Nachruf

09. Februar 2024

Alois Dubach

Alois Dubach
Gettnau

Es war der 17. September im Jahre 1942, als mit der Geburt von Alois Dubach ein neuer Erdenbürger in Obergunterswil in Willisau Einzug hielt. Mit Liebe, Freude und Dankbarkeit hiessen seine Eltern Isidor und Anna Dubach-Krummenacher den kleinen Alois in der Familie willkommen. Gemeinsam mit insgesamt sechs älteren und jüngeren Geschwistern verbrachte er wohlbehütet seine Kinderjahre auf diesem idyllisch gelegenen Hof, der etwas abseits des Städtchens liegt. Daher war auch der Schulweg etwas länger, was Alois aber nicht im Mindesten störte, heckte er doch mit seinen Schulgespanen so manchen Streich auf diesem Weg aus. Ein Unfall mit dem Velo, den er auf dem Weg zur Schule erlebte, prägte sein zukünftiges Leben, musste ihm doch als Spätfolge dieses Unfalls eine Niere entfernt werden. Um sich von diesem schweren Eingriff zu erholen, musste Alois über mehrere Monate hinweg im Kurhaus Adelheid in Unterägeri verbringen. Hier wusste der musikalisch sehr begabte Junge mit seinem Spiel auf dem Schwyzerörgeli und seinem spitzbübischen, aufgeweckten Wesen die ansonsten gestrenge Schwesternschaft mühelos um den Finger zu wickeln, sodass diese ihm manchen Streich nachsahen.

Die obligatorischen Schulen besuchte er in Willisau, Militärdienst konnte er aber infolge seines Nierenleidens zu seinem Leidwesen nicht leisten. Der Umzug seiner Familie in den 1950er-Jahren nach Gettnau und der Eintritt in die Arbeitswelt waren prägende Ereignisse für ihn. Schnell fühlte er sich jedoch heimisch in seinem neuen Heimatort und die Arbeitsstelle in der damaligen Möbelfabrik Wellis AG in Willisau erfüllte ihn mit Befriedigung. So blieb er dieser Firma treu bis zu seiner Pensionierung. Und in all diesen Jahren erlebten ihn seine Arbeitskameraden als wunderbaren, hilfsbereiten und humorvollen Kollegen, der ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite stand. Geschätzt wurde aber auch seine Arbeit, die stets perfekt sein musste. Dieser Perfektionismus brachte seine Umwelt wohl ab und an beinahe zum Verzweifeln. Sein Pflichtbewusstsein und seine Zuverlässigkeit erregten aber auch die Aufmerksamkeit seiner Arbeitgeber, sodass sie ihn mit dem Auftrag betrauten, der Betriebsfeuerwehr als Kommandant vorzustehen. Und auch diese Aufgabe erfüllte er mit Umsicht, Herzblut, Leidenschaft und einem unwahrscheinlich intensivem Engagement.

Ein neuer Lebensabschnitt begann für Alois, als er im Jahre 1967 Trudy Portmann aus Escholzmatt kennenlernte. Schon bald war für ihn klar, dass er mit dieser Frau sein zukünftiges Leben verbringen wollte. So läuteten für ihn und Trudy am 31. August 1968 die Hochzeitsglocken in der Klosterkirche von Sursee. Das Glück des jungen Paares krönte die Geburt von den drei Söhnen René, Bruno und André, denen Alois ein sehr verständiger und gutmütiger Vater war. Ihren Lebensweg verfolgte er aufmerksam und interessiert und sie durften stets auf seine Unterstützung zählen. Neben seiner Hingabe für die Familie pflegte Alois aber auch mit ebensolcher Hingab seine Hobbys. So war er über Jahrzehnte hinweg als talentierter Kornettist in der Musikgesellschaft Gettnau aktiv, wofür sie ihm die Ehrenmitgliedschaft verlieh. Daneben beherrschte er sehr gekonnt das Spiel auf seinen insgesamt sieben Schwyzerörgeli. Und diese musikalische Begabung stellte er zur Freude der Anwesenden bei unzähligen gesellschaftlichen Gelegenheiten unter Beweis. Dabei sagte er stets: «Die Örgeli müend schliesslech bewegt und immer wieder a die fröschi Luft.» Etliche andere Hobbys, wie das Sammeln von Pilzen und Heidelbeeren und das Wandern, übte er gemeinsam mit seiner Gattin aus, die den Aufenthalt in der freien Natur genauso zu schätzen wusste wie Alois. Zudem liebten sie es beide, mit Freunden oder Familienangehörigen in gemütlicher Runde einen heissen Jass zu klopfen. Alois verfügte über etliche Talente und über ein umfangreiches Können in den unterschiedlichsten Bereichen. Doch er war kein Mann der grossen Worte. Lieber hielt er sich im Hintergrund und stellte sein Licht unter den Scheffel, als dass er gross mit seinen Fähigkeiten auftrumpfte. Und diese Bescheidenheit, in Verbindung mit seinem trockenen Humor und seinem umgänglichen Wesen, machten ihn zu einer Persönlichkeit, die von seinen Mitmenschen respektiert und geachtet wurde.

