So ticken die Luzernerinnen und Luzerner
Der Luzerner Bevölkerung auf den Zahn fühlen: Dafür ist Luzern Statistik (Lustat) da. Alle vier Jahre führt das statistische Amt eine Bevölkerungsbefragung durch. Zwischen August und November 2023 wurden 4600 Luzernerinnen und Luzerner befragt. Wie zufrieden sind sie mit dem Kulturangebot? Was sind die grössten Sicherheitsprobleme im Kanton Luzern? Oder ganz allgemein: Wie zufrieden sind die Luzernerinnen und Luzerner mit dem Leben in ihrem Kanton?
Am Freitagmorgen stellte Lustat-Direktor Norbert Riesen die Resultate der Bevölkerungsbefragung vor. Regierungspräsident Fabian Peter (FDP), Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj (SP) und Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli (SP) ordneten die Ergebnisse ein und interpretierten sie aus Sicht der Politik.
Die gute Nachricht vorneweg: 93 Prozent der Befragten lebt gerne im Kanton Luzern. Der Anteil der zufriedenen Bevölkerung ist damit sehr stabil. Vergangene Bevölkerungsumfragen zeigten einen Zufriedenheitswert zwischen 92 und 94 Prozent. Und: Nur eine oder einer von hundert Personen plant einen Wegzug aus dem Kanton.
Schwierig zu deuten
Änderungen im Vergleich zu früheren Umfragen gibt es allerdings beim Sorgenbarometer. Zum ersten Mal wird das Gesundheitswesen von der Bevölkerung als das grösste Problem betrachtet. Jede fünfte Person nannte diesen Bereich, gefolgt vom Verkehr (18 Prozent), der in früheren Befragungen stets an der Spitze landete. Als drittgrösste Sorge folgte das Wohnungsangebot (13 Prozent). Zwischen 70 und 80 Prozent seien mit dem Angebot an Pflegeheimen, dem Spitex-Angebot und der medizinischen Versorgung zwar zufrieden, hiess es an der Medienorientierung. «Die Quote der Zufriedenen ist allerdings bei allen drei Punkten tiefer als noch 2019», sagte Norbert Riesen. Fabian Peter hielt fest, eine eindeutige Interpretation der Resultate sei schwierig. Höhere Krankenkassenprämien, Nachwehen der Corona-Pandemie oder der Hausärztemangel könnten einen Einfluss gehabt haben, so der Regierungspräsident. Unter anderem mit dem Planungsbericht Gesundheitsversorgung, dessen Vernehmlassungsantworten aktuell ausgewertet werden und mit der Umsetzung des Planungsberichts Psychiatrie soll die Zufriedenheit im Gesundheitswesen wieder erhöht werden, sagte Peter, der im Auftrag der Gesamtregierung die Resultate interpretierte.
Als «Dauerbrenner» bezeichnete der Inwiler die zweitgrösste Sorge, den Verkehr. Es lebten immer mehr Menschen im Kanton Luzern – und zwar auf gleicher Fläche. «Der Platz ist beschränkt", so Peter. Den grössten Handlungsbedarf zeigt sich bei den Velofahrenden, dessen Lage am schlechtesten beurteilt wurden. Fabian Peter erhofft sich viel vom neuen Velokonzept, das im Herbst in die Vernehmlassung geschickt wird. Was die Befragung auch zeigte und kaum für Überraschung sorgen dürfte: Die ländliche Bevölkerung ist mit der Erreichbarkeit deutlich weniger zufrieden als die Städterinnen und Städter. Grosso modo – neun von zehn Luzernerinnen und Luzerner – bezeichnen die Erreichbarkeit der im Alltag benötigten Dienstleistungen als gut.
