Mehr als eine Frage des Stils

Der Artikel zur Gründung der Regionalgruppe „Klimastreik Willisau“ beeindruckte mich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen aufgrund des journalistischen Handwerks, denn es werden in einem gut geschriebenen Text Menschen porträtiert und die Beweggründe für ihr Handeln offen gelegt, was mir als Leser hilft, diese Perspektive zu nachvollziehen zu können. Zum anderen beeindruckte mich aber auch die Initiative der beiden jungen Menschen und ihre Abgeklärtheit und Differenziertheit, wenn beispielsweise auf die grundlegend anderen Rahmenbedingungen auf der Landschaft verwiesen wird.

Die Reaktionen auf den Artikel in den Leserbriefen von Thomas Hodel (Ausgabe vom 16.4.) und Toni Graber (Ausgabe vom 20.4.) zeigen dann auf, wie unterschiedlich man auf etwas reagieren kann, mit dem man selber nicht einverstanden ist. Gemein ist beiden Leserbriefen, dass sie für mich zu wenig auf das eigentliche Portrait und auf die Motivation der jungen Initiantinnen eingehen. Thomas Hodel setzt sich aber immerhin sachlich mit einigen Aspekten der Klimabewegung auseinander; ich würde ihm in einigen Punkten zustimmen. Toni Graber hingegen scheint es gar nicht um eine sachliche Auseinandersetzung zu gehen. Er greift die porträtierten jungen Menschen v.a. im ersten Teil auf einer persönlichen Ebene an, diskreditiert sie als „Klimajünger“ und bezeichnet sie vermutlich pejorativ gemeint als „Schulmädchen".

Wir leben in einer rechtsstaatlichen Demokratie, in der verschiedene, auf Fakten (!) basierende Meinungen vertreten werden dürfen, ja vertreten werden sollen. Wenn wir die Gesellschaft und die Zukunft miteinander gestalten wollen, dann muss das in der respektvollen, den Gegenüber respektierenden Auseinandersetzung geschehen. Das ist mehr als eine Frage des Stils, das ist eine Frage grundlegender Werte und des Willens, konstruktive Lösungen für die gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.