Nachruf

24. November 2016

Gustav Meyer-Wüest

Buchs/Dagmersellen

Am 3. November 2015 starb Gustav Meyer unerwartet, nach kurzem Spitalaufenthalt, im 91. Lebensjahr. Mit ihm verlieren wir einen unermüdlichen Schaffer und Forscher der Geschichte im Hürntal.
Gustav Meyer wurde am 25. Januar 1925 in Buchs, auf dem kleinen Bauernhof Bettimatt, geboren. Aufgewachsen in einfachen, bäuerlichen Verhältnissen, erlebte er, zusammen mit seinem jüngeren Bruder Josef und seiner Pflegeschwester Franziska, eine unbeschwerte Jugendzeit. Nach der Primarschule in Buchs folgte ein Jahr Sekundarschule in Dagmersellen. Sein sehnlichster Wunsch, weitere und höhere Schulen zu besuchen, blieb ihm aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der Kriegszeit verwehrt. Schon während der Schulzeit erlernte er all die landwirtschaftlichen Arbeiten in Stall, Feld und Wald. Bereits mit 15 Jahren waren die kriegsbedingten Arbeitseinsätze bei verschiedenen Bauern selbstverständlich. Mit 16 Jahren erfolgte die Einteilung in die Ortswehr, wo sein Vater Kommandant war. Manöver mit blinder Munition und Scharfschiessübungen mit dem alten Langgewehr standen auf der Tagesordnung. Der wichtigste Meilenstein in seinem Leben war 1953 die Heirat mit Marie Wüest vom «Bleimoos». Seit über 60 Jahren ist Marie seine geliebte Ehefrau, die immer Freud und Leid mit Gustav geteilt hat. Sie bewirtschafteten zusammen den eigenen Landwirtschaftsbetrieb Bettimatt. Marie hat ihm mit viel Verständnis und grossem Arbeitseinsatz immer den Rücken freigehalten. Wie er selber ausführte, hätte er ohne die tatkräftige Unterstützung seiner Frau Marie die unzähligen, öffentlichen Verpflichtungen nicht ausüben können. 1999 haben sie den Hof Bettimatt verkauft und sind nach Dagmersellen umgezogen.
Gustav Meyer diente der Gemeinde Buchs in diversen Ämtern. So war er während vielen Jahren Gemeindeammann (1975 – 1991), einige Jahre davon gleichzeitig als Gemeindepräsident (1975 – 1987). Während über 30 Jahren diente er in der Feuerwehr Buchs, davon 20 Jahre als Kommandant. Von 1948 bis 1978 wirkte er als Kassier und Aktuar für die Viehversicherungskasse Buchs. Während 48 Jahren diente er als Schnapsvogt der Brennereiaufsichtsstelle Buchs für die Eidg. Alkoholverwaltung. Von 1955 bis 1989, also volle 34 Jahre, amtete er als Vorstandsmitglied und Kassier der Güterzusammenlegung Buchs. Gustav Meyer – er war der Geschäftsführer und Manager dieses Generationenprojekts. Während 20 Jahren war er als Betreibungsbeamter tätig. Zudem stellte er seine Schaffenskraft anderen Organisationen zur Verfügung, so unter anderem der Wohnbaugenossenschaft als Kassier und Aktuar, der Geschäftsstelle Krankenkasse Concordia, der Gemeinde als AHV-Zweigstellenleiter und als Rechnungsführer beim Zivilschutz. Anfang der Achtzigerjahre war er in der Baukommission bei der Restaurierung der St.-Andreas-Kapelle Buchs aktiv. Der sensationelle Fund des alemannischen Friedhofs und die mittelalterliche Burg liessen Gustav Meyer fortan nicht mehr los.
In seiner Freizeit und vor allem im Pensionsalter widmete er sich leidenschaftlich seiner Heimat und der Dorfgeschichte und publizierte mehrere Bücher. Dank seinen jahrzehntelangen öffentlichen Tätigkeiten und seinem stets wachen Geist kannte er Land und Leute von Buchs und Umgebung mit ihren Geschichten bestens. Viele lokale Kostbarkeiten und historische Zusammenhänge wären ohne das breite Wissen und das fleissige Forschen von Gustav Meyer der Nachwelt immer zugeschüttet geblieben.
1996 erschien sein erstes Buch: «Buchs, eine Gemeinde im luzernischen Hürntal». Es ist das Standardwerk der Buchser Geschichte und das wohl wertvollste Ergebnis seiner jahrelangen Forschung. Es folgten regelmässig weitere Bücher und Schriften zu gesellschaftlichen und kirchlichen Themen. Einen Schwerpunkt bilden die Schriften aus dem Kirchen- und Pfarreiarchiv von Uffikon-Buchs, das er nach Anweisungen des Staatsarchivs Luzern sortiert und geordnet hat. Den krönenden Abschluss stellt das Buch über die St.-Andreas-Kapelle Buchs von 2014 dar. Unvergesslich bleibt auch sein Einsatz als Zeitzeuge für den «Törbeler-Film». Dies ein wunderbares und lebendiges Dokument aus den Vierzigerjahren.
Gustav Meyer hat seine Begabungen und seinen Wissensdrang, verbunden mit seinen Erfahrungen und der unermüdlichen Schaffenskraft, für die Allgemeinheit eingesetzt. Damit hat er bleibende Werke hinterlassen, die für kommende Generationen sehr wertvoll sein werden. Längst vergessene Schicksale unserer Vorfahren hat er ins Bewusstsein gebracht.
Die Gemeinde Buchs dankte im Jahre 2004 Gustav Meyer mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Durch die Gemeindevereinigung wurde Gustav Meyer zum Ehrenbürger von Dagmersellen. Sein sehr grosses Engagement verdient den Dank und die Anerkennung über den Tod hinaus.

Verfasser: Josef Wanner-Fellmann, Buchs