Nachruf

20. Februar 2023

Marlies Schubiger-Scherrer

Marlies Schubiger-Scherrer
Willisau

Im Nagelhus, in der Rohrmatt Willisau, ist unser Mams als Älteste von 10 Kindern auf dem Bauernhof aufgewachsen. Damals gab es noch kaum Maschinen, jede helfende Hand war gefragt. So auch die Kinderhände von Marlies, die auf dem Feld mithalfen. Am ersten Schultag schickte ihre Mutter sie mit den Worten: «eyfach emmer i de Schtroos noh, bes es grosses Huus chond met vöu Chend», ganz alleine zur Schule (für Kinderbeine mindestens 45 Min.). In der ersten Klasse musste sie schon morgens um 6.15 Uhr alleine mit dem Hund und den Milchkannen im Anhänger die Milch in die Käserei bringen. Der temperamentvolle Bäri, der seine Aufgabe über alles liebte, brachte die kleine Marlies oft an ihre Grenzen. Ihr Muetti war sehr liebevoll und gut zu ihren Kindern. Sie hat gerne und oft gesungen und war ihr ein Vorbild. Weil ihr Vater Josef 1939 in den Krieg eingezogen wurde, waren es harte, entbehrungsreiche Jahre auf dem Hof für die ganze Familie. In der Sekundarschule reifte ihr Berufswunsch, Krankenschwester zu werden. Die Ausbildung bei den Ingenbohler Schwestern war ihr Glück, das Kind vom Lande in einer Schule in Zürich. Während dieser Ausbildung verstarb ihr geliebtes Mue­tti bei der Geburt ihres elften Kindes mit nur 44 Jahren. Nach ihrer Lehre musste sie für ein Jahr lang zu Hause die Mutter ersetzen. Ihre Berufsjahre als Krankenschwester in St. Gallen, Aarau und einer Arztpraxis in Frick waren immer wieder Thema ihrer Erzählungen. Ein Au-pair-Aufenthalt in Montreal, Kanada, stillte ihren Wunsch, etwas von der Welt zu sehen und zu erleben. Mit Ursula, ihrer Freundin von der Schwesternschule, verbrachte sie einen weiteren Au-pair-Aufenthalt in Rom. Mams nannte das oft «die beste Zeit Ihres Lebens». Wieder zurück in der Schweiz lernt sie ihren Walter kennen und lieben. Er war der zweitälteste Sohn der Familie Schubiger und arbeitete als Schreiner im elterlichen Betrieb. 1966 haben die beiden geheiratet. Die Hochzeitsreise ging nach Mallorca, auch ­Istanbul und natürlich Rom waren Reisen, die das junge Paar in ihren ersten Jahren unternahmen.

Schon bald wurde Sabin geboren, die Eltern freuten sich sehr an der lebhaften Tochter. Die kleine Familie wohnte zuerst am Postplatz und danach in der Sternenmatte in Willisau. Vier Jahre später wurde Urban geboren, jetzt war das Familienglück perfekt. Die Kinderjahre mit allen Gspändli und Nachbarn waren für die ganze Familie eine Freude. Mit viel Herzblut, Einsatz und Zeit wird aus dem Sonnehüsli an der Gulp­strasse ein richtiges Bijou. Hier haben wir eine sehr schöne Jugend erlebt. Den Garten, die grösste Leidenschaft von Mams, konnte sie hier richtig ausleben. Mams war immer sehr offen und vielseitig interessiert. Es war ihr wichtig, ihr eigenes Geld zu haben, deshalb hat sie einige Jobs neben ihrem Haushalt ausgeübt: So unterrichtete sie Krankenpflege an der Bäuerinnenschule in Willisau. Für die IV machte sie Patienten-Abklärungen, und sie arbeitete all die Jahre unserer Kindheit als Nähmaschinen-Instruktorin. Aber der Garten, die Küche und der Haushalt kamen daneben nie zu kurz! Als wir Kinder noch kleiner waren, bildete Marlies auch Haushaltslehrtöchter aus. Diese wohnten und arbeiteten bei uns. Das gab Mams etwas mehr Luft für ihre anderen Tätigkeiten. Einmal im Jahr fuhren wir für drei Wochen in die Ferien auf die Hockenalp, in das Familienferienhaus der Schubigers. Das waren für Mams sehr geschätzte und wichtige Wochen. Die «Hocke», wie wir sagen, war für uns alle unser zweites Zuhause. Ein schöner Treffpunkt für die Familie, ein riesiger Spielplatz für uns Kinder, ja einfach Ferien! Bald begann Mams in der Waldruh, dem Altersheim, wo sie ganz am Schluss ihres Lebens wieder war, zu arbeiten. Gerne war Mams auch immer wieder bei ihrer Tochter und ihrem Partner Erwin in Engelberg für einige Tage. Babs musste zu Hause selber schauen … So hat sie ihren Horizont vergrössert und sich etwas für sich rausgenommen. Wir haben die Tage mit ihr immer sehr genossen. Die Volkshochschule und die Zonta waren für sie wichtige Vereine. Die vergnügten Abende, an denen Urban bei den Eltern – später nur noch bei Mams verbrachte, waren für sie immer eine sehr wichtige Abwechslungen. Es wurde viel gelacht und sich ausgetauscht. Als unser Babs starb, hat sich Marlies gut gefangen und ihr «Alleineleben» vorbildlich angepackt. Sie hatte immer einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis, den sie gut pflegte. Sehr geschätzt hat sie die gute Nachbarschaft im Gütschrain und die vielen Besuche und Unterstützungen von lieben Menschen, vor allem in den letzten Jahren. Ihre Familie war Marlies stets sehr wichtig, so durfte kein Geburtstag vorbeigehen, ohne dass wir gemeinsam zusammensassen.


Mams du hast uns viele wichtige Werte mitgegeben. Danke, du warst eine tolle Frau, ein echtes Vorbild.