Parteilose bremsen das politische System
Lukas Golder ist mit seinen Ausbildungen sicher ein guter Analytiker und beobachtet die aktuellen Trends sehr genau. Entsprechend sind seine Aussagen im WB vom 13.12.2022 im Artikel «Parteilose werden die grösste Fraktion» gut nachvollziehbar.
Leider fehlt dazu jedoch eine politische Einordnung. Ich stelle als Parteipräsident auch fest, dass es immer schwieriger wird, Personen zu finden die sich im Namen einer Partei für ein Amt in einer Gemeinde zur Verfügung stellen möchten. Doch genau das ist eine der wichtigsten Aufgaben der Ortspartei: Personen in die Gremien vorzuschlagen. Mit diesem Vorschlag muss die Partei auch die Verantwortung übernehmen, dass diese Person sich zum Wohl der Gemeinde, respektive deren Einwohner einsetzt. Ist die Auswahl sehr klein, oder hat man gar keine Wahl, wird das etwas schwierig bei der Umsetzung.
Gibt es nun immer mehr parteilose Kandidaten, gibt es auch niemanden mehr, der die Verantwortung trägt wenn ein Gremium nicht mehr richtig funktioniert. Gerade ein Gemeinderat ist als Kollegialbehörde darauf angewiesen, dass neue Kollegen auch wirklich Kollegen sind und sich konstruktiv in das Gremium einbringen. Funktioniert das nicht mehr richtig, werden die Einwohner spüren, dass es nicht mehr vorwärts geht.
Ein zweiter Aspekt ist, dass die Partei, also der Parteivorstand und die Parteiversammlung, schon ein guter erster Gradmesser bei der politischen Meinungsbildung ist. Als Parteiloser habe ich diese Möglichkeit nicht, mich mit anderen Meinungen zu einem Thema auseinander zu setzen und allenfalls schon im Vorfeld Korrekturen in einem Geschäft vorzunehmen. Hier müssen Mehrheiten für eine Idee oder ein Projekt gefunden werden, sonst muss ich damit gar nicht in den Gemeinderat oder an der Gemeindeversammlung einen Antrag stellen.
Für die Presse mag es langweilig sein, wenn an der Gemeindeversammlung die meisten Geschäfte ohne Getöse angenommen werden. Dies zeugt jedoch von einem gut organisierten politischen Prozess im Vorfeld mit dem ein Geschäft so gestaltet wurde, dass es für die Mehrheit der Bevölkerung stimmt.
Entsprechend verstehe ich, wenn Lukas Golder diese Entwicklung nicht kritisch hinterfragt. Für einen Medienwissenschaftler ist es natürlich spannender, wenn es an Gemeindeversammlungen etwas häufiger heisse Diskussionen gibt. Dass dies in der Lokalpolitik jedoch langfristig hinderlich ist, bringt mich dazu, auch die jungen Einwohner dazu zu ermuntern Farbe zu bekennen und in einer Ortspartei aktiv zu werden.
Roland Wermelinger, FDP.Die Liberalen Egolzwil
Newsletter
Melden Sie sich hier kostenlos für unseren Newsletter an und erhalten Sie die neusten Nachrichten aus der Region Willisau, dem Wiggertal, dem Kanton Luzern und Sport regelmässig am Morgen in Ihr E-Mail-Postfach.
Anmelden
Kommentieren & mitreden
Sie wollen diesen Artikel kommentieren? Kommentieren Sie sachlich, respektvoll. Wir freuen uns.
Hier registrieren und vollen Zugang erhaltenSie haben bereits ein Konto ?
Zur Anmeldung