Nachruf

13. Juni 2016

Emil Birrer-Bieri

Emil Birrer-Bieri
Hergiswil

Es war, als wäre der Mittwoch, 25. November 2015, ein gewöhnlicher Tag. Emil Birrer stand wie jeden Morgen um 5 Uhr auf, ging in den Stall und molk dort mithilfe des Sohnes Walter die Kühe. Die Stall­arbeiten wurden abgeschlossen und er ruhte sich in der Stube ein wenig aus. Am Nachmittag war zu seiner grossen Freude Besuch angesagt. Das Zobig wurde gegessen und Emil machte einen Kontrollgang im Stall. Danach kam er in die Stube zurück und setzte sich auf das Sofa. Aufgrund dieser Reaktion fragte Mueti ihn: «Geht es dir gut?» «Ja, es geht mir gut.» Mit diesen Worten verabschiedete er sich um 16 Uhr blitzschnell von uns für immer.

Diese Art passte zu seinem bescheidenen, aber glücklichen Leben. Emil Birrer war nie ein Mann der Öffentlichkeit, setzte aber sein Wissen und seine Arbeitskraft für viele Leute ein. Er war auch nie in einem Verein. Ferien oder Reisen waren Fremdwörter. Die Gastfreundschaft war bei ihm eines seiner obersten Gebote. Seine Familie, die fünf Grosskinder und das Urgrosskind bedeuteten ihm alles. Er inte­ressierte sich immer für sie und fragte nach ihnen. Aber auch Verwandte und Bekannte und Leute aus nah und fern waren in der «Sagenmatt» willkommene Gäste. In gemütlicher Runde wurde Kaffee getrunken, grosse Napfmeringues mit Nidle gegessen, geplaudert, gelacht und Mueti erzählte zur Unterhaltung Witze. Die «Sagenmatt» war sein Zuhause, dort fühlte er sich wohl. Jeden Tag half er als pensionierter Bauer auf dem Hof mit und seine Arbeit wurde geschätzt.

Emil Birrer wurde am 6. Dezember 1927 in der «Wiggernhütte», Hergiswil, geboren. Zusammen mit drei Schwestern und zwei Brüdern erlebte er eine strenge, aber einfache Kindheit. Die Primarschule besuchte er im Hübeli, anschliessend machte er zwei Jahre Sekundarschule im Dorf. Den weiten Schulweg von zirka zwölf Kilometern strampelte er mit seinem alten Velo ab, bei strengem Winter gab es – wie damals üblich – einen Fussmarsch. In der Freizeit und nach der Schule half er, wie schon sein Vater, bei der Korporation Willisau im Enzi bei den Waldarbeiten mit. Dabei gehörte das Holzschleppen mit den Pferden zu seiner Lieblingsarbeit.

1949 zog die Familie Birrer in die «Neusagenmatt» und Emils neuer Arbeitsort war das Bürgerheim Rütmatt, Ruswil. Dort war er als Melker angestellt und molk mit Freude die 30 Kühe des Gutsbetriebs alleine von Hand. Überall, wo Not am Mann war, stand er hilfreich zur Seite. So half er auch den Ingenbohlschwestern beim «Chüechle». Diese Tätigkeit blieb ihm. Jede Kilbi machte er mit Mueti zusammen «Chnöiblätze», auch in diesem Jahr.

Am 1. August 1955 konnte er die baufällige Liegenschaft Sagenmatt kaufen. Ja, dieses Jahr war für ihn ein Glücksjahr, lernte er doch am Männerchor-Konzert seine Hermine Bieri vom «Tannhölzli» kennen. Das ist auch der Grund, weshalb er und Mueti jeden Katharinenmarkt das Männerchor-, später das Jodlerkonzert besuchten. Die Jodler und ihr Gesang bedeuteten ihm sehr viel. So wurde er 1997 zum Ehrenmitglied ernannt. 

Im Frühling 1957 heirateten Emil und Hermine in der Muttergotteskapelle im Hübeli. Die Hübelikapelle, welche auf seiner Liegenschaft stand, wurde für ihn zu einem speziellen Kraftort.

Bald wuchs eine kleine Familie heran. Die vier Kinder waren sein grosser Stolz. Im Gegenzug war er für sie ein herzensguter Vater, welcher die Vaterrolle sehr gewissenhaft übernahm.

Emil Birrer merkte schnell, dass Kinder Geld kosten und die alte Liegenschaft renoviert werden musste. Deshalb entschied er sich im März 1960, den Försterkurs zu absolvieren. Ein Jahr später wurde er Revierförster der Gemeinde Hergiswil. Während fast 30 Jahren zeichnete er für viele Landwirte Holz an oder mass das Holz zum Verkaufen. Man kannte ihn in seiner Försterkleidung und mit der «Kluppe» unter dem Arm und schätzte seine Gradlinigkeit.

Da sich Emil sehr viel in der Natur aufhielt, lernte er auch die Jagd und die Jäger kennen. Mit der Jagdgenossenschaft rechtes Wiggernufer genoss er den jährlichen Pächtertag.

Emil Birrer war es möglich, den Bauernhof in kleinen Schritten zu modernisieren und das Haus und den Hof in Etappen zu renovieren. 1999 übergab er die Liegenschaft an seinen Sohn Walter. Doch er arbeitete im gleichen Schritt weiter. Sie beide harmonierten gut und Walter liess seinen Vater immer arbeiten, was er wollte und seine Kräfte zuliessen.

Vor zirka zwei Jahren machten sich bei Emil Birrer Herzbeschwerden bemerkbar. Die näheren Abklärungen zeigten, dass seine Herzkranzgefässe verstopft waren. Im Kantonsspital versuchte man diese zu erweitern, doch das Vorhaben musste abgebrochen werden. Emil wusste, dass er nun mit Herzbeschwerden leben musste und stellte sich mit einer vorbildlichen Stärke dar­auf ein. Die zahlreichen Besuche, das Jassen am Sonntag und das gemütliche Zusammensein waren für ihn nun die beste Medizin.

Emil Birrer-Bieri hinterlässt in seiner Familie eine grosse Lücke. Wir sind dankbar für die lange und gute Zeit, die wir in Freud und Leid miteinander erleben konnten. 

Bilder, Gedanken und Augenblicke – sie werden uns immer an Emil, einen wundervollen Menschen, erinnern. 

Die Trauerfamilie