Bildungspark nimmt weiter Form an

800 angehende Fachleute Betriebsunterhalt besuchen ihre praxisorientierten Kurse ab 2024 in Dagmersellen. Vor einer Woche starteten die Bauarbeiten für das entsprechende Ausbildungszentrum.

Mit dem Spatenstich fiel der Startschuss für den Bau des neuen Ausbildungszentrums für Fachleute Betriebsunterhalt beim Bildungspark in Dagmersellen. Foto zvg
Stefan Bossart

Für sämtliche Plattenleger aus der ganzen Schweiz ist Dagmersellen ein Begriff, seit ihr Verband 1990 in der Hürntaler Gemeinde sein Bildungszentrum eröffnet hat. Die Schulungs- und Vortragsräume sowie die Hotellerie samt Freizeit- und Übernachtungsplätzen nutzen zudem zahlreiche andere Berufszweige wie Bootsbauer, Steinwerker oder Ofenbauer. Neu hinzustossen ab Sommer 2024 auch jährlich rund 800 angehende Fachleute Betriebsunterhalt.

Ein Übungsfeld für praktische Arbeiten

9,4 Millionen Franken investiert der Fachverband Betriebsunterhalt beider Basel, Aargau/Solothurn und Zentralschweiz (kurz FB ABZM) in sein neues Aus- und Weiterbildungszentrum auf dem Areal des Dagmerseller Bildungsparks direkt beim Autobahnanschluss. Am letzten Freitag fand der Spatenstich für das vierstöckige Gebäude statt. Das Bauprojekt umfasst zwei grosse Werkhallen und insgesamt 17 Schulungsräume. «Das Gebäude des FB ABZM ist eine nicht alltägliche Herausforderung», sagt der zuständige Surseer Architekt Franz Amberg. Umgesetzt werden beispielsweise Nasszellen, die ausschliesslich für die praktische Ausbildung dienen oder Heizungs- und Lüftungssysteme, an denen Wartungsarbeiten erlernt werden können. Zudem entsteht eine attraktive Grün- und Begegnungsfläche samt Spielplatz zwischen dem Neubau und den bestehenden Gebäuden des Plattenverbandes. Diese dient einerseits als Erholungsraum. Andererseits ist die Anlage Teil des Ausbildungsprogrammes. Hecken schneiden, Grünflächen und angelegte Wege unterhalten – dies gehört mitunter zu den praktischen Arbeiten der Fachleute Betriebsunterhalt. Rasen anpflanzen, mähen, rekultivieren: Selbst das begrünte Dach ihres Schulgebäudes auf der 2000 Quadratmeter grossen Parzelle wird zum Übungsfeld.

Eine Win-Win-Situation

Die Partnerschaft zwischen dem FB ABZM und dem Schweizerischen Plattenverband (SPV) wurde bereits Ende 2017 definitiv besiegelt, nachdem die Dagmerseller Stimmberechtigten 2016 grünes Licht zum nötigen Landverkauf in der Stängelmatte gaben. Der Entscheid stellte den Startschuss eines Projekts dar, das sowohl dem FB ABZM als auch dem SPV in die Karten spielt und unter dem Motto «Gemeinsam zur Einheit – in Einheit zur Stärke» nun umgesetzt wird. Wie es dazu kam? Der Fachverband Berufsleute musste sich auf die Suche nach einem neuen Standort machen, nachdem sich eine für die steigenden Lehrlingszahlen nötige Entwicklung ihres derzeitigen Ausbildungszentrums auf dem Campus Sursee als unmöglich herausstellte. Der SPV wiederum strebte mit seinem Projekt «Move 2025» einen zukunftsweisenden Ausbau seiner Infrastrukturen an. Ziel: Das eigene Zentrum stärken, indem Synergien mit andern Berufsverbänden hergestellt werden.

Externe Partner helfen bei der Auslastung

Im Rahmen von «Move 2025» investierte der SPV in den letzten beiden Jahren 10 Millionen Franken in den Neubau eines Schulungs- und Unterkunftsgebäudes. Weitere zwei Millionen Franken folgen für den Umbau des Hauptgebäudes samt Hotellerie. «Es sind Grossinvestitionen, dank denen wir auch künftig als attraktives Bildungszentrum auf dem Markt auftreten können», sagt Betriebsleiter Andreas Furgler und fügt an: «Externe Partner tragen 50 Prozent zur Auslastung der Infrastruktur bei. Der FB ABZM ist dabei ein gewichtiger Partner und machte die eingeschlagene Strategie erst möglich.» Insbesondere im Bereich Hotellerie und Gastronomie sei die Nutzung von Synergien wichtig. «Künftig rechnen wir mit jährlich 11 000 Ubernachtungs- und 33 000 Verpflegungseinheiten», so Furgler, der dem Bildungspark auch aus wirtschaftlicher Sicht eine hohe Bedeutung für die Region zumisst.

Projekt lässt Abfallberg verschwinden

Am symbolischen Spatenstich und der damit verbundenen Einlegung einer Zeitkapsel war auch Gemeindepräsident Markus Riedweg anwesend. Er durfte nicht nur lobende Worte für «eine sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Behörde» entgegennehmen, sondern auch das Grusswort der Standortgemeinde entrichten. «Der Bildungspark trägt den Namen Dagmersellens als wichtige Institution für Berufsleute in die Schweiz hinaus», sagte er. Präzision und Zuverlässigkeit – dies zeichne das hiesige Gewerbe aus und habe seinen Ursprung in der praxisnahen Ausbildung der Handwerker. Riedweg wünschte der Bauherrschaft eine unfallfreie Bauzeit ohne unangenehme Überraschungen. Letzteres wohl mit Anspielung auf die Aushubarbeiten: Bis Mitte der 1970er-Jahre war der Baugrund eine Abfalldeponie. Markus Riedweg: «Für Dagmersellen ist dieses Projekt nicht nur eine Bereicherung. Es trägt mit dem heutigen Wissen und den technischen Möglichkeiten auch dazu bei, eine Sünde vergangener Tage zu beseitigen.»

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