Alles ist auf die Heim-WM ausgerichtet

Am Sonntag in einer Woche wird in Schönholzerswilen/TG die Seilziehsaison 2022 eröffnet. Neben den Wettkämpfen in der Schweizermeisterschaft werfen mit den World Games im Juli und der WM im September zwei internationale Highlights ihre Schatten voraus. Der Fokus des Seilziehclubs Ebersecken ist aber längst auf das Jahr 2023 gerichtet.

Die Ebersecker Seilzieher (hier im Einsatz als Nationalteam in der Klasse bis 680 kg bei der WM 2021) haben hohe Ziele für die neue Saison. Die Trainingsplanung aber ist längst voll und ganz auf die Heim-WM 2023 ausgerichtet. Foto Archiv/Pirmin Steinmann
Patrik Birrer

Sie dürfte der Höhepunkt in der mittlerweile 42-jährigen Vereinsgeschichte des Seilziehclubs Ebersecken werden: Die WM 2023, die im kommenden Jahr vom 31. August bis 3. September im Campus Sursee ausgetragen wird (siehe auch Kasten unten). Wer denkt, die Heim-WM schwirre in den Köpfen der Topathleten des SZC Ebersecken gegenwärtig erst irgendwo im Hinterkopf herum, der irrt gewaltig. Erich Joller, hauptverantwortlicher Trainer der Ebersecker Eliteteams, sagt: «Schon seit zwei Jahren sind alle unsere sportlichen Anstrengungen auf die WM in Sursee ausgerichtet. Es ist unser erklärtes Ziel, bei diesen Wettkämpfen die Nationalmannschaft in der Königsklasse 640 kg zu stellen.»

 

Ein zeitversetzter Aufbau
Fokus auf 2023. Was bedeutet das für die bevorstehende Saison 2022? Eine Saison notabene, die neben den Turnieren der Schweizer Meisterschaft mit den World Games in Birmingham/USA und der WM in Holland zwei internationale Höhepunkte bereithält. «Wir streben auch heuer Topresultate an. Doch die Vorbereitung ist wegen der WM 2023 anders aufgebaut, als wenn unser wichtigstes Ziel in diesem Jahr anstehen würde», erklärt Erich Joller. Konkret: Die Ebersecker haben keine gänzlich neuen Wege beschritten, die Trainingsmethoden sind nicht angepasst oder verändert worden. Nur die zeitliche Abfolge der verschiedenen Trainingsschwerpunkte haben sich im Vergleich zu anderen Jahren verschoben. Joller erklärt es so: «Die einzelnen Blöcke dauern heuer länger. Aktuell trainieren wir im Kraft-/Ausdauerbereich. Das ist so kurz vor dem Saison-
start nicht üblich, weil es in dieser Phase normalerweise darum geht, möglichst spritzig zu werden. Aber mit dem Ziel eines idealen Formaufbaus auf die WM 2023 hin, macht das eben Sinn.» Heisst das umgekehrt, dass die Ebersecker die bald beginnende Schweizer Meisterschaft 2022 herschenken? «Keineswegs», hält Joller fest. Und vielsagend fügt er an: «Wir werden sehen, wo wir im Vergleich zu den anderen Teams stehen. Allzu viel dürfte uns nicht fehlen.»

 

Wir streben auch heuer Topresultate an. Doch die Vorbereitung ist wegen der WM 2023 anders aufgebaut, als wenn unser wichtigstes Ziel in diesem Jahr anstehen würde.
Erich Joller
hauptverantwortlicher Trainer der Ebersecker Eliteteams

 

