Die Orgelbücher sind zu Hause

Im Rahmen eines Abendkonzertes wurden am vergangenen Sonntag die beiden handschriftlich mit Tinte geschriebenen Orgelbücher von 1820 und 1836 nach Ettiswil zurückgebracht.

Organist Rudolf Zemp, Stans, brachte die Orgelbücher zurück nach Ettiswil. Fotos Cornelia Schmid
Chantal  Bossard

Diakon Kurt Zemp begrüsste gut hundert Gäste mit den Worten: «Vor vierzig Jahren passierte eine Entführung. Eine positive Entführung.» Hätte man die Bücher damals nicht entführt, wären sie wohl verloren gegangen, so Zemp weiter. Mit Vorfreude und Applaus hiessen die Konzertbesucher alsdann den Kinder- und Jugendchor der Musikschule Stans, unter der Leitung von Erika Fässler, sowie den Organisten Rudolf Zemp willkommen. Der ehemalige Ettiswiler Organist durfte 1981 die Orgelbücher nach Stans mitnehmen und sie in der Praxis gebrauchen. Die Originalbücher liess Rudolf Zemp in Eigenregie neu binden und brachte sie nun als Geschenk nach Ettiswil zurück (geschichtlicher Hintergrund in der WB Ausgabe vom 19. Oktober 2021).

Fröhliche Kirchenlieder von 1820 und 1836
Organist Zemp spielte ausschliesslich Literatur aus den genannten Büchern. Das ältere Buch mit der Inschrift «Das Buch gehört Anton Joseph Frey – Organist in Ettiswil anno 1820», enthält auf 80 Seiten kurze Orgelstücke, die sich als Eröffnungs- oder Ausgangsstücke sowie Zwischenspiele eignen. Im kleineren Buch finden sich im ersten Teil Orgelstücke, welche an die Liturgie gebunden sind, oftmals nur als Akkorde, im zweiten Teil sind ebenfalls kurze, musikalische Rosinen zu finden. Die Noten sind für Orgel ohne Pedal geschrieben. Über die benannten Organisten Anton und Isidor Frey und ob sie die Stücke selbst komponiert oder nur abgeschrieben und in den Büchern zusammengefasst haben, liessen sich keine Hinweise finden. Ungelöst sei auch die Frage, ob es weitere Verfasser oder Komponisten gab, da verschiedene Schriften zu finden sind, erklärte Rudolf Zemp. Was die Stücke gemeinsam haben, ist ihre klare, leicht verstehende und fröhliche Melodieführung, sei dies nun in C-Dur, a-Moll, G-Dur oder F-Dur.

Der Kinder- und Jugendchor Stans.

Die Gäste aus Stans verzauberten das Publikum
Der Kinder- und Jugendchor trug Volks- und Kinderlieder vor, begleitet von Rudolf Zemp an der Orgel. Sechzehn Mädchen und zwei Knaben im Alter zwischen sieben und siebzehn Jahren verzauberten das Publikum und ernteten grossen Applaus. Bei ihren Soloeinsätzen wurden die Jugendlichen Jack Zihlmann, Lino Infanger und Nadija Honcharuk vom Chor wunderbar unterstützt.

Rudolf Zemp übergab die beiden Orgelbücher an Peter Ziswiler.

Nun sind die Bücher zu Hause
In einem kleinen feierlichen Akt ­übergab schliesslich Rudolf Zemp die beiden Orgelbücher an Peter Ziswiler, Kirchgemeindepräsident Ettiswil. Zemp dankte dem Kirchenrat, Diakon Kurt Zemp und Siegristin Annelies Wagner für ihre grosse Hilfe. Er wies darauf hin, dass die Musikstücke weder veröffentlicht seien noch anderswo gespielt würden und schloss mit den Worten: «Ich wünsche mir, dass die ­Bücher musikalisch und akustisch weiterleben.» Mit dem Nidwaldner Tanz-Jodel- Liedli «Händ anenand, nänd anenand, händs mitdenand scheen …» (Solistin Lara Bisang) schloss ein wunderbarer, musikalisch feierlicher Sonntagabend in der Pfarrkirche Ettiswil unter lang anhaltendem Applaus.

Cornelia Schmid

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