Nachruf

02. Juni 2016

Hans Hug-Dummermuth

Hans Hug-Dummermuth
Willisau

«Einen abwechslungsreichen und spannenden Weg habe ich hinter mir. Nun bin ich müde. Es ist Zeit, zu gehen.» Dies waren nicht die Worte von Hans Hug, könnten es aber sein. Grosse Worte und Reden waren nie seine Sache. Hans Hug hat es sein Leben lang verstanden, sich mit den Tatsachen zu arrangieren, das Beste aus einer Situation zu machen. So gesehen ist sein Abschied auch typisch Hans. Ohne Verdruss und ohne gros­se Worte. Versuchen wir trotzdem in Worte zu fassen, was uns an Hans Hug erinnert. Dies bewusst, ohne zu lange Reden, mit dem ihm eigenen Blick für das Wesentliche, das Positive im Zentrum und einer Portion Humor.

Hans Hug oder besser «de Hug Hans», wie ihn alle genannt haben, war ein sehr erdverbundener Mensch. Dies zeigte sich in vielerlei Hinsicht. Seine Liebe zu den Bergen, der Natur und den Menschen war echt und tief. Seine Naturverbundenheit wurzelte wohl auch in den Erfahrungen seiner Jugend auf dem Kleinbauernhof in Rütschelen. Hans wurde am 27. Januar 1924 in Rütschelen bei Langenthal geboren. Bereits als 15-Jähriger verlor er seinen Vater und musste als Ältester dessen Rolle übernehmen. Für seine Geschwister Fritz (1925), Walter (1929) und Vreni (1930) war er Bruder und Vater gleichermassen. Dies war nicht immer leicht – wohl für beide Seiten. Eine Aussage seiner Schwester lässt jedoch die Bedeutung seines Einsatzes erahnen: «Hans war für mich Bruder und auch ein wenig Vater gleichzeitig. Erst viel später habe ich erkannt, was wir ihm zu verdanken haben. Ohne ihn wären wir wohl Verdingkinder geworden.»

Hans Hug war ein pflichtbewusster und arbeitsamer Mensch. Ungenaues Arbeiten und Unzuverlässigkeit konnte er nicht ausstehen. Etwas bewirken, anpacken und mit Überzeugung und Ausdauer etwas auf die Beine stellen, das war ihm eigen. Die Wahl der Lehre als Maschinenmechaniker ist insofern kein Zufall, ebenso die Weiterbildung zum Werkmeister. 1951 kam er nach Willisau zur Firma Beutler AG und blieb ihr bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1989 treu. Hans hat als Werkstattchef die Geschichte der Maschinenfabrik mitgeprägt und sie ihn. Nicht zufälligerweise hört man oft den Spruch «Bim Hug Hans han i no d'Lehr gmacht.»
1953 heiratete er Bethli Dummermuth. Sie hatten sich vier Jahre vorher im Naturfreundeverein in Herzogenbuchsee kennengelernt. Gemeinsam bezogen sie eine Wohnung in einem Zweifamilienhaus in der Kreuzstrasse. Über 60 Jahre sollte dies ihr Daheim bleiben, später sogar als Eigenheim. Drei Kinder sind der Ehe entsprungen: Heidi (1955), Martin (1957) und Urs (1960). Seine Erziehungsphilosophie war geprägt durch eine Balance zwischen Fordern und Freiheit gewähren. Er verlangte Leistung, war aber auch grosszügig, solange diese Leistung vorlag. Hans war gerne Vater und Grossvater. Berufserfolge seiner Sprösslinge haben ihn mit Stolz erfüllt. Trotz aller Autorität fanden aber Humor und Augenmass ihren Platz. Er verstand es, das Wesentliche zu sehen und entsprechend Akzente zu setzen.

Auf einer Autofahrt an eine Maschinenbaumesse nach Basel liess mich mein Vater mit meinem druckfrischen Führerschein fahren. Nach dem Belchentunnel hat uns die Polizei rausgewunken. Zu schnell gefahren! Vater hat die Busse bezahlt und gebrummelt: «Wenn ich gefahren wäre, wäre es noch teurer geworden… und der Mutter sagen wir nichts.» Das Thema war erledigt. Bethli hat davon nie erfahren. Das war auch nicht ganz untypisch. Bethli Hug hat ihrem Mann über all die Jahre oft den Rücken freigehalten, hat für die Familie gesorgt, wenn Hans in Beruf und Vereinen aktiv war.

Seine Freizeit verbrachte Hans aktiv. Er war definitiv kein Stubenhocker. Natur und Menschen hatten es ihm angetan. Er war gerne unter Leuten und verstand es ausgezeichnet, andere mit seiner Fröhlichkeit und Lebenslust anzustecken. Geselligkeit liebte er. Diese fand er beim Singen im Männerchor, als Zünftler an der Fasnacht, bei den Napfsingern und beim Skifahren und Bergsteigen. Skifahren und die Berge waren seine wahre Leidenschaft. Menschen, Natur, Leistung… eine ideale Mischung für Hans, aus welcher er Energie gewinnen und gleichzeitig reinstecken konnte.

So ist es rückblickend kein Zufall, dass Hans – anfänglich nur für seine Bergkollegen – mal ein Seil, ein paar Skier oder andere Bergausrüstungen vermittelte. Über die Jahre ent­wickelte sich daraus ein währschaftes Kellerskigeschäft. Unzählige Kunden erinnern sich noch heute an die ­Erbacher- oder Rossignol-Skier, welche sie beim Hug Hans gekauft ­hatten. Der Initiativgeist von Hans zeigte sich auch bei der Gründung der Skischule Willisau. Über Jahre war er mit seinen Kollegen mit der Skischule im Sörenberg auf dem Schnee. Und apropos Leistung: Hat Hans am Skirennen des Skiclubs gewonnen, war er stolz… und war es mal nur der 2. Platz, war er ein guter Verlierer. Begeisterung und Herzen für den Skisport – und für die Jungen – zeigte sich auch, als er mit ein paar Kollegen einen Skilift im Wallis erstand und im Schlossfeld aufbaute. Das Skigebiet Willisau war geboren und damit unzählige erste Gehversuche der Willisauer Skijugend. 

Neben Skischule und Skiclub stand der Alpenclub im Zentrum von Hans Hugs Leben. Obmann der Ortsgruppe Napf, Leiter der Sommerferienlager für die Schuljugend, Wanderwegbauer, Gründungsmitglied und Hüttenwart der Chrotthütte und vieles mehr verdeutlichen seinen unermüdlichen Einsatz. Hans hat viele Viertausender bestiegen, nach seiner Pensionierungen sogar noch den Kilimandscharo. Am meisten war er aber wohl auf dem Napf. Raus in die Natur und Fröhlichkeit und Geselligkeit mit Kollegen pflegen. Wer den «Uhu» von Hans kennt weiss, was ich meine.

Auch in den letzten Jahren seines Lebens, nicht mehr ganz so gut auf den Beinen (wie er selber konstatierte), hatte Hans Freude an den blühenden Bäumen in seinem Garten, verwies auf dies und jenes, was gerade wuchs oder geschnitten werden sollte. Dies alles mit dem Blick für das Schöne in der Natur und der Zufriedenheit, die er daraus schöpfen konnte. Mit dieser Zufriedenheit und inneren Ruhe ist Hans von uns gegangen. Nicht verbittert, nicht überdrüssig – nur müde und zufrieden.