Nachruf

26. April 2021

Annemarie Tschuppert-Kurmann

Annemarie Tschuppert-Kurmann
Ettiswil

Annemarie Tschuppert-Kurmann wurde am 29. April 1937 als zweites Kind von Johann und Rosa Kurmann-Künzli geboren. Zusammen mit ihrer Schwester Hilda und den Brüdern Hans, Alfred, und Walter ist sie im Vorder-Mühletal, Willisau-Land, aufgewachsen. Von zwei Brüdern hat Mami leider schon früh Abschied nehmen müssen und auch ihre ältere Schwester ist vor knapp drei Jahren verstorben.

Die Primarschule hat Mami zusammen mit ihren Geschwistern auf dem Lütenberg, der sogenannten «Hochschule  Willisau», besucht. Die Sekundarschule besuchte sie dann im Landschulhaus Willisau.

Nach der obligatorischen Schulzeit wurde Mami, heute würde man sagen, in verschiedenen Haushalten herumgereicht, wo gerade Not an Frau war. Das war früher in ärmlichen Verhältnissen üblich. Obwohl ihre Lehrpersonen alles versucht haben, ihre Eltern umzustimmen, damit sie eine Lehre hätte machen können, musste sie dazuverdienen, dass die Familie überleben konnte. Stolz präsentierte sie noch vor nicht allzu langer Zeit ihre Schulzeugnisse mit von A – Z blanken Sechsern.

Nachdem Annemarie bei ihrer Arbeit in einem Restaurant in Willisau dermassen positiv aufgefallen ist, hat sie ihr damaliger Chef nach Chur in ein Hotel empfohlen und ihr Traum, eine Kochlehre zu machen, ging somit doch noch in Erfüllung.

Nach dem Abschluss der Lehre war ihr Wunsch, wieder in ihre engere Heimat zurückzukehren. Sie begann im Service zu arbeiten. Mami war eine geborene Service-Angestellte:  attraktiv, freundlich, kompetent, speditiv. Ihre Vorgesetzten waren stets voll des Lobes und nun konnte sie sich endlich auch finanziell etwas leisten, was sie vorher nicht konnte. Zusätzlich hat sie monatlich auch immer ihre Familie monetär unterstützen können.

Bei ihrer Arbeit im Rössli Ettiswil haben sich Kari und Annemarie 1961 kennengelernt … es war Liebe auf den ersten Blick.

Nach der Hochzeit 1963 zog Mami auf dem Hof Luegisland ein, wo sie zusammen mit ihrem Ehemann Kari den Landwirtschaftsbetrieb führte. Im Laufe der Jahre schenkte sie vier Töchtern, Gabriela, Barbara, Andrea und Monika, das Leben. Mami unterstützte ihre Töchter vorbehaltslos, damit sie ihre Wunschberufe lernen durften. Das war auch so, als sie selbständig ihr eigenes Leben gestalten wollten. Es war auch immer rührend mitanzusehen, wie sich Mami auch für ihre Grosskinder in den verschiedensten Phasen des Heranwachsens interessierte, sie bewunderte und motivierte.

Eine grosse Zäsur war für Mami die Wahl ihres Gatten nach Bern. Ab sofort war sie nicht nur für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig, sondern war auch verantwortlich für viele Details auf dem Landwirtschaftsbetrieb.

Daneben blühte und gedeihte Mamis grosser Gemüse-/Blumengarten, der übrigens einmalig war, und manch einer fragte sich, wann und wie macht sie das denn auch noch? Oder wer freute sich nicht auf die einmalig feinen und wunderschönen Weihnachtsguetzli von ihr? Viele Nächte hat sie mit Backen verbracht, um Familie und Freunde damit zu verwöhnen.

Abwechslung fand sie bei ihren vielfältigen Hobbys. Sie war Mitbegründerin der Frauenriege Ettiswil. Sie spielte Meisterschaft mit den Volleyballerinnen, war Schiedsrichterin, nahm hin und wieder auch den Tennisschläger  zur Hand, ging sehr gerne wandern und Ski fahren.

