Nachruf

19. Oktober 2023

Bernadette Baumann

Bernadette Baumann
Ettiswil

Im Ausserdorf in Ettiswil wurde Bernadette am 23. März 1949 geboren. Mit zwei Brüdern und drei Schwestern durfte sie eine glückliche Kindheit auf dem Bauernhof erleben. Die leichte Behinderung, die man feststellte, schränkte sie und unser Familienleben aber nicht ein. Sie war ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen und arbeitete, wie wir andern auch, im Haus oder auf dem Feld mit. In Ettiswil besuchte sie die Primar- und Oberstufe. Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war diese Schulzeit für sie nicht immer einfach. Geduld und Verständnis für Kinder, die nicht genau ins Schema passten, war wenig vorhanden. Ihre Schulkameraden aber blieben ihr immer wichtig. Sie freute sich auf jede Klassenzusammenkunft und genoss dieses Zusammensein mit ihnen.

Nach obligatorischenSchulzeit absolvierte sie während zwei Jahren in Neu St. Johann im Toggenburg eine Haushaltlehre und wohnte dort im Internat.

1968 begann sie in der Wäscherei im alten Spital Sursee zu arbeiten. Dies wurde dann auch gleich ihre Lebensstelle. Knapp 39 Jahre sortierte und bügelte sie Wäsche, legte sie zusammen und verteilte sie wieder auf die Abteilungen. Dabei war es ab und zu auch nötig, dem Pflegepersonal beizubringen, wie eigentlich Ordnung im Schrank aussehen sollte. Sie erledigte ihre Aufgaben genau und zuverlässig und war zufrieden. Während der Woche wohnte sie einem Zimmer im Personalhaus und führte ein unabhängiges Leben.

Mit Begeisterung war sie Teil der Behindertensportgruppe Sursee, ging jede Woche ins Turnen und mit Freude auch ins Schwimmen. Sie besuchte gemeinsam mit vielen andern die Sporttage in Magglingen und meistens brachte sie mit Stolz eine Medaille nach Hause. Nach Feierabend war sie im Städtli beim Einkaufen oder auf einem Spaziergang anzutreffen. Dabei besuchte sie öfters auch ihre Kidli-Cousinen Annelies und Bernadette, die in der Nähe wohnten. Ab und zu erhielt sie dann auch eine Einladung zum Znacht, die gerne angenommen wurde.

Im Jahr 2007 stand eine grosse Veränderung an. Weil die Zukunft der Wäscherei im Spital Sursee ungewiss war, konnte sie nicht mehr weiterbeschäftigt werden. Nach diversen Abklärungen fand man glücklicherweise schon bald mit der Stiftung Brändi in Sursee eine Lösung.  

Ab September 2007 bis zur Pension Ende März 2013 war ihr Arbeitsplatz nun im AWB Brändi in Sursee in der Montagehalle. Sie lebte sich schnell ein und die wechselnden Arbeiten, die sie zuverlässig erledigte, gefielen ihr sehr. Dass sie pensioniert wurde, freute sie überhaupt nicht. In dieser Zeit veränderte sich auch die Wohnsituation. Im Wohnhaus der Stiftung Brändi in Sursee durfte sie in der neu gegründeten Pensionierten-WG 4 ein Zimmer beziehen. Zuerst eher skeptisch, gefiel es ihr aber bald sehr gut. Sie verstand sich mit dem Betreuungsteam und den 4 WG-Gspänli sehr gut und freute sich an den neuen Möglichkeiten. Unter Anleitung des Betreuerteams wurde im Haushalt gearbeitet und wechselnde Ämtli erledigt. Dazu gehörten auch Ausflüge, Spaziergänge, einkaufen, Kaffee trinken und anderes. Vor allem zu ihrem persönlichen Betreuer Kurt hatte sie eine enge Beziehung, sie lachten viel miteinander und es freute sie, wenn sie in seinem Schrebergarten beim Gemüsepflanzen und -ernten mithelfen konnte.

Die Heimat von Bernadette blieb aber immer Ettiswil. Im oberen Stock im Ausserdorf war ihr Reich, wo sie zuerst mit den Eltern, danach alleine wohnte, immer in enger Beziehung mit der Familie von Sepp und Trudy. Dort verbrachte sie ihre Wochenenden, ging einkaufen, kochte für sich und Papa und half draussen mit, wenn ihr die Arbeit gefiel. Im Herbst Äpfel und Nüsse auflesen, waren ihre Lieblingsbeschäftigungen. Darum war sie zu dieser Zeit rund um den Hof meistens unter den Bäumen mit dem Korb anzutreffen. Später im Winter öffnete sie dann stundenlang mit grosser Geduld Nüsse auf dem Küchentisch.

Sie durfte das Aufwachsen der vier Nichten von Geburt weg eng miterleben und schloss sie in ihr Herz. Die Mädchen waren oft bei ihr im oberen Stock. Sie kochten zusammen, spielten und arbeiteten gemeinsam draussen auf dem Feld. Dabei zeigte ihnen Bernadette auch, was genaues Arbeiten bedeutet und wie man es richtig macht.  

Aber auch die Familien von uns Geschwistern waren ihr wichtig. Eine Glückwunschkarte, ein kleines Geschenk zu Geburten und runden Geburtstagen waren für sie eine Selbstverständlichkeit.

Mit Mami erlebte sie in früheren Jahren viel Schönes auf den Carreisen in Europa und auch auf Ausflügen in der Schweiz. Später waren die zweiwöchigen Gruppenferien mit Procap an verschiedenen Orten der Schweiz Höhepunkte in ihrem Alltag, von denen sie begeistert erzählte.

Sie war interessiert am Dorfleben und bei jedem Fest dabei. Kommunikativ wie sie war, plauderte sie mit den Menschen, wusste viel und teilte ihre Meinung mit, ob gewünscht oder nicht.

Eine beginnende Demenz verschlimmerte sich leider im Sommer 2019 und machte einen baldigen Umzug in ein Pflegeheim nötig.

Mitte Oktober 2019 durfte sie im Sonnbühl in Ettiswil ein schönes Zimmer beziehen. Sie fühlte sich sofort wohl und gut aufgehoben.  

Leider führte ein schwerer Sturz auf den Kopf, am Mittwochabend, 9. August, zu ihrem unerwarteten Tod.

Bernadette hat ihr sicher nicht immer einfaches Leben sehr gut gemeistert und unser Familienleben mit ihrer Fröhlichkeit und Spontanität bereichert.

Herzlich danken wir dem Team vom Sonnbühl für die liebevolle Betreuung, aber auch allen Menschen, die ihr im Leben mit Freundlichkeit und Verständnis begegnet sind.

In unseren Herzen und Gedanken wird sie immer bei uns sein.

Deine Geschwister mit Familien