Nachruf

13. Juni 2016

Hanna Schneider-Mühlemann

Hanna Schneider-Mühlemann
Willisau

Hanna Schneider kam am 23. Mai 1924 im Ostergau zur Welt. Zusammen mit ihren vier Brüdern durfte sie in der elterlichen Wagnerei eine schöne Jugendzeit erleben. Sie besuchte die Primarschule im Ostergau, anschliessend noch zwei Jahre die Sekundarschule im Landschulhaus Obertor in Willisau.

Nach dem Schulabschluss hätte Müeti gerne eine Lehre als Schneiderin gemacht. Leider erkrankte schon früh ihre Grossmutter, die im selben Haushalt lebte, und so musste sie ihrer Mutter bei der Pflege helfen. Neben der Pflege ihrer Grossmutter und der Mithilfe im elterlichen Haushalt hat sie in verschiedenen Aushilfsstellen gearbeitet.

In der Nachkriegszeit hat sie beim Torfstechen im Ostergau ihren zukünftigen Ehemann, Franz Schneider, kennengelernt. Die beiden haben im Jahr 1946 in der Kirche Hüswil geheiratet. Die jungen Eheleute wohnten nun zusammen mit den Eltern im Haus in der Wagnerei, wo auch ihre drei Kinder, Rosmarie, Herbert und Urs, zur Welt kamen. Trotz einfachen Verhältnissen, ohne Warmwasser und mit einem zentralen Holzöfeli, erlebten wir eine schöne und erlebnisreiche Kindheit.

1964 erfüllte sich ein grosser  Wunsch unserer Eltern und sie konnten in der «Untersottike» das Haus Berg­heimeli kaufen. Trotz anfänglichen Entbehrungen war unser Müeti glücklich, endlich in ihrem eigenen Haushalt schalten und walten zu können. Um das Haushaltsgeld etwas aufzubessern, wurde schon bald rund ums Haus ein grosser Garten angebaut und unter den geschickten Händen unserer Mutter konnten schon bald Gemüse, Beeren, Trauben und Früchte geerntet werden.

Der Tod unseres Vaters 1991 hat sie sehr hart getroffen. Aber mithilfe ihrer Kinder und Grosskinder hat sie auch diese schwere Zeit gemeistert. Mehr als zwanzig Jahre hat sie ihr geliebtes «Bergheimeli» alleine und mithilfe ihrer Kinder und den guten Nachbarn liebevoll gepflegt und hat es genossen, auf ihrem Balkon zu sitzen, dem immer grösser werdenden Verkehr zuzuschauen und die Bautätigkeiten im «Feldli» zu verfolgen. Neben ihrer Arbeit im Garten und Haushalt hat sie auch immer die Kontakte zu ihren Nachbarn und Mitmenschen gepflegt, sei es im Seniorenturnen oder im reformierten Frauenverein. Wenn es irgendwie möglich war, hat sie jeden Frauen- oder Altersnachmittag besucht. Für ihre Enkel und Urenkel war sie ein wunderbares Grosi. Jedes Kind wusste genau, wo die Spielsachen und Kinderbücher zu finden waren.

Nach ihrem 85. Geburtstag haben ihre Kräfte immer mehr nachgelassen und so musste sie auch ihren Garten aufgeben, was sie sehr schwer verkraften konnte. Der Haushalt und vor allem der Aufstieg vom Städtli ins «Bergheimeli» wurden immer beschwerlicher. Bei einem Untersuch beim Herzspezialisten wurde dann eine Verengung der Herzgefässe festgestellt. Mit 90 Jahren hat sie sich dann noch für eine Herzklappenoperation entschieden. Mit grossem Mut stellte sie sich dieser Herausforderung. Nach einem kurzen Spitalaufenthalt wurde sie in ein Ferienzimmer ins Alterszentrum Zopfmatt verlegt. Trotz grossen Fortschritten musste Müeti schon bald einsehen, dass es ihr nicht mehr möglich ist, alleine in ihrem Haus zu wohnen, und so wurde die «Zopfmatt» zu ihrem neuen Zuhause. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten hat sie sich dann aber doch mit der liebevollen Hilfe der Pflegerinnen und Pfleger in den Alltag des Heimes eingelebt. Als sie dann auch wieder mit dem Stricken und Häkeln angefangen hat, bekam ihr Alltag wieder einen Sinn. Voller Stolz hat sie uns jeweils ihre Finkli und Lätzli gezeigt, und die vielen Dankeskarten der Beschenkten zeugen von der Freude, die sie vielen damit bereiten konnte.

Mit ihrem wachen Verstand und ihren Anekdoten von früher hat sie ihre Kinder, Enkel und Urenkel bis zum Schluss immer wieder überrascht und erfreut.

Eine unerwartet schwere Infektion im Schultergelenk erforderte wieder­um eine Einlieferung ins Spital. Ihr krankes Herz hat die erneuten Operationen nicht mehr verkraftet und so ist sie am Muttertagssonntag, 8. Mai, im Luzerner Kantonsspital Wolhusen friedlich für immer eingeschlafen.

Auch wenn wir unser Müeti Hanna Schneider-Mühlemann schmerzlich vermissen, bleibt sie in unserer Erinnerung wach und wir sind dankbar für all die Jahre, die wir mit ihr erleben durften.