Zum Leitartikel von Stefan Calivers, Hochmut kommt vor dem Fall
Beim Lesen des Leitartikels von Stefan Calivers musste ich zweimal leer
schlucken. Die klare Frontstellung der Regionalzeitung im Luzerner
Hinterland gegenüber den Bauernfamilien hat mich erschüttert. Der
Artikel erscheint mir auf einem Niveau, das wir üblicherweise nur von
den Boulevard Zeitungen kennen. Calivers' Fokus auf die Verschiebung der
BFF im Ackerbau um 3.5 % auf das Jahr 2025 wirkt wie ein Rundumschlag
gegen die gesamte Landwirtschaft, und sein Versuch, einen Keil zwischen
SBV, den Kantonalverbänden und der Basis zu treiben, ist offensichtlich.
Die Schweizer Bauern leisten einen beeindruckenden Beitrag zur Förderung
der Biodiversität. Gemäß den aktuellen Vorschriften müssen sie 7 Prozent
ihres Betriebs als ökologische Ausgleichsfläche ausweisen. Allerdings
gehen die Schweizer Bauern noch einen Schritt weiter und weisen im
Durchschnitt 19 Prozent solcher Flächen aus. Das bedeutet, dass sie
dreimal mehr für die Biodiversität tun, als vom Staat gefordert wird.
Beeindruckende 43 Prozent dieser Flächen erreichen sogar die
Qualitätsstufe 2, und bemerkenswerte 78 Prozent aller Flächen sind
vernetzt.
Es ist wichtig anzumerken, dass diese zusätzlichen 3,5 Prozent der
Ackerflächen die in der Schweiz für die Förderung der Biodiversität
genutzt würden, bedeudet, das weitere 13 600 Hektar nicht mehr für die
Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung stehen.* Wenn wir dies in
Betracht ziehen, ergibt sich eine Importmenge von 95.000 Tonnen
Brotweizen bei 70dt/ha, die wir importieren müssen/dürfen.
Diese Zahlen verdeutlichen das Engagement der Schweizer Bauern für den
Schutz der Biodiversität und zeigen, dass sie einen wichtigen Beitrag
zur Nachhaltigkeit leisten.
Ich zweifle daran, dass Stefan Calivers ein tiefes Verständnis für
unsere Landwirtschaft hat, wenn solch ein Angriff veröffentlicht wird.
Erfreulicherweise haben landwirtschaftliche Vertreter bei den
Parlamentswahlen gewonnen. Gründe sind schnell gefunden. Die
Bodenständigkeit, die Naturverbundenheit, kämpferisch, der willen etwas
zu bewegen und eben nicht anzukleben, das sind werte, die bäuerliche
Kandidatinnen und Kandidaten verkörpern.
Der Stadt-Landgraben war kaum ein Thema, was für die Gewählten umso
erfreulicher ist. Die Aussage „ganz schön anmaßend für einen Berufstand
der gerade noch 2.3 Prozent der Bevölkerung ausmacht» ist sehr
Provokativ und erfordert Überlegung. Was wäre, wenn diese 2.3% nicht
existierten? Dieser abschätzige Satz sollte vor dem Schreiben bedacht
werden.
Herr Calivers, als Bäuerinnen und Bauern fühlen wir uns durch Ihren
Artikel stark getroffen. Die tägliche harte Arbeit und die Leistungen
der Landwirte sind nicht auf 8 Stunden begrenzt. 365 Tage im Jahr
stehen Nahrungsmittel auf dem Tisch.
Als Präsident des BBV Luthern bitte ich Sie, sich bei allen Bäuerinnen
und Bauern im nächsten Leitartikel zu entschuldigen.
Liebe Bäuerinnen und Bauern, Kopf hoch – eure tägliche, großartige
Arbeit verdient Anerkennung und Stolz.
Mit freundlichen Grüßen,
Beat Huber
Präsident BBV Luthern
Newsletter
Melden Sie sich hier kostenlos für unseren Newsletter an und erhalten Sie die neusten Nachrichten aus der Region Willisau, dem Wiggertal, dem Kanton Luzern und Sport regelmässig am Morgen in Ihr E-Mail-Postfach.
Anmelden
Kommentieren & mitreden
Sie wollen diesen Artikel kommentieren? Kommentieren Sie sachlich, respektvoll. Wir freuen uns.
Hier registrieren und vollen Zugang erhaltenSie haben bereits ein Konto ?
Zur Anmeldung