Ebersecker Duo an den World Games
Aufgrund der Resultate in den Vorjahren findet das grosse internationale Highlight der diesjährigen Seilzieh-Saison nur mit sehr überschaubarer Beteiligung aus dem Luzerner Hinterland statt. Bei den World Games in Birmingham/USA – das sind Wettkämpfe aller nicht-olympischen Sportarten, die nur alle vier Jahre ausgetragen werden – werden einzig Fabian Rölli und Stefanie Arnet die Ebersecker Farben vertreten. Dies, weil an den World Games bei den Männern und Frauen nur jeweils ein Wettkampf ausgetragen wird. Und das Gros der Nationalmannschaft der Herren in der Gewichtsklasse bis 640 kg stellt in diesem Jahr der Seilziehclub Engelberg. Fabian Rölli verstärkt dieses Team. Bei den Frauen wurden die Athletinnen aus mehreren verschiedenen Vereinen nominiert, darunter ist Stefanie Arnet vom SZC Ebersecken. Auch bei der WM im Herbst in Holland werden die Engelberger den Löwenanteil der Männer-Nationalmannschaft bis 640 kg bilden. Die Ebersecker möchten ihren 2021 erkämpften WM-Titel in der Klasse bis 680 kg verteidigen. Dafür müssen sie sich in den ersten drei Meisterschaftsturnieren dieses Jahres in der Kategorie 640 kg qualifizieren. Gelingt das, wäre die WM-Teilnahme in Holland so etwas wie die internationale Hauptprobe für die Heim-WM 2023 in Sursee.

 

Harter Qualifikationsmodus
Um im September 2023 die Schweiz in der Königsklasse bis 640 kg vertreten zu können, müssen die Ebersecker Anfang der nächsten Saison in Topform sein. Die Nationalmannschaft stellen kann nämlich jener Verein, der in den ersten drei Meisterschaftsturnieren 2023 am erfolgreichsten abschneidet. Genau darauf sind alle Anstrengungen bei den Männern des SZC Ebersecken ausgerichtet. Erich Joller ist sehr zuversichtlich, dass es mit der Qualifikation klappt. «Wir arbeiten äusserst konsequent daraufhin und sind zu 100 Prozent auf dem richtigen Weg.» Zuletzt im Winter habe das Team wöchentlich drei bis vier Trainings absolviert, im Verlauf der Saison wird der Umfang auf vier bis sechs Einheiten pro Woche gesteigert. Dazu kommen die Einsätze bei den Meisterschafts- und zusätzlichen internationalen Turnieren.

Trotz der für einmal etwas anders aufgebauten Vorbereitung sind die Ziele der Ebersecker Seilzieher für 2022 gewohnt hoch: «Wir wollen sowohl bei den 640ern als auch bei den 680ern den Meistertitel gewinnen», sagt Joller. Antreten werden die Ebersecker in beiden Kategorien mit dem identischen Team.

 

Natürlich war es phasenweise schwierig mit allen Einschränkungen. Aber wir haben uns gemeinsam auf dieses Ziel eingeschworen und durch nichts davon abbringen lassen.
Erich Joller
über die Auswirkungen der Pandemie

 

Gewisse Lücken sind entstanden
Die Corona-Pandemie habe zumindest bei den Ebersecker Topathleten zu keinem Abfall der Motivation oder gar zu Rücktritten geführt. «Natürlich war es phasenweise schwierig mit allen Einschränkungen», sagt Erich Joller. «Aber wir haben uns gemeinsam auf dieses Ziel eingeschworen und durch nichts davon abbringen lassen.» In anderen Alterskategorien allerdings habe die Pandemie durchaus Spuren hinterlassen. Sowohl bei der Jugend als auch bei der U23 und bei den etwas weniger ambitionierten Aktiven habe es Athleten gegeben, die längere Zeit nicht mehr ins Training gekommen oder sogar aus dem Verein ausgetreten seien. «Wir haben viel unternommen, um diese Lücken wieder zu füllen. Heute sind wir auf einem zufriedenstellenden Stand, was die Trainingspräsenz in sämtlichen Kategorien angeht.»

