Nachruf

24. Oktober 2022

Anita Gut-Stocker

Anita Gut-Stocker
Kottwil

Die Freude ihrer Eltern Anita und Franz Stocker-­Frey vom Balmhof in Ettiswil war gross, als Anita am 2. Februar 1943 das Licht der Welt erblickte. In den folgenden Jahren gesellten sich ihre Brüder Franz, Peter und Markus zum glücklichen Familienleben hinzu. Mit ihnen und ihren Nachbarskindern erlebte Anita eine fröhliche und ungetrübte Kindheit.

Anita war ein richtiges «Luusmeitli». Schon im Alter von vier Jahren machte es ihr grossen Spass, selbständig in die Brestenegg auszureissen, um eifrig nach feinen Waldbeeren zu suchen. Die Begeisterung über die unangekündigten Ausflüge hielt sich bei ihrer Familie jeweils in Grenzen, da diese oft stundenlang erfolglos nach ihr suchen durften.

Die Schule besuchte Anita in Ettiswil. Es war eine schöne Jugendzeit mit grossartigen Kolleginnen und Kollegen. Viele enge Freundschaften haben bis in den Herbst ihres Lebens Bestand gehalten. Nach abgeschlossener Schulzeit verbrachte Anita ein Jahr in Paris, um ihr Französisch zu verbessern. Es war ein lehrreicher und aufregender Lebensabschnitt in einer für sie neuen Grossstadtwelt.

In der Bäuerinnenschule Melchtal holte sich Anita das Rüstzeug für ihren späteren Arbeitsalltag und schloss viele nachhaltige Bekanntschaften. Es war auch die Zeit, als sie das Pflegekind Edwin Rohrer kennenlernte, welches danach als neu gewonnenes «Brüderchen» im Balmhof aufwachsen sollte.  

Als Ausgleich war ihr das Vereins­leben sehr wichtig. So sang Anita aktiv im Kirchenchor und in der Trachtengruppe mit. Auch das Theaterspielen mit vielen geselligen Stunden bereitete Anita grosses Vergnügen. Über die Vereinstätigkeiten lernte sie auch ihren späteren Ehemann Toni Gut aus Kottwil kennen und lieben. Am 12. Mai 1964 gaben sich Anita und Toni an einem prächtigen Frühsommertag das Jawort in der Pfarrkirche Ettiswil.

Aus der Ehe entsprangen sechs gesunde Buben, und Anitas Lebensmittelpunkt war nun das idyllische Kidli in Kottwil. Es war eine strenge, aber gleichzeitg wunderbare Zeit, die Kinder heranwachsen zu sehen. Aktivitäten im Familienkreis bereiteten Anita besonderes Vergnügen und sorgten für Abwechslung. An der Fasnacht verkleidete sie sich gerne und schlüpfte dabei in die unterschiedlichsten Rollen. Nicht selten blieb Anita an diesen Abenden unerkannt oder wurde gar als bester «Geuggel» prämiert. Sie engagierte sich mit Toni zudem aktiv in der Ettiswiler Muggezunft, gekrönt mit dem Zunftmeistertitel im Jahre 1981.

Anita und Toni konzentrierten sich auf den Auf- und Ausbau ihrer Obst- und Beerenkulturen. Mit dem wachsenden Kundenstamm glich ihre Küche oft einem «Beizli», denn die edlen Produkte wollten doch von vielen Kunden vor Ort degustiert sein. Umso mehr schmerzte die Tatsache, dass durch die Pflanzenkrankheit Feuerbrand im Jahre 1995 ihr Lebenswerk innerhalb eines Jahres praktisch vollständig zerstört wurde. Die Freude war gross, als sich Sohn Patrick mit seiner Familie umgehend an den Wiederaufbau des Betriebs wagte und die Verantwortung auf dem Hof übernahm.

Der Natur eng verbunden, zog es Anita an den Wochenenden oft in den Wald, um Pilze zu sammeln und etwas Abstand von den Strapazen unter der Woche zu finden. Auch ein mit Blumen und Gemüse üppig bepflanzter Garten lag ihr immer sehr am Herzen. Bei ihren Arbeiten wichen die Hofhunde kaum von ihrer Seite. Mit Stolz und Zufriedenheit begleitete Anita die neun Grosskinder auf ihrer Lebensreise. Die gemeinsamen Stunden und Anlässe mit ihnen blieben bis zu ihrem Tod in bester Erinnerung.

Besonderer Höhepunkt war die Feier zur «Golden Hochzeit» in Luthern, als sich die gesamte Familie zum gemeinsamen Gottesdienst und Festtag traf. Auch kleinere Reisen und Wallfahrten bereicherten ihren Lebensabend.

Anitas Leben war auch von einigen Schicksalsschlägen geprägt. So machten ihr das erstgeborene Sternenkind, der Verlust ihrer Eltern und von guten Verwandten und Bekannten und im Jahre 2019 ihres geliebten Tonis zu schaffen. Auch Anitas eigener Körper musste über die Jahre einiges ertragen und so war der Gang ins Alters- und Pflegeheim Oberkirch im Jahr 2020 leider unvermeidbar. Für die fürsorgliche Unterstützung und Hilfsbereitschaft war Anita sehr dankbar, auch wenn die Zeit im Heim für sie nicht immer einfach war. Besonders hat sich Anita über Besuche und gemeinsame Anlässe gefreut, welche ihren Alltag verkürzten. Zudem fand sie während der schwierigen Corona-Zeit die Ruhe, um ihre eigene Lebensgeschichte niederzuschreiben und erlernte selbständig den gekonnten Umgang mit den neuen digitalen Hilfsinstrumenten. Über ihr Smartphone konnte Anita ihr persönliches Netzwerk trotz räumlicher Distanz intensiv weiterpflegen. Seit Februar hat sich der Gesundheitszustand von Anita nochmals schnell verschlechtert, und am 21. Juni 2022 schloss sich ihr Lebenskreis für immer. Ihr tiefer Glaube gab Anita über die Jahre stets Halt und Vertrauen.
 
Mami, wir vermissen dich. Mit vielen schönen und unvergesslichen Erinnerungen lebst du in unseren Herzen weiter.

Deine Familie