Skip to main content Skip to page footer
Region

Europa im Fussball-Fieber – vier Tipps aus der Leserschaft

Heute Freitag beginnt die Fussballeuropameisterschaft in Deutschland. Die Schweizer Nationalmannschaft trifft in ihrer Gruppe auf Ungarn, Schottland und Gastgeber Deutschland. Der WB hat bei Personen aller vier Natio­nalitäten den Puls gefühlt.

von Lukas Roos 

 


Packende Duelle, spektakuläre Zwei­kämpfe und herrliche Tore: Mit der Fussballeuropameisterschaft in Deutschland steht eines der grössten Sportereignisse des Jahres vor der Tür. 24 Mannschaften kämpfen in unserem Nachbarland um den prestigeträchtigen Titel. Weltweit wird der Grossanlass von Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern verfolgt. Auch hierzulande ist ein grosses Interesse vorhanden.

 

 

Nati-Fan mit Herzblut

 

Einer von zahlreichen Nati-Fans ist Thomas Jurt aus Zell. Der 40-jährige Eventmanager unterstützt die Schweizer Natio­nalmannschaft seit seiner Kindheit mit grosser Leidenschaft. So war er an vergangenen Endrunden bei Spielen seiner Herzensmannschaft oftmals im Stadion anzutreffen. Als Highlight streicht Jurt das Turnier 2006 heraus. «Die Schweiz hat sich damals nach zwölf Jahren wieder für eine WM-Endrunde qualifiziert und mit ihren Auftritten eine riesige Euphorie entfacht.»

 

Eine ähnliche Euphorie hofft Jurt auch in diesem Jahr wieder zu spüren. Besonders freue er sich auf das Gruppenspiel zwischen der Schweiz und Gastgeber Deutschland am 23. Juni in Frankfurt, welches er gemeinsam mit einem Kollegen live vor Ort verfolgen wird. «Tickets waren nicht mehr einfach zu kriegen. Umso glücklicher bin ich, dass es doch noch geklappt hat.» Doch was macht für Jurt die Faszination des Sports mit dem runden Leder aus? «Fussball bietet mit seiner taktischen Vielfalt einen hohen Unterhaltungswert. Ein Tor kann über Freud und Leid entscheiden und einzigartige Emotionen auslösen.»

 

Im Vergleich zu vergangenen Jahren halten sich seine Erwartungen für das Abschneiden der Schweizer Nationalmannschaft jedoch in Grenzen. Besonders die schwächelnde Offensive bereitet ihm Sorgen. Wer gegen die starken Gruppengegner wie Deutschland oder Ungarn die Tore schiessen soll, kann er nicht sagen. Trotzdem hofft Jurt auf einen möglichst erfolgreichen Turnierverlauf. Die grosse Stärke der Nati macht er in der defensiven Kompaktheit aus. Auch könne die Mannschaft mit vielen routinierten Stammkräften wie Yann Sommer, Manuel Akanji oder Granit Xhaka auf viel Erfahrung zurückgreifen. «Wenn es gut läuft und die Mannschaft als Einheit auftritt, sehe ich das Viertelfinale als realistisch an.»

Fussball-Euphorie in Ungarn

 

Die ungarische Nationalmannschaft wird von Jozsef Gyano (28) angefeuert. Der gebürtige Ungare ist vor sechs Jahren in die Schweiz gekommen und lebt mit seiner Familie in Dagmersellen.

 

Gyano ist seit vielen Jahren selbst ein leidenschaftlicher Fussballspieler. «Fussball ist mein Leben. Ein Leben ohne den Sport kann ich mir nicht vorstellen.» Seine Position: Torhüter. Zurzeit hütet er das Tor des Zweitligisten FC Willisau. Gefragt seien eine schnelle Reaktionsfähigkeit und ein gutes Spielverständnis. Auch müsse man körperlich sowie mental bereit sein. Sein grosses Idol: die italienische Goalie-Legende Gianluigi Buffon. «Um ein gutes Gefühl zu erhalten, schaue ich vor jedem Match Videos von seinen Paraden an.» Gyano hat in Ungarn bereits mit fünf Jahren begonnen Fussball zu spielen. Lange war er auf dem Weg zur Profikarriere. Mit 14 Jahren unterschrieb er seinen ersten Profivertrag bei der 2. Mannschaft des ungarischen Erstligisten Féhérvar FC. Der Traum sei jedoch geplatzt. Gyano ist glücklich, seine Leidenschaft nun als Hobby ausüben zu können.

 

Auf die EM schaut er mit einer grossen Vorfreude voraus. «Ich versuche so viele Spiele wie möglich zu schauen.» Egal ob zu Hause vor dem Fernseher, in einer Bar oder bei einem Public-Viewing – die Fussball-EM sei die ideale Gelegenheit, um zusammenzukommen und mit seinen Liebsten ein grosses Fussballfest zu feiern. Besonders freut er sich auf das Gruppenspiel zwischen Ungarn und Schottland vom 23. Juni in Stuttgart, welches er gemeinsam mit seinem Bruder live im Stadion verfolgen wird.

