99%-Initiative
Die Reichen werden immer reicher, die Armen zahlreicher. Wirklich?
Die Schweizer Wirtschaft und folglich das Vermögen der Schweizer Bevölkerung wächst. Die Schweiz wird gesamthaft also immer reicher. Doch profitieren alle Menschen von diesem Wachstum? Ein Blick in die Vermögensverteilung genügt. Darin besitzt das reichste ein Prozent heute 43% vom gesamten Vermögen der Schweiz. 2003 besassen sie 36%. Vom Wirtschaftswachstum haben also in den letzten knapp zehn Jahren nicht alle gleich profitiert. Die reichsten Menschen der Schweiz sind also reicher geworden, während die restlichen 99% zusammen nicht mehr 64% des Gesamtvermögens der Schweiz, sondern nur noch 57% haben. Das muss erstaunen, wenn doch immer gesagt wird, dass das Wirtschaftswachstum zu mehr Wohlstand für alle führen würde. Warum werden dann, mal plump formuliert, die Reichen immer reicher und der Rest bleibt auf der Stelle?
Das liegt unter anderem an unserem Steuersystem. Im Grunde existiert dort eine Progression. Das heisst, je reicher eine Person ist, desto mehr Steuern muss sie prozentual bezahlen. Die Idee dahinter: Bei einer reichen Person fallen 100 Franken mehr oder weniger kaum ins Gewicht - im Gegensatz zur Durchschnittsbevölkerung. Nun kamen aber die Topverdienenden in den letzten Jahren in den Genuss einer Senkung der Einkommenssteuer. Aber nicht nur das. In der Schweiz wird das Lohneinkommen (damit sind die Steuern auf die Löhne gemeint) nicht gleich wie das Kapitaleinkommen (damit sind Steuern auf Dividenden, Aktienkursgewinne, Zinsen gemeint) besteuert. Wer 10% der Aktien eines Unternehmens besitzt, muss die Dividenden daraus nur zu 70% besteuern. Im Gegensatz dazu: Das Lohneinkommen wird voll zu 100% besteuert. Nun ist es aber so, dass in der Regel 10% der Aktien eines Unternehmens nur sehr wenige Menschen besitzen können - nämlich solche mit viel Geld. Und so überrascht es nicht, dass 60% des Kapitaleinkommens in den Händen des reichsten Prozent liegt. Und reich wird man heute kaum mehr durch hohe Löhne, sondern durch Kapitaleinkommen, das zudem auch noch steuerlich begünstigt wird. Ein Teufelskreis also. Wenn das Kapitaleinkommen ordentlich besteuert werden würde, würden davon alle profitieren. Schliesslich kommen Steuereinnahmen allen zugute, da damit etwa Strassen gebaut werden, die alle benutzen können. Dieses Geld bleibt nun bei den Reichsten, die dann ein Privatsträsschen für ihre Villa bauen können.
Das soll sich ändern. Darum wurde die 99%-Initiative lanciert, mit der diese Steuerbegünstigungen, von denen vor allem die Reichen profitieren, rückgängig gemacht werden. Das Kapitaleinkommen soll für das reichste Prozent neu mit dem Faktor 1.5 besteuert werden. Die generierten Mehreinnahmen werden unter anderem in die soziale Wohlfahrt wie Familienleistungen, Bildung und Gesundheit investiert. So soll sichergestellt werden, dass das Wirtschaftswachstum allen Menschen zugutekommt. Das ist doch ein fairer Ansatz für alle.
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