Wenn ein Musikvideo begeistert

Der neuste Facebook-Beitrag der Brass Band der Musikgesellschaft Reiden geht ab wie eine Rakete: Das dreieinhalb-minütige Video, auf welchem die Vereinsmitglieder zu sehen und hören sind, wie sie Kunz's Song «Chliini Händ» spielen, wurde über 8000 Mal angeklickt, über 240 Mal mit «Gefällt mir» markiert und über 90 Mal geteilt. «Wahnsinn für uns als ganz normaler Dorfverein», sagt Kurt Zurfluh. Der 26-Jährige ist administrativer Leiter der Brass Band MG Reiden. Gemeinsam mit einer extra gegründeten «Task Force» hat er zur Entstehung des Videos beigetragen.

«Schritt für Schritt»
Keine Konzerte, keine Proben – bedingt durch das Coronavirus wurde alles abgesagt. «Trotzdem waren wir uns einig: Das Vereinsleben darf nicht still stehen.» Wie ein Sportler, so habe auch ein Musiker stets fit zu bleiben. «Wer lange nicht mehr spielt, der hat viel länger, wieder reinzukommen.» Und da sie nach der «Zwangspause» nicht wieder bei Null anfangen wollen würden, hätten sie sich überlegt, wie die Brass Band trotz all den Sicherheitsmassnahmen ein Projekt aufgleisen könnte. «In einer Skype-Konferenz einigten wir uns auf ein Video.»
Die Wahl sei schnell auf den Song «Chliini Händ» von Kunz gefallen. Denn: «‹Schritt für Schritt› meistern wir auch die Corona-Pandemie – zusammen schaffen wir das!», sagt Zur­fluh. Und wie sie es schaffen: Innerhalb von wenigen Tagen entstand aus einer Idee das Endprodukt. Erst wurde die Erlaubnis von Kunz eingefordert: «Er sagte begeistert zu.» Danach wurde das Stück von Etienne Crausaz arrangiert – die Noten für eine Brass Band waren nämlich noch gar nicht vorhanden. Mit Euphonist Thomas Rüedi und Trompist Giuliano Sommerhalder wurden zwei Gastsolisten hinzugezogen. «Stars in der Szene», wie Zurfluh betont. «Den Beziehungen unseres Dirigenten Roland Fröscher ist es zu verdanken, dass alles so schnell und reibungslos geklappt hat.»

«Es hat sich gelohnt»
Am Freitagabend, 3. April, haben die Mitglieder der Brass Band Musikgesellschaft Reiden die Noten erhalten, am folgenden Sonntagabend war Abgabetermin. «Die Motivation von meinen Kolleginnen und Kollegen war riesig, dieses Projekt anzupacken – das hat mich sehr gefreut.» Zumal der Aufwand nicht gering war: «Üben, üben, üben war angesagt. Jeder Ton musste sitzen, niemand durfte neben den Takt blasen.» Die Aufnahmen wurden mit dem Smartphone gemacht – «das ging erstaunlich gut». Nachdem alle einzelnen Filmchen eingetroffen waren, machte sich Vereinsmitglied Lukas Ächerli an die Arbeit und schnitt alles zu einem Video zusammen. «Eine immense Büetz, die er da geleistet hat – das gab unglaublich viel zu tun», so Zurfluh. Aber er ist überzeugt: «Es hat sich gelohnt.»

Feedbacks aus dem Ausland
«An unseren Konzerten wollen wir den Funken der Begeisterung zum Publikum springen lassen.» Was auf der Bühne gelingt, klappt nun auch auf dem Bildschirm: Die Freude an der Musik ist nicht zu übersehen. «Und natürlich hoffen wir sehr, dass der eine oder andere Zuschauer etwas von dieser Freude mitnehmen kann und sich von unserer Zuversicht anstecken lässt.» Das wird wohl so sein, denn: «Die Rückmeldungen sind überwältigend!» Selbst aus dem Ausland würden die Vereinsmitglieder begeisterte Feedbacks erreichen. Und auch Kunz ist ein Fan des Beitrags. So sagt er am Ende des Videos in die Kamera: «Ech ha mech sehr fescht gfröit, dass d Brass Band vo de Musiggsellschaft Reide so toll ufgnoh hed. Ech be natürlich voll debi bi dere Message ‹Schrett för Schrett› wärde mer das schaffe zäme. Bliibet etz no­chli deheime. Ond denn werd de Virus irgendwenn verbi sii ond mer chönd weder usego, chönd üs omarme ond go Konzärt lose. Aber bis denn losed mer of e Bondesrot ond losed nochli gueti Musig.» Etwa «Chliini Händ» von der Brass Band der Musikgesellschaft Reiden.

Chantal Bossard

Das Video der Brass Band Reiden ist ein Aufsteller in schwierigen Zeiten. Solche haben bei uns auf der «guten Seite» Platz. Wissen Sie von einer freudigen Geschichte? Oder tragen Sie zur Bekämpfung des Coronavirus bei – in welcher Form auch immer? Dann melden Sie sich bei uns. Per Mail an [email protected] mit dem Betreff «Die gute Seite» und ihren Kontaktangaben.