Marschrichtung lässt sich nicht einhalten

Zu viele Kinder, zu wenige Lehrpersonen: Obwohl die Stimmberechtigten dem Gemeinderat eine andere Marschrichtung vorgaben, werden im kommenden Schuljahr Altishofer Schülerinnen und Schüler nach Ebersecken pendeln.

Altishofer Kinder pendeln im nächsten Jahr wie vom Gemeinderat ursprünglich vorgeschlagen nach Ebersecken. Foto Stefan Bossart
Stefan Bossart

«Vorgaben lassen sich erfüllen, sofern sie umsetzbar sind», sagt die fürs Ressort Bildung zuständige Gemeinderätin Delia Bühler-Kaufmann. Sie spricht damit jenen Punkt an, bei dem die Schere auseinanderklafft. Doch von vorne: An der Gemeindeversammlung vom 30. November gaben die Stimmberechtigten dem Gemeinderat eine klare Marschrichtung vor: Es sollen keine Altishofer Schülerinnen und Schüler nach Ebers­ecken pendeln müssen. Die von Altishofer Eltern lancierte Variante sah vor, im kommenden Schuljahr alles beim Alten zu belassen, und ein Jahr darauf die Basisstufe im Nachbardorf zu schlies­sen und die entsprechenden Ebersecker Schülerinnen und Schüler in Altishofen zu integrieren. Vom Schuljahr 2024 / 25 bis zum endgültigen Ende im Sommer 2026 hätten also nur noch die Ebersecker 3.- bis 6.-Klässler in «ihrem» Dorfschulhaus den Unterricht besucht.

Ein Entscheid, der ein politisches Erdbeben auslöste

«Als umsetzbar, aber alles andere als ideal» betitelte der damals fürs Ressort Bildung zuständige Gemeinderat Simon Schwizer diese Variante. Gleichzeitig wies er an der Gemeindeversammlung darauf hin, dass die Basisstufenklassen in Altishofen bezüglich Grösse «am äussersten Limit» seien und damit ein Transport von «ein paar» Schülerinnen und Schülern nach Ebersecken nicht nur weniger Kosten verursache, sondern sich auch pädagogisch ausbezahle. Es nützte nichts: Zum grossen Ärgernis vieler Ebersecker und entgegen dem gemeinderätlichen Vorschlag wurde diese Variante der Alitshofer Elternschaft mit 132 zu 76 Stimmen an- und als Bemerkung in den Finanz- und Aufgabenplan aufgenommen. Die Forderung ist für den Gemeinderat zwar nicht verbindlich, kommt aber einem klaren politischen Auftrag gleich. Dessen Umsetzung trug massgeblich dazu bei, dass der amtierende Gemeindepräsident Thomas Roos und der für die Finanzen zuständige Gemeinderat Josef Szalai per 30. Juni ihren Rücktritt bekannt gaben (der WB berichtete). Für sie war es ein Schritt in die falsche Richtung, hinter dem sie nicht mehr stehen konnten. «Trotzdem wollten wir den von den Stimmberechtigten vorgegebenen Weg beschreiten», sagt Delia Bühler und wiederholt: «Vorgaben lassen sich erfüllen, sofern sie umsetzbar sind.» Und dies sei aufgrund von neuen Zahlen und Fakten nicht der Fall.

Vorgaben lassen sich erfüllen, wenn sie umsetzbar sind. Und dies ist aufgrund der neuen Zahlen und Fakten nicht der Fall.
Delia Bühler-Kaufmann
Gemeinderätin Ressort Bildung, Altishofen

Zu viele Schüler, zu wenig Lehrpersonen

Statt der einst angenommenen 66 Basistufenschüler/innen im Dorf Altishofen haben sich infolge von Zuzügen und mehr Anmeldungen in Bezug auf das freiwillige Kindergartenjahr deren 77 angemeldet. Somit wäre ein vierter Klassenzug nötig, da die vom Kanton vorgegebenen Schülerzahlen ansonsten überschritten würden. Diese liegen bei maximal 24 Lernenden pro Klasse, respektive tiefer, sofern Kinder eine inklusive Sonderschulung in Anspruch nehmen müssen. «Rein räumlich gesehen liesse sich eine vierte Basisstufe in Altishofen bereits für dieses Schuljahr verwirklichen, indem wir die ein Jahr später geplanten Umbauarbeiten vorziehen und gleichzeitig Altishofer Kinder für den Unterricht im textilen und technischen Gestalten nach Ebersecken führen», sagt Delia Bühler. Doch es stellt sich noch ein ganz anderes Problem. «Die frei werdenden Stellen im Lehrerteam für die bereits bestehenden Klassen konnten wir erfolgreich besetzen. Für die neu angedachte vierte Basisstufe kam jedoch keine einzige Bewerbung mehr rein. Mit Blick auf den ausgetrockneten Lehrpersonenmarkt ist längeres Zuwarten nicht verantwortbar.»

Das Hoffen auf den Goodwill der Elternschaft

Den Tatsachen in die Augen schauen. Dies hätten Gemeinderat und Bildungskommission gemacht. «Auch zwei der vom Gemeinderat ursprünglich zur Abstimmung gebrachten Varianten haben wie die gewählte Variante aufgrund der neuen Ausgangslage Schiffbruch erlitten», sagt Delia Bühler. Neu sollen im kommenden Jahr nicht ein paar einzelne, sondern mindestens 12 Basisstufenschülerinnen und -schüler von Altishofen nach Ebersecken pendeln und dort somit «als Gruppe» integriert werden. Dies soll möglichst freiwillig passieren. In einem am Montag an alle Haushalte verteilten Informationsblatt fordern Gemeinderat und Bildungskommission willige Eltern auf, sich zu melden. «Altishofen und Ebersecken sind zwei Dörfer, aber eine Gemeinde. Nun können wir beweisen, dass wir gewillt sind, gemeinsam am gleichen Strick zu ziehen.» Auch sie als junge Mutter habe Mühe mit dem Gedanken, ihr Kind allenfalls mit dem Schulbus nach Ebersecken in die Schule zu schicken. «Tritt der Fall ein, muss ich mir einen rechten Stups geben, obwohl die Ebersecker Schule das Prädikat ‹klein aber fein› zu recht trägt und das Lehrerteam einen hervorragenden Job macht.»

Lösung bis Ende der Übergangszeit liegt noch nicht vor

Gemeinderat und Bildungskommission machen in ihrem Infoschreiben klar: An der «einzig realistisch umsetzbaren» und nun vorgelegten Lösung wird nicht mehr gerüttelt. Altishofer Kinder pendeln also im nächsten Jahr wie vom Gemeinderat ursprünglich vorgeschlagen nach Ebersecken. Ob dies bis zur definitiv geplanten Schliessung der Dorfschule Ebersecken im Sommer 2026 und dem Bezug des neuen Schulhauses in Altishofen der Fall sein wird, ist Gegenstand weiterer Abklärungen. «Wir müssen mit Blick auf den Aufgaben- und Finanzplan die gesamte Übergangszeit betrachten», sagt Delia Bühler. Diesbezüglich für mehr Klarheit sorgen wollen der Gemeinderat und die Bildungskommission an dem auf Dienstag, 25. April, 19.30 Uhr, in der Altishofer Turnhalle terminierten Informationsanlass.

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