Die kommenden Wochen und Monate werden für die Mitglieder des SZC Ebersecken aufregend. Doch mit einer tadellosen Organisation der Seilzieh-WM geben sich die Vereinsmitglieder nicht zufrieden. Die Hinterländer wollen wie erwähnt auch in sportlicher Hinsicht brillieren. Droht diese Doppelbelastung nicht zum Stolperstein zu werden? «Es ist tatsächlich eine grosse Herausforderung», sagt Erich Joller. «Indem wir ein OK mit zahlreichen Persönlichkeiten von ausserhalb des Vereins bilden konnten, wird der Verein ein bisschen entlastet.» Dennoch gäbe es einzelne Personen, die sowohl in organisatorischer als auch in sportlicher Hinsicht schon seit Längerem und erst recht in der Zeit bis zur WM ein enormes Pensum schultern. «Die Leute, die das auf sich genommen haben, sind mit wahnsinnig viel Herzblut dabei und liefern ihre Leistung in beiden Bereichen einwandfrei ab. Das verdient grössten Respekt und ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.»

 

Ein erster Augenschein vor Ort

Seilzieh-WM 2023 Rund 500 Tage vor den Seilzieh-Weltmeisterschaften 2023 führte der internationale Seilzieh-Verband (TWIF) seinen jährlichen Kongress am vergangenen Wochenende auf dem Campus Sursee in Oberkirch durch. Es entspricht der Tradition, dass sich die Vertreterinnen und Vertreter der Landesverbände ein Jahr zuvor im Land des WM-Veranstalters treffen. Vor und während des Kongresses, an dem sportpolitische Themen abgehandelt wurden, konnten die Delegierten erstmals von den ausgezeichneten Infrastrukturen des Campus Sursee profitieren. Das Campus-Gelände wird im Spätsommer 2023 der Austragungsort der WM sein. Den Tag vor und nach dem Kongress nutzten die Delegierten, um sich intensiv mit dem lokalen OK um dessen Präsidentin Ida Glanzmann (Nationalrätin, Altishofen) auszutauschen. Als festlicher Hauptakt im abwechslungsreichen Programm des TWIF empfing die Stadt Sursee das OK und die internationalen Gäste im Rathaus Sursee. Nach einem klangvollen Alphorn-Auftritt begrüsste OK-Präsidentin Ida Glanzmann rund 50 Anwesende. Sie stellte in ihrer Rede die Region vor, nannte zahlreiche erfolgreiche Schweizer Sportlerinnen und Sportler und verwies sie auf den international sehr erfolgreichen Seilziehclub Ebersecken.

Bruno Bischof (Präsident des Schweizer Tauziehverbands), Sabine Beck (Stadtpräsidentin von Sursee) und Ida Glanzmann (OK-Präsidentin der Seilzieh-WM 2023, von links) begrüssten die Gäste des internationalen Seilzieh-Verbands am vergangenen Samstag in Sursee. Foto pd

Stadtpräsidentin Sabine Beck begrüsste die Anwesenden herzlich im ehrwürdigen Saal des Rathauses. Sie zeigte sich sehr erfreut, dass nächstes Jahr Athletinnen und Athleten sowie Betreuer aus der ganzen Welt den Weg nach Sursee auf sich nehmen, um gemeinsam ein grosses Sportfest zu feiern. Anschliessend übergab sie das Wort dem Stadtführer Edi Bachmann, der in seinem kurzen Referat interessante historische Informationen über die Stadt Sursee erzählte.

Der Schweizer Verbandspräsident Bruno Bischof schliesslich bedankte sich für das Gastrecht in Sursee und für die ausgezeichnete und leidenschaftliche Arbeit des OKs. Er sei überzeugt, dass es sehr erfolgreiche Weltmeisterschaften geben wird, an der die Schweizer Nationalhymne hoffentlich des Öftern zu hören sein werde.

Die Weltmeisterschaften im Seilziehen finden nach 2023 nach elf Jahren wieder in der Schweiz statt und zwar vom 31. August bis 3. September. Der Austragungsort ist auf dem Campus Sursee in Oberkirch. An der Seilzieh-WM werden über 1000 Athletinnen und Athleten aus rund 30 Nationen erwartet, die in zehn Kategorien um WM-Medaillen kämpfen werden. Die geplante Arena auf dem Campus Sursee ist für 5000 Zuschauer ausgerichtet, jeweils am Abend werden Festivitäten das Sportgeschehen abrunden. pd

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