Das dicke «Polster» und der Mahnfinger
Die Jahresrechnung 2023 der Gemeinde Wauwil schliesst mit einem Ertragsüberschuss von rund 869 000 Franken ab. Budgetiert wurde ein Mehraufwand von rund 347 000 Franken. Dazu beigetragen haben unterschrittene Globalbudgets in sämtlichen sechs Ausgabenbereichen. Das deutlich bessere Ergebnis ist aber in erster Linie auf höhere Steuereinnahmen zurückzuführen. Der Gemeindesteuerertrag ist mit 7,89 Millionen Franken 2023 um rund 468 000 Franken höher ausgefallen als im Vorjahr. Die Einnahmen der Sondersteuern fielen mit 333 000 Franken rund doppelt so hoch aus als erwartet. «Dies zeugt vom anhaltenden Interesse an Liegenschaften in unserer Gemeinde», sagte Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl an der von 80 Stimmberechtigten besuchten Gemeindeversammlung am Dienstagabend. Worte, denen im Laufe der Versammlung Daniel Keusch Nachdruck verlieh. Alleine mit den Projekten auf dem Glasiareal, an der Surseestrasse, im Heuacher und der Sternenmatt entstehen in den nächsten Jahren etappenweise rund 210 neue Wohnungen.
Das Wachstum und seine Kehrseite
Wauwil wuchs in den letzten zehn Jahren um 37.6 Prozent auf derzeit rund 2650 Einwohnerinnen und Einwohner. Mit ihnen erhöhte sich der Steuerertrag und konnte sich die Gemeinde in den letzten Jahren ein Eigenkapital (inkl. Spezialfinanzierungen) von rund 19,73 Millionen Franken aufbauen. Wauwil erfüllt damit sämtliche vom Kanton geforderten Kennzahlen. So wird beispielsweise mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 500 Franken eine deutlich bessere Bilanz ausgewiesen, als dies viele umliegende Gemeinden tun können. Doch das rasante Bevölkerungswachstum hat auch seine Schattenseiten. Wurden heuer rund 1,266 Millionen Franken in die Infrastruktur investiert, wird dieser Betrag in Zukunft bei Weitem nicht mehr genügen. Wauwil braucht dringend neuen Schulraum, muss mittelfristig den Bau einer Turnhalle angehen und sucht derzeit gemeinsam mit der Gemeinde Egolzwil nach einem neuen Standort für das Feuerwehrlokal inklusive Werkhof und Entsorgungsstelle. Inklusive den bewilligten 5,28 Millionen Franken für den geplanten Ausbau der Bergstrasse sind für all die erwähnten Projekte im Finanz- und Aufgabenplan rund 27 bis 29 Millionen Franken eingeplant.
SVP fordert erneute Fusionsverhandlungen mit Egolzwil
«Der Kanton hat aufgrund dieser Investitionen den Mahnfinger erhoben. Wir sind gebeten, die Kennzahlen im Auge zu behalten», sagte Kreienbühl. «Wauwil und Egolzwil befinden sich in vielen Bereichen im gleichen Boot», sagte derweil SVP-Präsident Simon Siegrist. Im Namen seiner Partei forderte er den Gemeinderat auf, die 2015 abgebrochenen Fusionsverhandlungen wieder aufzunehmen. Zudem setze sich die bei den Wahlen «in die Oppositionsrolle» buxierte SVP für eine Steuersenkung ein und werde der Exekutive unter anderem beim weiteren Vorgehen betreffend Ortsplanungsrevision «genau auf die Finger schauen.» Letztere ist laut Gemeinderat Daniel Keusch auf Kurs. Bis Legislaturende will die Ortsplanungskommission die eingegangenen Bemerkungen aus dem Mitwirkungsverfahren beantwortet haben. «Wir schieben die Fragen nicht auf die lange Bank. Alleine in den letzten Monaten hat die Ortsplanungskommission über 500 Stunden für deren Beantwortung investiert.»
Ein kleines Intermezzo
Mit einer Gegenstimme genehmigte die Versammlung die Jahresrechnung 2023. Ein kleines Intermezzo gab es derweil bei der Wahl der Revisionsstelle für die Rechnungsjahre 2024/25. Der Gemeinderat hatte das Mandat ausgeschrieben, die Offerten von vier Unternehmen eingeholt und sich für die Truvag Revisions AG entschieden. «Interessenskonflikte» witterte eine Votantin, weil sowohl bei der Truvag Revisions AG als auch der Truvag AG je ein Wauwiler Bürger die Geschäftsleitung inne hat. «Dieser Punkt wurde genau abgeklärt und stellt kein Problem dar», sagte Ivo Kreienbühl. Problemlos ging letztlich auch die Wahl vonstatten, in der die Stimmberechtigten grossmehrheitlich der Truvag Revisons AG ihr Vertrauen aussprachen.
Ein vorgezogener Abschied
Die Beine hochlagern? Die Zeit dafür ist noch nicht reif. «Wir werden bis Ende August Vollgas geben», sagte der Ende Legislatur abtretende Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl. Im Rahmen der von ihm letztmals geleiteten Versammlung wurde er gemeinsam mit seiner Ratskollegin Sladjana Lecic und Ratskollege Daniel Keusch offiziell verabschiedet.
René Schönauer und Alwin Roos blickten dabei auf das Wirken der drei Exekutivmitglieder zurück. «Wir wurden von den beiden ganz schön schamponiert», fasste Daniel Keusch die lobenden Worte und den dreimal im Saal ertönten Applaus mit einem Augenzwinkern zusammen. «In den letzten acht Jahren als Finanz- und Bauvorsteher habe ich viel, sehr viel gelernt», fuhr er weiter. Etwa, dass Qualquappen nicht einfach in einen anderen Teich umgesiedelt werden dürften oder die Mittagsruhe in Zusammenhang mit Bauarbeiten für rege Diskussionen sorgt. Sladjana Lecic wiederum rief die Bürgerinnen und Bürger auf, sich weiterhin gemeinsam auf den Weg zu begehen, sowohl bezüglich Energiestadtlabel am Ball zu bleiben als auch mit der Organisation von Dorffesten den Zusammenhalt in der Gemeinde zu fördern. Sie dankte wie Daniel Keusch und Ivo Kreienbühl den Bürgerinnen und Bürger für das entgegengebrachte Vertrauen und den Gemeinderatskollegen, Verwaltungs- und Gemeindeangestellten für die gute Zusammenarbeit.
Wie gesagt: Etwas ruhiger angehen und sich vor allem auf seine beruflichen Verpflichtungen fokussieren will sich Gemeindepräsident Ivo Kreienbühl ab Ende August. Sowohl er als auch sein Laudator René Schönauer blickten auf eine Amtszeit zurück, die mitten in der Coronazeit begann. «Generell war das Amt nicht immer einfach», sagte Kreienbühl und erwähnte die heftig geführten Diskussionen in der Schulraumfrage oder der Ortsplanung. «In vielen Bereichen konnte aber der Konsens und damit eine Lösung gefunden werden.» Generell sei ihm die Partizipation der Bevölkerung und kritische Diskussionen im Rat immer wichtig gewesen. Obwohl seine Amtszeit sich dem Ende zubewege – die Gemeinde Wauwil werde ihm auch künftig am Herzen liegen. Ivo Kreienbühl:«Lasst uns am gleichen Strick ziehen und die angehenden Herausforderungen gemeinsam angehen.» bo.
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