Deutlich mehr Unzufriedene
Vermehrt unzufrieden ist die kantonale Bevölkerung mit der Steuerpolitik. Während sich der Anteil der Personen, die mit der kantonalen Steuerpolitik zufrieden sind, gegenüber der letzten Erhebung kaum verändert hat, ist die Zahl der Unzufriedenen deutlich gestiegen. Das sei «augenfällig», sagte Norbert Riesen. 65 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Steuersenkung für natürliche Personen aus. Etwas mehr als vier von zehn wünschen sich eine Erhöhung oder keine Veränderung der Unternehmenssteuern.
Sicherheitsgefühl verschlechtert
Ein Thema der Befragung drehte sich um die Sicherheit. Acht von zehn Luzernerinnen und Luzerner fühlen sich in der Nacht sicher. Insgesamt fühlen sich die Menschen aber leicht weniger sicher als in früheren Jahren. Diese Entwicklung gelte es ernst zu nehmen, sagte Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj. Das grösste Sicherheitsproblem ist laut der Erhebung die Gewalt und Gewaltbereitschaft, gefolgt von Belästigungen via Telefon/Internet und dem Strassenverkehr. Fussballausschreitungen oder lokal stattfindende Bancomatsprengungen hätten möglicherweise das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung beeinflusst, mutmasste die Regierungsrätin.
Weiter hat sich die Bevölkerung auch zu staatlichen Leistungen und ihrer Finanzierung geäussert. Rund die Hälfte wünscht sich mehr Ausgaben in den Bereichen Bildung, Umwelt und am drängendsten in der Gesundheit. Noch 2019 war die Umwelt führend. Ausgabenkürzungen werden am häufigsten beim Strassenbau und bei der Kultur verlangt. Geäussert hatten dies 28 Prozent, respektive 29 Prozent.
«Herausforderung der Demokratie»
Während etwas weniger als die Hälfte der Befragten findet, dass ihre Anliegen von der Politik gut aufgenommen werden, stösst die kantonale Politik immer weniger auf Interesse. 38 Prozent der Luzernerinnen und Luzerner informieren sich weniger als einmal pro Woche über die Kantonspolitik. 28 Prozent tun dies täglich, 16 Prozent gar nicht. Dieses Ergebnis bereite ihm Sorge, sagte Regierungspräsident Peter. Er sprach von einer «Herausforderung der Demokratie».
Der Verkehr als grösstes Problem
Zeitgleich wie die kantonale Bevölkerung wurden auch die Städterinnen und Städter befragt. Rund 1200 Personen nahmen gemäss Medienmitteilung an der Umfrage teil. Der allergrösste Teil, neun von zehn Luzernerinnen, lebt gerne in der Stadt. Das Wohnungsangebot wird von 14 Prozent der Befragten als zweithäufigstes Problem genannt – übertroffen nur vom Verkehr, den 33 Prozent als grösstes Problem ausmachten. Das sei keine Überraschung, sagte der Luzerner Stadtpräsident Beat Züsli. Seit 2012 führe der Bereich Verkehr diese Rangliste an. Und: Die Situation für die Nutzenden des öffentlichen Verkehrs präsentiere sich weit besser als für die Velofahrerinnen und Velofahrer. «Wir wissen, dass wir nicht als Velostadt gelten. Das aber wollen wir erreichen», sagte Züsli.
Das Sicherheitsempfinden der Stadtbevölkerung hat gegenüber der letzten Befragung 2019 leicht abgenommen. Drei Viertel der Befragten fühlen sich nachts im eigenen Wohngebiet sicher. Männer fühlen sich deutlich sicherer als Frauen und Bewohnende von der rechten Seeseite deutlich sicherer als Bewohnende vom linken Reussufer oder aus Littau.
Zu den angebotenen Leistungen: 30 Prozent wünschen, dass die Stadt die Leistungen ausbaut, auch wenn dies mehr koste. Am meisten gewünscht wurden höhere Ausgaben im Bereich Klima und Energie (52 Prozent). Im Gegenzug wünschen sich 11 Prozent einen Leistungsabbau.
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