Mit den Jahren wuchs die Familie von Alois. Drei Enkelinnen, denen er ein liebevoller Grossvater war und die er gerne verwöhnte, bereicherten sein Leben. Ein Traum ging für ihn in Erfüllung, als er im Jahre 2008 gemeinsam mit seinem Sohn Bruno den Bau eines eigenen Hauses mit zwei Wohnungen in Angriff nahm. Unzählige Stunden verbrachte er auf dem Bauplatz, um sehr genau die Arbeiten zu überwachen und seine eigene Arbeitskraft einzubringen. Als er schliesslich mit seiner Gattin an ihrem Hochzeitstag Einzug in das neue Heim halten konnte, war sein Glück perfekt. Und ab sofort war es für ihn selbstverständlich, mit sehr viel Begeisterung und gemeinsam mit seiner Schwiegertochter Sandra für eine gepflegte Umgebung seines neuen Hauses zu sorgen. Dabei führten die Pflege und die Gestaltung des Gartens oftmals zu einem friedlichen und zugleich humorvollen Wettstreit zwischen den beiden, der letztendlich immer in einem sehr gefälligen Kompromiss endete.

So verging die Zeit und niemand ahnte, dass das Schicksal ihn nach Jahren des Glücks mit einer Krankheit konfrontieren würde, der er ohne Hoffnung auf Heilung ausgeliefert war. Trotzdem nahm er mit aller Kraft den Kampf gegen die heimtückische Krankheit auf, obwohl er wusste, dass er gegen sie keine Chancen hatte. Es war unglaublich, mit welcher Zuversicht er sich in Anbetracht der Schmerzen immer wieder aufraffte, um auch die letzten Monate seines Lebens noch lebenswert zu gestalten. Dazu gehörte auch eine Kreuzfahrt, die er noch im letzten Frühjahr mit seiner Familie unternahm und die er trotz seiner angeschlagenen Gesundheit in vollen Zügen genoss. Und bei aller Hoffnungslosigkeit verlor er nie den Humor. Stets wusste er seine Mitmenschen mit einem Spruch aufzuheitern. So antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln auf die Ansage, dass er heute gut aussehe: «Ech be halt scho immer e Schöne gse.»

Doch der Tag des endgültigen Abschiedes kam unausweichlich näher. Seinem Wunsche entsprechend durfte Alois die letzten Wochen in seinem geliebten Heim verbringen, liebevoll umsorgt von seiner Gattin bis zu seiner Todesstunde. Im Kreise seiner Familie erfüllte sich dann am 30. Oktober sein irdisches Schicksal. Ein letzter Blick, ein letzter Atemzug und Alois war dazu bereit, nach der langen Leidenszeit zu seinem Schöpfer zurückzukehren. Die Menschen, die ihm auf seinem Lebensweg begegnet sind und ihn begleitet haben, werden diese liebenswürdige Persönlichkeit, die stets mit einem spitzbübischen Lächeln und einem lockeren Spruch für Heiterkeit sorgte, nie vergessen. Er hinterlässt eine Lücke, die durch nichts und niemanden ausgefüllt werden kann. Trotzdem sei ihm nun nach der schmerzvollen Zeit die Ruhe und der ewige Frieden gegönnt.