«Ich brauche die Fasnacht mehr denn je»

Die fünfte Jahreszeit steht vor der Tür. Fasnachtsbegeisterte aus der Böttu-Region können es kaum mehr erwarten. Was sie sich von den kommenden Tagen wünschen und wie sie sich darauf vorbereitet haben – das lesen Sie hier.

Jonas Troxler liebt die Vorbereitungszeit auf die fünfte Jahreszeit genau so wie die Fasnacht selbst. Mit grosser Hingabe näht, kleistert, malt er an seinem Kostüm. Heuer geht er als Mischung zwischen Mensch und Tintenfisch. Foto Chantal Bossard
WB Reporter

Bald wird gefeiert, getanzt, gelacht, bald werden die Dörfer zu Festgeländen und die Menschen zu Geuggeln, bald ist sie da, die fünfte Jahreszeit. Jonas Troxler ist bereit dafür: «Ich brauche diese bunten Tage mehr denn je», sagt der Willisauer. All den Sorgen, Ängsten, Ärgern, ja dem Alltag für einen Moment den Rücken kehren: «Das tut immer gut – aber ganz besonders nach diesen zwei schwierigen Pandemie-Jahren.» Jonas Troxler bekam die Auswirkungen des Coronavirus am eigenen Leib zu spüren: Vor etwas mehr als einem Jahr lagen der 26-Jährige und sein 23-jähriger Bruder wegen Covid-19 auf der Intensivstation des Kantonsspitals Wolhusen. Vorerkrankungen haben beide keine. «Es muss wohl irgendwie an den Genen liegen», mutmasst er. Auf drei Wochen Spitalaufenthalt folgten vier Wochen Rehabilitation in Crans-Montana. Jonas Troxler will jedoch nicht Trübsal blasen. «Es kam schliesslich alles gut – und kommt immer besser», sagt er mit Ausblick auf die kommenden Fasnachtstage lachend. Mit den «Napfruuggern» wird Troxler sich ins Willisauer Fasnachtstreiben stürzen «und für einen kreativen Anblick sorgen». Dafür sind die Napfuugger bekannt: Die Willisauer Guuggenmusig verkleidet sich nämlich anders als die meisten anderen Guuggen in der Region nicht einheitlich. Vorgegeben wird einzig ein Thema. «Dieses interpretiert dann jedes Mitglied anders», erklärt Troxler. Heuer steht die Fasnacht bei den Napfruuggern unter dem Motto «Unterwasser». Jonas Troxler geht als Mischung zwischen Mensch und Tintenfisch, angelehnt an einen seiner Lieblingsanimes. Mit den Vorbereitungen für sein Kostüm hat er Anfang Dezember gestartet – obwohl damals eine Durchführung der Fasnacht noch unklar war. Doch: «Die Bastelzeit wollte ich mir nicht nehmen lassen.» Die Napfruugger zelebrieren die Vorbereitungen auf die fünfte Jahreszeit mit besonderer Hingabe: An unzähligen Abenden kommen die Mitglieder zusammen, um gemeinsam zu schneiden, nähen, kleistern und malen. Je fertiger das Kostüm, desto grösser die Ungeduld auf die Fasnacht. So auch bei Jonas Troxler: Sein Kostüm ist bereit. Die Vorfreude immens.

Annamarie Unternährer (5. v.l.) ist am SchmuDo mit Kolleginnen unterwegs. Foto zvg

Aus dem Alltag ausbrechen
«Die Fasnacht hat einen festen Platz in meinem Terminkalender», sagt Annamarie Unternährer. Die 55-jährige Grosswangerin ist mit einer Kolleginnengruppe an der Grosswanger Fasnacht anzutreffen.  Die sieben Fasnächtlerinnen in einheitlicher Kleidung sind weder professionell organisiert noch haben sie jedes Jahr ein spezielles Moto. Doch eins ist klar: «An der Fasnacht sind wir am Start!» Jahr für Jahr ist die Gruppe am Schmutzigen Donnerstag im Dorf unterwegs. Von der Tagwache geht es in die Beiz, von der Beiz zum privaten Apéro. Immer dabei: ein Leiterwägeli. Ihre Fracht: Tee. «Natürlich mit Schuss», sagt Annamarie Unternährer mit einem Schmunzeln. Ein «Zwätschge» oder ein «Frauenschnäpsli» gehöre für sie einfach zur Fasnacht dazu. Genauso wie die ausgelassene Stimmung. «Es tut doch gut, mal aus dem Alltag auszubrechen.» Gute Laune zu verbreiten. Und: «Eifach mou chli domm z tue», sagt sie und lacht herzhaft. Dass die Fasnacht heuer nun über­raschenderweise doch stattfinden kann, «das freut mich ausserordentlich». Vor allem aber mag sie es «den jungen Leuten» gönnen. «Sie sollen nach der langen Durststrecke endlich wieder mal einen draufmachen können!» Annamarie Unternährer weiss, wovon sie spricht: In jungen Jahren war sie lange Mitglied bei der Grosswanger Guuggenmusig Rotbachfäger. Damals sei sie natürlich viel unterwegs gewesen, erzählt sie. «Heute gehe ich es etwas ruhiger an – doch die Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit ist so gross wie eh und je!» 

Wasserfest: Svenja Ruckstuhl (4.v.l.) und ihre Freundesgruppe. Foto zvg

Wasserfest durch die Nacht
«In ein Kostüm, in eine Rolle schlüpfen, einmal Hexe, einmal Königin sein, närrisch durch die Strassen hüpfen, manchmal frech sein, manchmal fein»: Das Gedicht von der deutschen Sozialpädagogin Helga Schäferling ist ab dem Schmutzigen Donnerstag Programm. Und es ist genau dieser Aspekt, der die Dagmersellerin Svenja Ruckstuhl so reizt an der Fasnacht. «Mal nicht sich selbst sein – das macht Spass», sagt die 22-Jährige. Sie hat ihre Liebe zu der fünften Jahreszeit schon früh entdeckt: Von Kindsbeinen an war sie mit ihren Eltern im bunten Treiben mit dabei – natürlich stets im närrischen Gewand. In Teenager-Jahren dann nahm die Lust am Verkleiden etwas ab. «Da war es plötzlich wichtig, dass das Kostüm besonders schön aussieht, nicht etwa peinlich sein könnte.» Heute stehen die Prioritäten hingegen wieder ganz anders: «Je ausgefallener, desto besser!» Ihr Kostüm stimmt Svenja Ruckstuhl jeweils mit einer Freundinnen-Gruppe ab. Dafür investieren sie gerne Zeit: «Wir machen zusammen ab, um an unseren Kostümen zu nähen.» Da eine Durchführung der Fasnacht dieses Jahr lange in den Sternen stand, sei das Kostüm heuer simpel ausgefallen. Dank einem Fischertenue – Regenjacken und wasserfeste Treter – sind die Frauen bei jedem Wetter einsatzbereit. Für Accessoires ist ebenfalls gesorgt: Im Keller der Ruckstuhls befindet sich eine – in Kennerkreisen schon fast legendäre – Sammlung. «Vom schrägen Hut bis zur passenden Brille – irgendetwas findet man in unseren Fasnachtskisten immer», so Svenja Ruckstuhl. 

von Chantal Bossard

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