückschlag. Kobi schlief schliesslich am 29. Januar 2018 sichtlich zufrieden und ruhig im Alter von 87 Jahren ein.

Vati, schon bald wird sich der Frühling einstellen. Die grünenden Felder und Wälder, das lebhafte Zwitschern der Vögel, mystische Nebelschwaden über dem Flüebach oder die in der Abendsonne leuchtende Pilatuskette – solche Momente werden uns immer an dich erinnern. Sie waren prägende Momente deines erfüllten Lebens. Du hast uns die Kraft dieser scheinbar kleinen Dinge nähergebracht. Herzlichen Dank!

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