Nachruf

18. Juni 2018

Dora Trachsel-Lanz

Ohmstal

Am 26. Juli 1935 wurde Dorli ihren Eltern Ernst und Frieda Lanz-Schärer im Rugenstal, Gemeinde Fischbach, in die Wiege gelegt. Mit ihrem um drei Jahre jüngeren Bruder Werner erlebte sie eine schöne Jugendzeit. Da das elterliche Heimwesen näher bei Gondiswil als bei Fischbach liegt, war es naheliegend, in Gondiswil zur Schule zu gehen. Auch der Konfirmandenunterricht wurde dort erteilt, und am Karfreitag 1951 wurde Dorli in der Kirche Gondiswil konfirmiert.

Während der Schulzeit gehörte es zu Dorlis Aufgaben, die Milch in die Käserei Gondiswil zu bringen. Sie wechselte sich jeweils abends oder morgens mit ihrem Bruder Werner ab, anfänglich mit dem Hundegespann, später dann mit dem Pferd.

Damals war es üblich, dass die Kinder in den Schulferien zu Hause mithalfen, weil noch vieles von Hand erledigt werden musste. Beim Heuen, Ernten, oder im Herbst beim Kartoffelnauflesen und Rübenputzen war sie eine willkommene Helferin. Nach der Schulzeit arbeitete sie an verschiedenen Stellen als Haushaltshilfe. Ein Jahr war sie in Bern in einem Molkereiladen als Köchin und Verkäuferin angestellt. Im Winter 1955/56 besuchte sie die Haushaltungsschule Waldhof in Langen­thal. Dort erlernte sie viel Wertvolles für ihren späteren Beruf als Bäuerin. Auch ihren Ehemann, Ruedi Trachsel, lernte Dorli dort kennen. 1956 wurde das Hochzeitsfest gefeiert. So kam sie auf den Landsberg in Ohmstal in eine Grossfamilie. Das war nicht immer einfach, denn sie war in einer kleinen Familie aufgewachsen. Wie sie selber sagte: «Ich musste mich erst einmal an die in einer Grossfamilie herrschende Meinungsvielfalt gewöhnen.» In ihrer Schwägerin Martha fand Dorli eine gute Freundin: Sie waren ein Herz und eine Seele und unternahmen viel zusammen. Zum Beispiel lernten sie zur gleichen Zeit Auto fahren oder gingen miteinander in die Trachtengruppe Schötz, wo Dorli 50 Jahre lang Mitglied war. Im Laufe der Zeit wurden Dorli und Ruedi fünf Töchter geschenkt: Ruth, Edith, Hedi, Vreni und Dora. Mit ihnen durfte sie viele freudige Stunden erleben. Praktisch alle Kleider ihrer Töchter, alle Schürzen, Röcke und Jupes nähte sie eigenhändig. Im grossen Haushalt gab es immer viel zu tun mit putzen, waschen, stricken und flicken. Etliche Jahre war es ihre Aufgabe, die Schweine im Nachbarhof zu versorgen. 

Dorli engagierte sich einige Jahre in der Schulpflege Ohmstal. Sie wirkte im Kirchenvorstand der ref. Kirche Willis­au sowie im Krankenpflegeverein mit. Als Gründungsmitglied des Frauensportvereins Ohmstal vor über 40 Jahren war der Turnstundenbesuch für sie ein wichtiger Bestandteil des wöchentlichen Ablaufs. Das Zusammensein mit ihren Kolleginnen schätzte sie sehr. Im Jahre 1979 wurde ein lang gehegter Traum endlich Wirklichkeit. Bei einem Umbau im grossen Wohnhaus wurde eine schöne, moderne Küche eingerichtet. Die Töchter wurden erwachsen, erlernten einen Beruf und flogen nach und nach aus. Im Jahre 1997 konnten Dorli und Ruedi die Verantwortung für Haus und Hof an Tochter Dora und Schwiegersohn Toni übergeben. Dorli machte es sich zur Aufgabe, ihre Schwiegermutter und später ihren Schwiegervater zu pflegen. Tante Margrit pflegte sie bis zu ihrem 100. Geburtstag. Dann musste die Tante in die «Waldruh» übersiedeln, da der Pflegeaufwand zu gross wurde. Bald darauf zog Dora mit ihrer Familie ins neu gebaute Bauernhaus. Dorli und Ruedi zogen ins Stöckli. Dorli genoss diesen Umzug ins Stöckli vor zehn Jahren sehr. Zum ersten Mal konnte sie mit ihrem Mann zusammen im eigenen kleinen Haushalt leben. Nun hatten sie auch endlich Zeit für Ferien, denn die war vorher ausgefüllt mit Arbeit und Familie. Bis jetzt nahmen sie sich nur Zeit für gelegentliche Sonntagsausflüge oder besuchten für ein paar Tage  Ruedis Schwester im Wallis. 

Dorli freute sich sehr an ihren sieben Grosskindern. Wenn eines ins Stöckli zu Besuch kam, wollte sie immer genau wissen, wie es in der Schule lief. Es war ihr eine Herzensangelegenheit, dass ein jedes seinen Weg ins Leben fand. 

Anfang März dieses Jahres wurde Dorli von einer heftigen Grippe so sehr geschwächt, dass sie sich zur Behandlung ins Spital begeben musste. Nach einer Woche schien sie sich so weit erholt zu haben, dass sie aus dem Spital entlassen werden konnte. Eigentlich wollte der Arzt sie zur Kur schicken, doch sie wollte unbedingt nach Hause. Hier ist sie völlig unerwartet einen Tag nach ihrer Rückkehr am 24. März 2018 verstorben.