Nachruf

09. Juli 2020

Adolf Fuchs

Luzern

Selbstverfasster Nachruf

Jetzt, da ihr diese Zeilen lest, bin ich bereits am Ziel des Lebens angekommen: bei Gott, so hoffe ich.

Als ich am 23. Mai 1924 zur Welt kam, herrschte in der Schweiz eine Wirtschaftskrise, die meine ersten Lebensjahre prägte. Mit vier Brüdern wuchs ich in einer Arbeiterfamilie auf und wurde in meiner Jugendzeit zur Mithilfe im Haus und Garten angehalten. Ausserhalb der Familie ermöglichte mir die Mitgliedschaft in der Katholischen Jugendbewegung etwas Freizeit zu erleben. Die Leitung erkannte bald einmal die in mir schlummernden Talente und förderte mich bis hinauf in die Kantonsführung der Jungwacht im Aargau. Beruflich durfte ich eine Lehre als Verwaltungsangestellter absolvieren. Wir fünf Söhne lernten in der Familiengemeinschaft das Teilen, das aufeinander Rücksichtnehmen und das aktive Mittun in der Pfarrei.

Mit 22 Jahren hatte ich meine Weiterbildung zum Verwaltungsfachmann beendet und wurde von der Stadt Mellingen zum Gemeindeschreiber gewählt, dem man auch die Führung des Standesamtes und der Einwohnerkontrolle sowie die Geschäftsführung der Wasser- und Elektrizitätsversorgung anvertraute. An dieser Stelle verblieb ich 33 Jahre, während denen ich das Wachsen der Kleingemeinde zur stattlichen Industrie- und Geschäfts-«Metropole» im Reusstal erfahren durfte.

Im Laufe der Jahre verheiratete ich mich mit einer in Säckingen wohnhaften Schweizerin, Elfriede Waldmeyer. Der Ehe entsprossen drei Söhne: Jakob, Peter und Christoph.  

Im Jahre 1969 wählte mich das Volk zum Grossrat, nachdem ich in der CVP erfolgreich mitmachte. Dieser Lebensabschnitt, der von der Gemeinde- und Kantonspolitik bestimmt war, nahm zehn Jahre später ein abruptes Ende, weil meine Gattin mit 52 Jahren in den Ferien auf Kreta unerwartet verstarb. Dieses Ereignis bewog mich, das Leben neu auszurichten. Ich fühlte die Berufung zum katholischen Priester. Nach einem dreijährigen verkürzten Studium wurde ich zum Pfarrer von Pfaffnau berufen. In diesem Amt verblieb ich zehn Jahre. Die Familien, die Kranken und Betagten lagen mir sehr am Herzen. Dann wurde ich mit 69 Jahren Klinikseelsorger des St.-Anna-Spitals in Luzern. Mit 75 Jahren beendete ich diese Aufgabe und widmete mich alsdann in verschiedenen Pfarreien als Sonntags-Aushilfe, und zwar bis zu meinem 91. Altersjahr, als ich 2015 pflegebedürftig wurde.

Blicke ich auf mein Leben zurück, so erfüllt mich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber meinen Eltern, die ihr Leben voll und ganz in den Dienst der Familie gestellt haben. Auch ein Dankeswort richte ich an meine Jugendpfarrei Wohlen. Hier und in der Familie fand ich zu einem dauerhaften Gottesglauben und zum Sinn der Gemeinschaft. Ein lieber Dank gilt meiner vor 42 Jahren verstorbenen Gattin Elfriede. Es war eine Liebesheirat, aus der drei Söhne erwuchsen, mit denen wir das Zusammenleben in der Gemeinschaft übten.

Dankbar blicke ich auf meine politische Tätigkeit in der Gemeinde Mellingen und im Kanton Aargau zurück. Als Gewerkschaftsmitglied lernte ich zu kämpfen für den sozialen Ausgleich zwischen Armen und Reichen sowie schwachen und starken Gemeinden. Meinem Einsatz lagen christlich-soziale Werte zugrunde, sodass es mir in der kantonalen Gesetzgebung gelang, bessere Verhältnisse zu schaffen. 

Ein «Gott sei Dank» widme ich meinem damaligen Bischof Anton Hänggi, der mich in einer Audienz nach dem Tod meiner Gattin liebevoll in die Arme schloss und mit mir einen Studienplan ausarbeitete, der meinen Erfahrungen Rechnung trug und mir den raschen Einstieg in die selbständige Seelsorge ermöglichte.

Ein herzliches «Vergelt's dir Gott!» richte ich in grosser Dankbarkeit an meine treue, langjährige Mitarbeiterin in der Pfarrei- und Klinikseelsorge, Conchita Alvarez. Sie war mir eine grosse Stütze. 

Tiefe Dankbarkeit erfüllt mich, wenn ich auf meine Fuchsenfamilie schaue. Meine Söhne und deren Gattinnen stehen mir sehr nahe und erleichterten mir die Beschwerden des Alters, spontan, liebenswürdig und mit Freude.

Dieser Geist gelebter Nächstenliebe ging auch auf meine neun Enkelkinder und neun Urgrosskinder über.

Ein Danke gehört dem Kanisius-Verlag Fribourg, der im Laufe meiner Priesterjahre sechs Büchlein veröffentlichte, in denen ich von meinen Lebens- und Glaubenserfahrungen erzählte. Sowieso hatte ich eine grosse Liebe zum Schreiben. So verfasste ich viele Beiträge zu den christlichen Fest- und Höhepunkten. Gegen Ende meines Lebens war ich ein reger Leserbriefschreiber in den Tages- und Regionalzeitungen.

Einen ganz speziellen Dank richte ich an das Pflegeheim St. Raphael in Luzern, der St.-Anna-Schwestern mit dem Pflegepersonal. In den letzten fünf Jahren wurde mir dort eine äusserst liebevolle, kompetente und sorgsame Pflege zuteil. Ich fühlte mich sehr geborgen und sehr gut betreut. Auch all den vielen Menschen, die mich im Pflegeheim besuchten und mir abwechslungsreiche Tage bescherten, fühle ich mich zu einem gros­sen Dank verpflichtet. Ihre Besuche haben mir sehr gutgetan. 

Die Dankesworte an so viele Mitmenschen fasse ich zusammen in ein Lob zu Gott, der mich spürbar durch Höhen und Tiefen des Lebens begleitete, stärkte und je länger je mehr den Sinn des Lebens erschloss. Gott segne und behüte euch alle!

Adolf Fuchs