Mami war aber nicht nur gerne selber aktiv, sie wusste immer über alle Sportthemen im Land Bescheid. Sie liebte es, das Sportgeschehen im Fernsehen zu verfolgen. Kein Tennismatch von Roger Federer wurde ausgelassen, egal zu welcher Zeit er spielte. Die aktuellen Fussball- oder Hockeyresultate waren ihr immer bekannt und die Direktübertragungen der Spiele liefen immer bei ihr. Für Skirennen war es uns sogar erlaubt, vor dem Fernseher Mittag zu essen.

Aber ihre grosse Liebe war das Schwimmbad. Sie pflegte ihre Schwimmbadanlage wie ein geliebtes Kind und genoss sichtlich das Schwimmen und Sönnele. Hier fand sie  bei schönem Sommerwetter ihre verdiente Erholung.

Ihr allergrösstes Hobby war aber das Jassen.  Nichts auf der Welt schien wichtiger zu sein. Zeitlebens hat sie  sich aufgeregt, dass ihr Gatte das Jassen nie richtig beherrschte.

Aber auch die ausgedehnten Ferienreisen in ferne Länder, zum Beispiel nach Südamerika, Südafrika, Kanada,  sowie die vielen Ausflüge und Besuche verschiedenster europäischer Städte hat sie in vollen Zügen genossen. Sie interessierte sich für fremde Kulturen.

Ihr Highlight waren allerdings die Hausbootferien in Frankreich mit Familienmitgliedern und Freunden und die jährlich obligaten Ski- und Badeferien im Leukerbad. Unvergesslich wie sie das jeweils in vollen Zügen genoss und jedes Mal aufs Neue so richtig  aufblühte.

Der Umzug ins neu gebaute Haus war für sie mehr als  nur ein neuer Lebensabschnitt. Mami war stolz, dass es möglich war dank grossem Fleiss und viel Arbeit einen Alterswohnsitz zu  erstellen. Leider durfte sie in den letzten drei Jahren ihr geliebtes Heim nicht mehr voll geniessen.

Ihr Wirken wäre unvollständig wiedergegeben, wenn nicht noch ihre Rolle als vorzügliche Gastgeberin erwähnt würde, nach dem Motto: gelernt ist gelernt. Sie beherbergte sehr gerne Gäste. Sie verwöhnte sie, überraschte sie immer wieder aufs Neue, so zum Beispiel mit ihren selbst gemachten Bratwürsten. Ihre grösste Genugtuung war, wenn sie jeweils über die Festtage ihre Familie  und vor allem ihre Schwiegersöhne mit speziellen Menüs aus selbst gemachten Zutaten sowie feinen Desserts verwöhnen durfte.

Als vor gut fünfzehn Jahren die ersten Anzeichen ihrer unheilbaren Krankheit sichtbar  wurden, war sie sehr traurig und haderte mit dem Schicksal. Kari und die ganze Familie unterstützten Mami wo immer es ging, um die immer stärker werdenden Einschränkungen zu kompensieren, damit Mami so lange als möglich zu Hause bleiben durfte. Als dann der Heimeintritt unausweichlich wurde, versprach ihr Babi, dass er sie nach Möglichkeit jeden Tag besuchen werde. Dadurch entstand zwischen den beiden ein sehr enges Band und sie konnten so Zeit miteinander verbringen, welche ihnen im Leben vielmals nicht gegönnt war.

Am 8. Januar 2021 durfte Mami im Beisein von Babi ruhig einschlafen. So wie sie sich das immer gewünscht hat.

Annemarie war eine wunderbare Frau, ein tolles Mami und liebes Grosi, immer freundlich, fürsorglich, liebenswürdig, gastfreundlich, einfach einzigartig. Wir werden dich nie vergessen.

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