Nachruf

18. März 2021

Yvonne Dahinden, geborene Fritz

St. Urban

Weihnachten war seit vielen Jahren das grosse Fest der Familie Dahinden. Auch nach dem Tod ihres Gatten Fritz 2004 führte Muetti diese Tradition fort. Sie empfing die Familien ihrer sechs Kinder mit Enkeln und Urenkeln. Über 40 Personen versammelten sich um Tisch und Christbaum.

Letzte Weihnachten war dies corona­bedingt nicht mehr möglich. 

Dafür ist Muetti während 10 Tagen in der Weihnachtszeit jeden Tag von einem Kind oder Grosskind besucht und bekocht worden.

Muetti hat diese herzlichen Begegnungen sehr genossen und war bis zum Silvesterabend in bester Stimmung.

In der Nacht zum Neujahr hat sie dann einen Schlaganfall erlitten und sich nicht mehr erholt. Sie ist zu Hause rund um die Uhr abwechselnd von ihren Kindern und deren Angehörigen gepflegt worden. 

Kurz vor ihrem 95. Geburtstag konnte sie in ihrer Wohnung ruhig einschlafen.

Yvonne wurde in der Romandie, in Le Bouveret, am Genfersee geboren. Die ersten Schuljahre verbrachte sie in Vevey. Die Familie zog dann nach Saxon, wo Yvonne die Schule abschloss.

Muetti hatte diese Jugendzeit in schöner Erinnerung, auch wenn die Arbeit im Rebberg, im Gemüsegarten und in den Aprikosenhainen recht streng sein konnte.

Als Au-pair-Meitschi hatte es Yvonne nach Hasle ins Entlebuch verschlagen. Bei der Lehrerfamilie Blum lernte sie Deutsch und besorgte den Haushalt. Im Dorf zog die hübsche Walliserin bald das Interesse der jungen Männer auf sich. So knüpften sich die Bande zwischen ihr und Fritz Dahinden immer enger. Als Yvonne nach einem Jahr wieder ins Wallis zurückkehrte, besuchte Fritz sie mehrmals mit dem Velo. Wahrlich ein beschwerlicher, aber erfolgreicher Chiltgang. 

1947 haben sie geheiratet und Yvonne war wieder in Hasle. Sie wohnten bei den Schwiegereltern im Salzhaus.

Ein Jahr später gebar sie ihren ersten Sohn zu Hause mithilfe der Schwiegermutter, die Hebamme war. 

Es folgten dann noch weitere fünf Kinder. Dieser lebhaften Schar war sie eine liebevolle und ausserordentlich geduldige Mutter, die nie die Nerven verlor und ob all der Spässe ihrer Kinder herzhaft mitlachen konnte. Sie freute sich über den Zusammenhalt und das gute Einvernehmen ihrer Kinder.

1957 wurde ihr Gatte zum Verwalter der psychiatrischen Klinik in St. Urban gewählt und die grosse Familie zügelte ins Luzerner Hinterland.

Mit ihrem welschen Charme und ihrer offenen, liebenswürdigen und bescheidenen Art war sie überall gern gesehen, fand schnell Kontakt im Dorf und engagierte sich in den Vereinen.

Auch den Patienten der Psychatrischen Klinik begegnete sie herzlich und ohne Vorurteile und wurde so für viele von ihnen zur Vertrauensperson.

Gastfreundschaft war für sie eine Selbstverständlichkeit. Die Kinder konnten Freunde einladen so viele und so lange sie wollten. Sie verpflegte sie aufs Beste. Ab und zu gab es in Erinnerung ans Wallis Tomatenfondue. 

Den Kontakt zur Familie im Wallis hat sie immer gepflegt. Er war am intensivsten in der Zeit der Aprikosen­ernte. Da stieg die Spannung und sie war überglücklich, wenn eines der Kinder sie nach Saxon zum Neffen brachte, der die Aprikosenplantagen ihrer Schwester bewirtschaftete. Der Duft aus den Aprikosenkisten versüsste die Heimfahrt.

Muetti strickte viel, las sehr gerne und freute sich am Jass mit ihren Kolleginnen. Die Kreuzworträtsel löste sie zu Beginn auf Französich, mit der Zeit aber auch auf Deutsch, am liebsten die schwierigen der NZZ. Leidenschaftlich gerne spielte sie Lotto. Ab 90 nahm sie dann bei den Lottomatches etwas weniger Karten.

Yvonne achtete bis in die letzten Lebenswochen auf ein gepflegtes Äus­seres. Kurz vor Weihnachten ging sie noch zur Kosmetikerin und zur Coiffeuse.

Unvergessen bleibt ihr träfer, fast englischer Humor, den sie bis zu ihrem Schlaganfall immer wieder aufblitzen liess.

Muetti war tief religiös, ohne dies zur Schau zu tragen. In den letzten Jahren konnte sie nicht mehr zur Kirche gehen und war dankbar, wenn der Diakon der Pfarrei oder eine Bekannte ihr die hl. Kommunion brachten.

Ihre Kinder und deren Familien trauern um den Verlust einer wunderbaren Frau und Mutter, schätzen sich aber sehr glücklich, dass sie so lange unter ihnen weilte.