Schulschliessung Ebersecken
Eigennutz statt Solidarität
Schwer enttäuscht blicke ich auf die Gemeindeversammlung vom vergangenen Mittwoch, 30. November, in der Altishofer Kulturnhalle zurück.
Der Grossaufmarsch aus beiden Gemeindeteilen liess anfänglich eine heitere Stimmung aufkommen: Man beschnuppert und begrüsst sich, Hände werden geschüttelt, da und dort wird ein Lächeln ausgetauscht.
Dieses lockere Ambiente täuscht über die kurz danach vorgetragenen, z.T. harten Wortmeldungen zur Schuldiskussion hinweg. Die grosse Frage ist: Werden Altishofer Kinder nach Ebersecken gebracht, um den Schulbetrieb dort noch bis ins Jahr 2026 regulär aufrecht erhalten zu können?
Der Gemeinderat stellt dazu drei verschiedene Varianten vor. Doch eine Mehrheit der Anwesenden ist für eine Variante 4, welche eigens von besorgten Altishofer Eltern initiiert wurde und bezweckt, dass keine Altishofer Kinder nach Ebersecken transportiert werden. Dadurch anfallende Mehrkosten von mehreren hunderttausend Franken werden dabei in Kauf genommen. Die vom Gemeinderat bevorzugte Variante 1 hätte den gewohnten Schulbetrieb in Ebersecken - mit einer Aufstockung von Altishofern Kindern - noch bis Ende Schuljahr 2026 aufrecht erhalten und damit einen sanften Übergang bis zur Schliessung dieser Schule ermöglicht. Mit der Variante 4 fällt die Schule Ebersecken jedoch ab dem Schuljahr 2024/25 auseinander: Lediglich eine Primarklasse (3. bis 6. Klasse) mit 12 bis 13 Kindern bleibt noch bestehen. Dieses „Überbleibsel“ muss noch ausharren, um dann Ende Schuljahr 2025/26 noch die Lichter zu löschen. Perspektivenlos für Kinder wie für Lehrpersonen.
Es ist klar, dass in einer Gemeinde mit verschiedenen Ortsteilen auch verschiedene Interessen bestehen. Damit eine Balance zwischen diesen Teilen existiert und sich alle Bürgerinnen und Bürger wohl fühlen, braucht es als Voraussetzung gegenseitiges Verständnis, Rücksichtnahme und Solidarität.
An der letzten Gemeindeversammlung wurde von einer Altishofer Mehrheit gerade das Gegenteil bewiesen: Der eigene Vorteil, das Wohl des eigenen Kindes wird stärker gewichtet als das Gemeinwohl. Anstatt ein kleines, solidarisches Opfer zu bringen (eine Anzahl Altishofer Kinder pilgern an die Schule Ebersecken) und so bis zur Schliessung der Schule Ebersecken einen verträglichen Übergang zu ermöglichen (Variante 1) oder sogar die Schule Ebersecken zu erhalten (Variante 5), wird ein egoistischer Alleingang bevorzugt: Es fahren keine Kinder nach Ebersecken, nur der Schulstandort Altishofen wird zukünftig aufrecht erhalten.
Die Gründe für diese Variante 4 – vorgetragen von ängstlichen Eltern – wirken nicht schlüssig. Die Altishofer Kinder hätten z.B. keinen gemeinsamen Schulweg mehr oder könnten dann nicht mehr zusammen am Räbenliechtli-Umzug teilnehmen. Was, wenn der Schulbus ab Schulhaus Altishofen starten würde? Dann wäre der Weg derselbe wie zuvor. Oder wenn einfach darauf vertraut würde, dass das eigene Kind stark ist und sich mit verschiedenen Situationen arrangieren kann. Und sich neue Möglichkeiten auftäten, wenn es „fremde“ Kinder kennen lernen darf, was ja auch in verschiedenen Vereinen wie FC, Jugendgruppen usw. von vielen geübt wird.
Schade, dass Angst eine solche Macht hat und Chancen oder einfach auch nur die Neugier auf Neues gar nicht erst aufkommen lässt. Mehr als das: Es sind pure Vorurteile, von denen sich die Gewinner des Abends leiten lassen, denn sie kennen die Schule Ebersecken und ihre Philosophie in keiner Weise.
Ein ernüchterndes Fazit: Wir in Ebersecken verlieren nun unsere Schule definitiv – eine pulsierende Ader des Dorfes. Und eine Mehrheit der Altishofer Bevölkerung will keine Solidarität zeigen, eine faire Lösung für beide Seiten zu erarbeiten.
Wie sich das Zusammenleben der beiden Ortsteile im weiteren gestaltet, wird sich zeigen. Klar ist, dass die letzte Gemeindeversammlung grosse Enttäuschung bei der Ebersecker Bevölkerung ausgelöst hat und Gräben zwischen den beiden Ortsteilen geöffnet wurden. Die bei den Eberseckerinnen und Eberseckern entstandenen Verletzungen werden heilen. Dies hängt jedoch zu einem massgeblichen Teil davon ab, inwiefern die Altishofer Bevölkerung künftig Verständnis für die Anliegen aus dem kleineren Ortsteil aufbringen kann. Nur so wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl über beide Ortsteile hinweg wachsen. In diesem Sinne wünsche ich der noch jungen Gemeinde weniger Festhalten an Eigeninteressen und mehr weitsichtiges Miteinander.
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