Traditionsbeiz «Jlge» ist in neuen Händen
Das Fasnachtsende bedeutete für Bernadette und Othmar Arnet-Schwegler das Ende einer Ära: Per 22. Februar schloss das Wirtepaar den Landgasthof zur Jlge in Ettiswil. «Wir haben am 11. November 2010 mit dem Fasnachtsbeginn gestartet und hören am Aschermittwoch 2023 auf. So schliesst sich der Kreis», sagte Bernadette Arnet damals gegenüber dem WB. Die zwei Ettiswiler waren seit 2007 im Besitz des Landgasthauses, ab 2010 führten sie dieses eigenhändig. Die «Jlge» war weit um bekannt für die Cordon-Bleus aus der eigenen Metzgerei und entsprechend oft gut gebucht. Das Wirtepaar nannte dem WB mehrere Gründe, die sie zur Schliessung bewogen hätten. Zum einen stand eine längere Europareise auf der Wunschliste der Arnets. Zum anderen mangelte es an Personal. Gegen Ende beschäftigte das Restaurant nur noch halb so viele Mitarbeitende wie zu Spitzenzeiten.
Der ganze Betrieb, inklusive dem grossen Saal und der Metzgerei, wurde zum Kauf ausgeschrieben. Die Voraussetzungen für einen Nachfolger seien gut, betonten Othmar und Bernadette Arnet-Schwegler damals. Obwohl das Gebäude bald 400 Jahre auf dem Buckel habe, sei ohne Umbauarbeiten ein sofortiger Betrieb möglich.
Komitee lancierte Petition zur Erhaltung des Traditionsrestaurants
Die grosse Bedeutung des Traditionsrestaurants wurde deutlich, als sich kurz nach Bekanntgabe der Schliessung bereits ein Komitee formierte, welches eine Petition für den Erhalt des Restaurants lancierte. «Wir möchten, dass die ‹Jlge› in ihrer heutigen Form als Restaurant weiter besteht», hielten die Erstunterzeichner fest. «Das Gasthaus ist ein Stück Ettiswiler Kultur. Vereine gehen hier ein und aus, Anlässe finden hier statt. Hier isst man gut – hier fühlt man sich wohl», hielt das Komitee weiter fest. Das traditionelle Restaurant sei Teil des Dorflebens. «So soll es bleiben», fand das Komitee. Die Petitionäre wünschten sich, dass die ‹Jlge› an Personen verkauft werde, die das Gebäude als Restaurant weiter betreiben würden und dass das «altehrwürdige Haus in seiner heutigen Form bestehen bleibt». Die Petition wurde von 640 Personen unterzeichnet.
BGE will «Kulturgut» erhalten
Die Wünsche des Komitees gehen nun in Erfüllung. Die Baugenossenschaft Ettiswil (BGE) hat am vergangenen Montag, 1. Mai, den Kaufvertrag für den Betrieb unterzeichnet. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. «Wir wollten verhindern, dass eine Immobilienentwicklungsfirma das traditionelle Gasthaus kauft, um Wohnungen zu realisieren. Darum haben wir uns entschlossen, die ‹Jlge› zu kaufen», sagt Franz Felber, BGE-Präsident, auf WB-Anfrage. Felber, der sich als «Ur-Ettiswiler» bezeichnet, war auch Teil des Petition-Komitees. «Für mich ist dieser Kauf eine Herzensangelegenheit», sagt er. Die «Jlge» und der «Jlgensaal» seien für das Dorfleben, für die Vereine und Organisationen ein wichtiger Treffpunkt. «Mit einer endgültigen Schliessung der ‹Jlge› würde ein Stück Kultur verloren gehen.»
Pächterin oder Pächter gesucht
Als erster Schritt werde nun versucht einen Pächter/eine Pächterin zu finden. «Unser Ziel ist, dass das Traditionsrestaurant möglichst bald wieder eröffnet wird. Frühstens wird das wohl nach den Sommerferien möglich sein», hält Felber fest. Und lässt es sich nicht nehmen, kräftig die Werbetrommel zu schlagen: «Wer jemanden kennt, der die ‹Jlge› pachten möchte oder eine Stelle im Gastgewerbe sucht, der darf uns dies sehr gerne mitteilen.» Als zweiter Schritt werde mit der Gemeinde und der von der Gemeinde ins Leben gerufene Gruppe «Dorfkernentwicklung» geprüft, ob und wie die Parzelle «Jlge» und die Parzelle «Jlgenscheune» für die Dorfkernentwicklung eingesetzt werden könnten.
Pächter-Suche, Restaurantbetrieb, Erhalt von «Kulturgut»: Mit dem Kauf der «Jlge» wagt sich die Baugenossenschaft Ettiswil in neue Gefilde. «Wir sind uns bewusst, dass wir uns damit einiges aufladen», so Felber. Doch der BGE-Präsident zeigt sich überzeugt: «Es war für uns und Ettiswil der richtige Entscheid.» Bereits kurz nach Bekanntgabe des Kaufs hätte er viele erfreute Rückmeldungen bekommen.
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