Sekundarschulmodell Willisau
Ein unaufgeregter Blick auf die Sekundarschulmodell-Kontroverse in Willisau
Mit einem Schreiben an die Bildungskommission, einer laufenden Petition, initiierten Zeitungsartikeln und Leserbriefen wird in Willisau Druck ausgeübt, um sich rasch vom typengetrennten Sekundarschulmodell zu verabschieden. Ein bekanntes und legitimes Anliegen. Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass diese in der Öffentlichkeit ausgetragene Schwarz-Weiss-Kontroverse nicht zielführend ist und viele Scherben zurücklässt. Bei verschiedenen öffentlich zu beobachtenden Aktionen wird uns etwas mulmig. Die ganze Schule Willisau wird durch eine übertriebene, triste Darstellung mit benachteiligten Schülerinnen und Schülern bewusst destabilisiert. Gerne bringen wir hier ein paar Grautöne ein, die wir von Anfang an auch gegenüber den am Ursprung stehenden Eltern wiederholt angebracht haben.
• Die Schule Willisau hat über 150 Mitarbeitende. Entwicklungen und Veränderungen gehören zum Alltag und werden in einer Mehrjahresplanung sorgfältig geplant. Wenige Beispiele: Einsatz digitaler Medien, Waldschulzimmer als Timeout-Möglichkeit, Gesundheitsförderung, Integration der Spielgruppe in den Schulbetrieb, Schulraumplanung. Zusätzlich ist das kantonale Entwicklungsprojekt ‘Schulen für alle’ am Start: 5 Themengebiete, 19 Unterthemen, 61 Unter-Unterthemen werden zu sogenannten Bausteinen ausgearbeitet. Allesamt wichtig – und enorm umfangreich. Nachzulesen bei der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern.
• Die drei im Kanton Luzern praktizierten Sekundarschulmodelle geben richtigerweise wiederholt zu Diskussionen Anlass. Dies war in den letzten Jahren zweimal auch an der Schule Willisau intensiv der Fall und ist schon lange für 2025 wieder eingeplant. Aktuell läuft eine verordnete und vorgegebene externe Evaluation, welche die ganze Schule in ihrer Vielfalt und Komplexität durchleuchtet. Ab Sommer 2024 folgt darauf aufbauend und zusammen mit dem oben genannten kantonalen Entwicklungsprojekt ‘Schulen für alle’ eine breite Auslegeordnung. Dann wird klar, wie sich die Schule Willisau weiterentwickeln wird – inklusive Sekundarschulmodell als eines von vielen Themen.
• Für viele Anliegen, die wir aus der Bevölkerung und Elternschaft lesen und hören, haben wir Verständnis. Man kann darüber auch im Kontext des Sekundarschulmodells nachdenken. Aber bitte nicht nur. Genauso könnte man beispielsweise für Anliegen der Spielgruppe oder die Integration Fremdsprachiger lobbyieren. Themenunabhängig ist mit Fakten belegt: Auf die Lehrperson und ihre Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen kommt es an! Eine Tatsache, welche mit dem immensen Lehrpersonenmangel zusätzlich an Brisanz gewinnt. Eine Umfrage dazu bei den Lehrpersonen im Kanton Luzern zeigt: Es sind drei Dinge, die Lehrpersonen am meisten belasten, zu Erschöpfung und Kündigungen führen: Verhaltensauffällige Kinder, steigende Bürokratie und: fordernde, anspruchsvolle Eltern. Dies gilt es zwingend ernst zu nehmen.
• Die Schule sieht sich mit einer speziellen Herausforderung konfrontiert: Eine Meinung zur Schule haben alle. Alle haben die Schule besucht. Viele haben eigene Kinder oder beispielsweise Lehr- und Fachpersonen im Bekanntenkreis. Die Ansprüche sind dementsprechend vielfältig. Das ist legitim – und für eine Schule hoch anspruchsvoll. Es geht um Menschen, es geht um unsere Kinder. Jedem seine Meinung, aber nicht jedem seine Fakten. Verschiedentlich werden auch in der Sekundarschulmodell-Kontroverse in der Öffentlichkeit falsche Fakten produziert und reproduziert und diese dann als Allheilmittel verkauft.
• Die Schule Willisau war bezüglich Information und Kommunikation zum Sekundarschulmodell rückblickend wohl zu zurückhaltend. Schattenseiten und Herausforderungen des typengetrennten Modells sind bekannt. Die Schule begegnet diesen Schattenseiten mit verschiedenen Massnahmen, welche durchaus prominenter platziert werden dürfen. Erwähnt sein darf dabei auch, dass die Schattenseiten anderer Modelle zumindest die dringende Notwendigkeit eines Modellwechsels in Frage stellen. Fragen sie bei Betroffenen mal explizit danach.
• Kompetenzen wie z.B. die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Dialog- und Kompromissfähigkeit, Flexibilität und insbesondere Selbstreflexion gewinnen in der Berufswelt an Bedeutung. Beginnen wir damit! Gerne auch bei uns. In der Schule. Und reden wir dabei über das Sekundarschulmodell – als einer von unzähligen Bausteinen für eine gelingende Schule. Sachlich, dialogisch, unaufgeregt. Das war von Anfang an unser an die Eltern gerichteter Wunsch.
Nach unserem Antwortschreiben im Juni 2023 an die initiativen Eltern und dem von uns einberufenen runden Tisch im September 2023 wurde unser wiederholtes Angebot des weiterführenden mündlichen Dialogs nie in Anspruch genommen. Sollten wir nicht genau dann zusammen reden, wenn wir nicht dieselbe Meinung haben und nicht die erwartete, erwünschte, scheinbar einzig «richtige» Antwort bekommen? Auf der Website der Stadt Willisau, für die wir als Bildungskommission beratend zur Seite stehen, sind das Antwortschreiben sowie die Zusammenfassung des runden Tisches aufgeschaltet. Lesen Sie einen Teil der Geschichte, den Sie vielleicht noch nicht kennen, ohne dass wir Anspruch auf Vollständigkeit und exklusive Wahrheit erheben. Und dann wird Sie die Schule gegen Ende des Schuljahrs gerne mündlich und schriftlich über die Ergebnisse der externen Schulevaluation und die nächsten Entwicklungsschritte informieren.
Adrian Bucher, Astrid Ciresa, Esther Hurschler, Katrin Lutz; Präsident und Mitglieder der Bildungskommission
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