 

Der ungarischen Nationalmannschaft traut Gyano einiges zu. «Ich hoffe, dass die Mannschaft das Viertelfinale erreicht.» Mit Top-Spielern wie Peter Gulacsi, Dominik Szoboszlai oder Roland Sallai, welche in den besten Ligen Europas spielen, besitze der Kader eine enorme Qualität. Die Stärken sieht Gyano in der guten Defensive und im schnellen Umschaltspiel. Weiter zeichnet Ungarn ein starkes Fanlager aus. «Die Euphorie im Land ist riesig.» Zehntausende werden nach Deutschland reisen, um die Mannschaft zu unterstützen. Obwohl der Respekt vor den Gruppengegnern Schweiz, Deutschland und Schottland gross sei, ist Gyano überzeugt, dass die Mannschaft mit der Hilfe des «zwölften Mannes» – der Fans – weit kommen kann.

Auch Schottland im EM-Fieber

 

Auch die schottische Nationalmannschaft kann auf tatkräftige Unterstützung aus dem eigenen Land zählen. Dies beobachtet Judith Leupi. Die 40-Jährige ist in Uffikon aufgewachsen und lebt nun bereits seit rund zehn Jahren in der schottischen Metropole Glasgow. «Mit seiner reichhaltigen Geschichte geniesst der Sport hierzulande eine grosse Bedeutung und begeistert seit Generationen», sagt Leupi. Der bevorstehende Grossanlass löse im ganzen Land viel Begeisterung aus. Auf den Strassen Glasgows seien zurzeit zahlreiche Personen in einem Trikot von «The Bravehearts» anzutreffen. Viele Pubs rüsten sich für einen grossen Ansturm.

 

Judith Leupi selbst ist jedoch kein eingefleischter Fussballfan. Ihre Inte-ressen liegen in einem anderen Bereich. Sie arbeitet als Künstlerin und hat sich auf die grossformatige Foto-grafie spezialisiert. Ihre Liebe zu Schottland kam während des Kunststudiums an der Universität Glasgow zustande. «Der Charme der Stadt und der lokalen Bevölkerung hat es mir angetan.» Mit den schönen Landschaften und der abwechslungsreichen Farbstimmung könne sie die Kreativität in ihrem Beruf voll und ganz ausleben.

 

Was Fussball betrifft, macht Leupi für die bevorstehende Europameisterschaft jedoch eine Ausnahme. «Ich werde der Schweizer Nati die Daumen drücken und hoffe auf ein erfolgreiches Abschneiden beim Turnier.» Obwohl sie in Schottland ihren Lebensunterhalt verdient, sei der Bezug zur Schweiz immer noch sehr stark. Alle paar Monate reist sie in ihr Heimatland, um Freunde und Familie zu besuchen. Gerade in diesen Tagen ist dies wieder der Fall. «Umso mehr hoffe ich auf ein grosses Fussballfest.»

Hohe Erwartungen in Deutschland

 

Obwohl die Schweiz, Ungarn sowie Schottland auf zahlreiche Stärken zurückgreifen können, schätzen viele die deutsche Mannschaft als Gruppenfavorit ein. So auch Christian Binde (40). Der gebürtige Deutsche ist vor 15 Jahren in die Schweiz gekommen und fiebert der Europameisterschaft in seinem Heimatland mit einer gros-sen Vorfreude entgegen.

 

Die Liebe zum Sport kam bereits in jungen Jahren zustande. So hat -Binde jahrelang selbst Fussball gespielt. Für das Stürmertalent stand lange gar eine professionelle Karriere in Aussicht. Aufgrund eines ungesunden Lebensstils sei dieser Traum jedoch geplatzt. Als er mit 25 Jahren in die Schweiz gekommen ist, führte er seine Leidenschaft als Spieler beim FC Willisau und beim FC Schötz als Hobby fort. Die letzten drei Jahre war er als Spielertrainer beim FC Schötz aktiv. Fussballerisch nehme er sich gerade eine Auszeit, halte sich für die Zukunft jedoch alles offen.

 

Für die bevorstehende Europameisterschaft wird Binde in sein Heimatland reisen und Spiele mit Kollegen bei Public-Viewings verfolgen. Der deutschen Mannschaft traut er für das Turnier einiges zu. «Der Kader besitzt eine hohe Qualität. Jede Position ist top besetzt.» Besonders gefällt Binde die gute Altersdurchmischung. Es wurden sowohl erfahrene Spieler als auch junge Talente ins Team miteinbezogen. Doch wie weit wird die Reise für die deutsche Mannschaft an der Heim-EM gehen? Die hohe Erwartungshaltung bringe viel Druck mit sich, entgegnet Binde. «Viele wünschen sich, dass Deutschland Europameister wird.» Die gewaltige Heimunterstützung könne jedoch auch beflügeln. Ob es reicht, gegen Mitfavoriten wie Frankreich, England oder Portugal zu bestehen, wird sich zeigen. «Solange die Mannschaft als Einheit auftritt und für jeden Ball brennt, ist alles möglich.»

 


Kommentieren & mitreden

Sie wollen diesen Artikel kommentieren? Kommentieren Sie sachlich, respektvoll. Wir freuen uns.

Hier registrieren und vollen Zugang erhalten

Sie haben bereits ein Konto ?

Zur Anmeldung

Das könnte Sie auch interessieren