Die Hochzeitskutsche

Seit nunmehr 31 Jahren ist der pensionierte Menznauer Bauer Hans Dobmann als Hochzeitskutscher und für Gesellschaften unterwegs, seit 2015 mit einem Landauer. Ein spezielles Gefährt!

«Die Hochzeitsfahrt mit meinem Gottenkind Tanja Steinmann und ihrem Gatten Philipp Mehr durch das Willisauer Städtchen war für mich das allerschönste Erlebnis als Kutscher», sagt Hans Dobmann. Foto zvg
Norbert Bossart

«Der Landauer ist mein grösster Stolz», sagt Hans Dobmann. Der 77-Jährige öffnet neben seinen Pferdestallungen an der Menznauer Rötelbergstrasse 8 ein Garagentor: Hier, wohlbehütet unter Decken, wartet ein über 100 Jahre altes Gefährt auf die nächste Ausfahrt: eine Herrschaftskutsche in edlem Blauton, mit der Hans Dobmann Hochzeitpaare chauffiert. Vierrädrig und an beiden Achsen gefedert. Mit zwei parallel angeordneten Sitzbänken, die gepolstert sind, die Brautpaar und Trauzeugen beste Aussicht bieten. Hans Dobmann klappt vorsichtig das schwarze Leder-Verdeck hoch, demonstriert mit wenigen Handgriffen, wie sich die Fenster mühelos einfügen lassen und die Kutsche zur wetterfesten Kabine wird. An den Wänden hängt das Saumzeug und Geschirr. Auch dieses ist «englisch», also «stilecht», verfügt über glänzende Chromringe. «Mein Landauer ist eine märlihafte Traumkutsche», sagt Hans Dobmann. «Das ideale Gefährt für den schönsten Tag im Leben.»

Hans Dobmann. Foto Norbert Bossart

Seit nunmehr 31 Jahren ist der pensionierte Bauer als Hochzeitskutscher und für Gesellschaften unterwegs, seit 2015 mit diesem Landauer. Zwischen drei und fünfmal pro Jahr. So steuert er mit Frack, Hemd, Gilet, Zylinder und weissen Handschuhen das Gefährt, neben ihm auf dem Bock sitzt jeweils Beifahrerin und Helferin Jacqueline Koch, selbst eine passionierte Reiterin. Dobmanns Markenzeichen sind nebst dem stilechten Landauer die Zugpferde: zwei Schimmel, beides Wallache, Gratioso (11) und Bator (19). Ihre Charakteren? «Sie sind nervenstark, arbeitswillig und verkehrssicher», antwortet Hans Dobmann. Die Schimmel waschen, das Gefährt dekorieren, das Brautpaar abholen und sicher kutschieren …: Klar werde er für diese vier bis sechsstündigen Dienste vom Hochzeitspaar entlöhnt. «Doch das Entgelt ist eher ein Beitrag an die Futterkosten», relativiert er. Seine Motivation ist weit anderer Natur. «Anderen eine Freude zu machen, bereitet mir selber die grösste Freude», sagt er. Übrigens: Hans selbst war an seiner Hochzeit mit Käthy («meiner treusten Stütze im Leben») vor genau 50 Jahren mit einem Car unterwegs, zuerst zur Kirche (Werthenstein), dann zum Mittagessen («Seerose» Küssnacht) und später zum Nachtessen («Hirschen» Buttisholz). Wie feiern sie ihre Goldene Hochzeit am 21. August? «Das bleibt unser Geheimnis», sagt Hans und lacht. 

Norbert Bossart

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