Nachruf

08. Januar 2024

Hans Reinert

Hans Reinert
Grossdietwil

Am 3. August 1939 wurde Johann Jakob, genannt Hans, in der Sägerei Lisch in Grossdietwil den Eltern Jakob und Marie Reinert-Koller geboren. Er wuchs zusammen mit den Geschwistern Rosemarie, Lisbeth, Nesthäckchen Margrit und Cousine Hermine auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit Sägerei auf. Da Hans gerne Tiere mochte, war er oft bei den Kühen und Schweinen anzutreffen oder er brachte die Milch mit dem Hundegespann in die Käserei. Wegen seinem Asthma musste er als Kind längere Kuraufenthalte in Davos und im Tessin verbringen. Das Heimweh plagte ihn dann – es waren keine einfachen Zeiten.

Hans half gerne zu Hause in der Sägerei mit. Nach der obligatorischen Schulzeit machte er eine Lehre als Säger in der Sägerei Stocker in Beromünster. Sein Fortbewegungsmittel war immer das Velo; Hans radelte gerne und weite Distanzen. Mit Bravour bestand er die Abschlussprüfung.

In Brugg absolvierte Hans die Sappeur-RS, später die Unteroffizierschule. Er erlangte den Grad eines Wachtmeisters, schätzte die Kameradschaft im Militär sehr und pflegte viele Bekanntschaften auch noch später im Privaten.
Trotz vielen Zukunftsideen zwangen Hans die Krankheiten seines Vaters und seines Göttis, schon mit 20 Jahren die Sägerei in der Lisch zu übernehmen. Er erneuerte den Maschinenpark, organisierte viele Arbeitsabläufe neu und machte den Lehrmeisterkurs. Danach begleitete er zehn Lehrlinge auf dem Weg ins Berufsleben.

An der Kilbi in Altbüron lernte er seine spätere Frau Marie kennen. Immer sonntags stieg er auf sein Velo und radelte in den Grünbach, um Zeit mit ihr zu verbringen. Am 20. Mai 1967 heirateten die beiden im Eigenthal. Ihr Zuhause war in der Sägerei. Ihnen wurden die Töchter Irene, Claudia und Bernadette geboren. Mit zur Familie gehörte auch Peter, welcher im Sommer 1968 dazustiess.

Hans war Musikant und spielte in der Musikgesellschaft Grossdietwil-­Altbüron Horn. Er besuchte fleissig die Musikproben und oft erklangen in der Sägerei schon frühmorgens die Übungsstücke von Vater Hans. Die Blasmusik war sein liebstes Hobby, welches er bis zum Erlangen des Kantonalen Veterans ausübte. Bis in den letzten Lebens­tagen liebte er es, Marschmusik zu hören. Eine weitere Freizeitbeschäftigung war das Schiessen. Zusammen mit den Kameraden der SG Grossdietwil nahm er an unzähligen Schützenfesten teil. Der Zusammenhalt bedeutete ihm dabei mindestens so viel wie das Schiess­resultat.

Unser Vater setzte sich für die ­Allgemeinheit ein. So bekleidete er ­verschiedene Ämter in der Öffentlichkeit: Sektionschef, Schulpflegepräsident, Feuerwehrkommandant. Ende der 1980er-Jahre wurde er zum Gemeindeammann gewählt. Er wollte stets das Beste für das Wohl der Gemeinde. Weiter war ihm wichtig, alle Leute gleich zu behandeln. Er litt darunter, wenn es irgendwo Streitigkeiten gab.

2004 wurde der Sägereibetrieb verpachtet und es wurde eine neue Sägerei auf dem Grundstück nebenan gebaut. Hans packte noch immer mit an, aber er hatte auch endlich mehr Zeit für die Familie. Zwei Jahre später kam Tochter Claudia mit der Familie nach Hause. Die alte Sägerei wurde umgebaut, unsere Eltern und Peter zogen in die Einliegerwohnung im Erdgeschoss. Vater werkte nun ums Haus, putzte, mähte Gras und erledigte kleinere Reparaturen. Am liebsten aber spazierte er allein oder mit den Grosskindern über die Schwängi zur Waldhütte, oder er drehte die Runde über den Längenbach.

Nach seiner Pension verbrachten unsere Eltern jährlich eine Woche Ferien in Heiligenschwendi. Dort genossen sie kleinere Ausflüge und vor allem die Ruhe. In guter Erinnerung blieb ihm auch die Reise mit Mueti nach Wien. Er schwärmte von den vielen alten Gebäuden und den kunstvollen Sälen. Weitere Reisen brachten ihn nach Prag und an seinem siebzigsten Geburtstag nach New York. Das war für ihn ein Riesen­erlebnis. Er erzählte von den himmelhohen Gebäuden, den vielen Menschen und gelben Taxis.

Infolge ihrer MS-Krankheit zügelte unser Mueti vor rund 10 Jahren ins Wohn- und Begegnungszentrum Violino nach Zell. Vater besuchte unser Mueti fast täglich. Zu Hause schaute er zum Rechten, immer unterstützt von Peter. Leider zeigten sich bei unserem Vater seit einiger Zeit Anzeichen von Demenz. Mit fortschreitender Krankheit verlor er seine Selbständigkeit und brauchte grosse Unterstützung von seinem Umfeld. Nach Muetis Tod fühlte er sich oft einsam und nutzlos, konnte den Tag nicht mehr selber gestalten. So zog er im letzten Frühling ins Wohn- und Begegnungszentrum Violino. Trotz liebevoller Umsorgung wurde er nicht heimisch, er sehnte sich nach seinem Zuhause. Mehr und mehr zog er sich in seine eigene Welt und Zeit zurück. Eine schwere Lungenentzündung und Gallensteine liessen seinen Gesundheitszustand im November rapide verschlechtern. Nach einem kurzen Aufenthalt im Spital Wolhusen ist Hans am 18. November wohlumsorgt in aller Ruhe für immer im Violino eingeschlafen.

Die aufgestellte, innovative und humorvolle Art von unserem Vati wird uns immer in bester Erinnerung bleiben.

Hab Dank für alles.