Nachruf

18. Februar 2021

Hans Graber–Hegi

Zell

Immer wenn wir von dir erzählen, fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen. Unsere Herzen halten dich, so, als wärst du nie gegangen. Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.

Gerne erinnern wir uns an die Lebensgeschichte von Papi. Diese begann am 8. Februar 1928, als er in Zell zur Welt kam. Zusammen mit drei Brüdern und zwei Schwestern wuchs er auf dem elterlichen Hof im Tal auf. So erzählte er uns immer wieder aus glücklichen Zeiten, wie unter anderem die drei jüngsten Graber-Buben mit dem Dopolino ohne Autobillett wilde Fahrten in der Kiesgrube und den umliegenden Wäldern unternahmen. Aus der Schul- und Jugendzeit entstanden Kameradschaften, die er bis zuletzt pflegte. So freute er sich immer auf die regelmässigen Treffen mit den 28ern aus der Schul- und Militärzeit. Ein grosser Abschnitt in seiner Lebensgeschichte war seine Tätigkeit in der Teppichfabrik Melchnau während 45 Jahren. Angefangen als Magaziner führte er später pflichtbewusst und zuverlässig die Spedition des Traditionsunternehmens. Stolz zeigte er uns Kindern auf Reisen und Ausflügen jeweils in Hotels und Restaurants diverse Melchnauer Teppiche. Aus den Kontakten mit Chauffeuren entstanden Freundschaften, auch ins angrenzende Ausland, die er auch nach seiner Pensionierung weiter pflegte. 

Ein besonderes Kapital in der Lebensgeschichte entstand mit der Liebe zu unserem Mami. Unsere Eltern freuten sich riesig über die Geburten von uns Kindern. In dieser Zeit durfte die junge Familie das Eigenheim in der Neugass beziehen. Wir wurden von unseren Eltern stets unterstützt und wohlbehütet begleitet. Papi, wir danken dir von Herzen dafür. 

Einen grossen Stellenwert im Leben von unserem Papi hatte der Fussball. So war er Gründungsmitglied vom FC Zell und verbrachte viele Stunden auf und neben dem Fussballplatz. Zusammen mit unserem Mami engagierte er sich sehr für den Verein, sei es durch Dresswäsche für alle Zeller Mannschaften oder als Platz- und Material­wart. Als Anerkennung für seinen unermüdlichen Einsatz wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Unser Daheim war stets ein Ort der Begegnungen, der geselligen Stunden und ein Treffpunkt der Fussballer, oft auch zu später Stunde. Viele GVs endeten am frühen Morgen bei uns in der Neugass mit Kafi und Schenkeli. Der alljährliche Ausflug zum Fondue-Essen in die Lacher-Hütte mit den Fussballkameraden war ein fester Bestandteil in seinem Jahreskalender. 

Nach der Pensionierung entdeckte unser Papi eine neue Beschäftigung. Er verbrachte unzählige Stunden mit holzen, sammeln von Tannzapfen und anfeuern in seinen Schwedenofen. Die Wärme dieses Ofens verbreitete für uns alle eine gemütliche Stimmung, welche wir immer gerne genossen. Durch die neu gewonnene freie Zeit entstand eine besondere Verbindung zu Sarina. Sie verbrachte viele Ferientage in der Neugass und nahm im Leben unserer Eltern einen wichtigen Platz ein. 

Zu Papis Lebensgeschichte gehörten auch seine vier Grosskinder, die ihn mit Stolz erfüllten. Carla, Andrin, Lena und Jonas. Unzählige glückliche Stunden des Zusammenseins bereicherten alle. Durch sein liebevolles und interessiertes Dasein entstand eine innige Beziehung zwischen unseren Kindern und ihrem Opi. Besonders die Sonntage waren Glückstage, wenn er zu Besuch war und grossen Anteil an unserem Leben nahm. Dass seine Leidenschaft Fussball auch seine Grosskinder begeisterte, bereitete ihm Freude. So fieberte er an manchem ihrer Spiele mit.

Mit der Erkrankung und dem Verlust von unserem Mami veränderte sich sein Leben stark. Bewundernswert hat er seinen Alltag in den letzten zehn Jahren gemeistert. So durfte er bis Ende August in seinem geliebten Haus wohnen. Ein wichtiger Bestandteil seines Tagesablaufs waren die regelmässigen Besuche beim Wagner Beck und in der Märtgass. Diese Kontakte haben viel zu seiner Lebensfreude beigetragen, er fühlte sich dort wohl und verstanden. Dank seinem Humor ergaben sich viele fröhliche und gelungene Momente, was auch für sein Gegenüber eine Bereicherung war. Das gute Nachbarschaftsverhältnis, das wir schon früher lebten, erhielt in den letzten Jahren eine besonders tragende Bedeutung. Wir wussten unseren Papi im Quartier bestens aufgehoben. Dafür war er und sind wir alle sehr dankbar. 

Unser Papi schätzte und liebte sein langes Leben bei andauernd guter Gesundheit sehr, wollte er doch hundert Jahre alt werden. Ende August fand er nach einem Spitalaufenhalt ein neues Zuhause im «Violino». Trotz schwinden­der Kräfte verlor er seinen Humor bis zuletzt nie. Am späten Abend des 18. Dezember 2019 schlief unser Papi mit 91 Jahren friedlich ein.

Das Wissen, dass du auch nach dem Tod immer bei uns bist, gibt uns Kraft, den Weg in liebevoller Erinnerung an dich weiterzugehen. Die gemeinsame wunderschöne Zeit und die Gedanken an dich sind Geschenke, die für immer in unseren Herzen bleiben. «Bhüet di Gott».

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