3000 Franken für ein «Znünibrot»?
Es ist eine Ironie der Geschichte: Die Elektrifizierung der Schweiz startete 1886 mit dem Stromnetz in Luzern, angetrieben mit dem Wasser aus dem Entlebuch. 130 Jahre später beschert die Digitalisierung der Stadt Luzern Glasfasern im Überfluss, während das Entlebuch und andere ländliche Teile des Kantons mit Kommunikationsnetzen der Grundversorgung des letzten Jahrhunderts vergeblich den Anschluss an die Zukunft suchen.
Eine Leistungseinheit von einem Megabit pro Sekunde kostet in Luzern einen halben Rappen pro Monat, alles inklusive. In Entlebuch kostet die gleiche Leistungseinheit drei Franken. Wieso zahlen wir auf dem Land 600 Mal mehr? Wer bezahlt 3000 Franken für ein «Znünibrot» in Entlebuch, das in Luzern 5 Franken kostet?
Mit dieser einfachen Rechnung brachte ich an einer Fachtagung der Region Luzern West in Wolhusen die dramatischen Folgen der fehlgeleiteten Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes auf den Punkt. Medienkompetenz gemäss Lehrplan 21? Ohne die Kinder des Luzerner Hinterlands! Verkehrsreduktion dank «Home Office»? Fehlanzeige im Entlebuch!
Unsere Vorfahren haben mit Pioniergeist und Gemeinsinn die Schweiz weltweit an die Spitze gebracht. Heute lassen sich die politischen Verantwortlichen medienwirksam mit einer Virtual Reality Brille aus Fernost ablichten, während die essenzielle Telekommunikationsinfrastruktur zu einem konzeptlosen, kostentreibenden Flickwerk verkommt.
Der Glasfaserausbau wurde flächendeckend geplant. Nach Anschluss der Ballungszentren ist er ins Stocken geraten, weil er sich zu Marktpreisen nicht rechnet. Das zukunftsweisende «Fibre to the Home»-Konzept mit Glasfasern direkt ins Haus wird im ländlichen Raum durch leistungsschwächere Technologien verwässert.
Die Kosten dieses Jahrhundertwerks sind längst bekannt. Trotzdem lassen Bundesrat und Parlament Jahr für Jahr eine Milliarde Franken aus dem Telekommunikationsmarkt in der allgemeinen Bundeskasse versickern. Ich fordere mit höchster Dringlichkeit, dass die Einnahmen aus Telekommunikationsbeteiligungen des Bundes in den Glasfaserausbau fliessen, bis dass das letzte bewohnte Gebäude am Glasfasernetz hängt.
Dr. Martin Huber, Entlebuch
FDP-Nationalratskandidat
PS: Der Leserbrief nimmt Bezug auf die Veranstaltung «Forum SmartVillages & Think Tank Digitalisierung» der Region Luzern West vom 29. August 2019 in Wolhusen (https://www.regionwest.ch/aktuell/veranstaltungen/detail/event-detail/forum-smartvillages-think-tank-digitalisierung/)
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