Nachruf

23. Januar 2017

Marie Kunz-Roos

Hergiswil

Kurz nach Kriegsbeginn, im Jahr 1939, wurde Marie als erstes Kind der Familie Roos im «Tiefenbühl» (Hergiswil) geboren. Vater und Pferd im Krieg und so bedeutete dies für sie von Anfang an eine strenge und arbeitsintensive Kindheit. Dies auch, weil 14 weitere Geschwister folgten. Trotz viel Arbeit und langem Schulweg war Marie eine sehr fleissige und gute Schülerin. Da sie die Arbeit eines Knechtes ersetzen musste, blieb sie leider auch nicht von Unfällen verschont. So kamen ihr während der Arbeit beim Ackern die Zöpfe in den Wellenbock und rissen ihr die Haare aus der Kopfhaut. Sie war damals schon sehr tapfer und hat die Schmerzen mit vorbildlicher Geduld und ohne Gejammer ertragen.
Nach der Schule hat Marie zu Hause auf dem elterlichen Hof gearbeitet. Im Jahr 1958 besuchte sie die Bäuerinnenschule, welche sie mit grossem Erfolg abschloss. Im Anschluss an diese Ausbildung arbeitete sie zwei Jahre als geschätzte Hilfe bei der Familie Stofer auf der «Rippertschwand», Neuenkirch. Mit 17 Jahren verliebte sich Marie in ihren zukünftigen Ehemann, Benjamin Kunz vom «Wissbühl» (Hergiswil). Die beiden waren fortan unzertrennlich. Die Verlobung der beiden ging an Pfingsten 1960 im «Tiefbühl» mit einem grossen Fest, Gesang und Musik über die Bühne. Im Herbst des gleichen Jahres feierten die beiden Hochzeit. Von diesem Zeitpunkt an lebte und wirkte Marie im «Wissbühl».
Im Mai 1962 wurde der Stammhalter Benjamin junior geboren und im jährlichen Rhythmus kamen 1963 Maria-Theresia, 1964 Markus und 1965 Helen zur Welt. 1968 war die Geburt von Pirmin und weitere fünf Jahre später, 1973, folgte Werner. Mit dieser Rasselbande war Marie dankbar für die Unterstützung der Schwiegermutter. Auch wenn es hoch zu und her ging, hörte man sie nie fluchen, sondern höchsten sagen: «Du besch ou e Storm.» Auch nach arbeitsintensiven Wochen wurden Gäste an den Wochenenden bei Marie immer herzlich verköstigt und verpflegt. Der «Wisshöbu» war eine gute Adresse für Bauernfasnacht und Feste aller Art. Marie hat gemeinsam mit ihren Töchtern und der Schwiegermutter Wäschekörbe voll mit «Chnöiblätze» und Schenkeli gebacken. Mit den einfachsten Mitteln zauberte sie die köstlichsten Gerichte: Käsesuppe, «Chriesibräggu», Omeletten, Vogelnestli, Griesschnitten, um nur einige zu nennen. Sogar der Postbote kaufte das Bauernbrot von Marie. Mit viel Freude und Passion hat sie bis zuletzt ihren eigenen Garten gehegt und gepflegt und so die ganze Familie mit eigenem, gesunden Gemüse und Salat verköstigt. Pflanzen und Blumen lagen ihr immer am Herzen. Ihr Wissen rund um Kräuter und Heilmittel haben manchem geholfen. Marie hat auch jahrelang Angehörige gepflegt. Nicht nur das Wohl der Menschen, auch jenes der Tiere war ihr stets wichtig. Besondere Freude hatte sie auch an Jodelgesang und Volksmusik. Bei schönen Liedern im Radio sang sie immer gerne mit. Als die Kinder etwas älter wurden, entdeckte Marie auch die Freude am Reisen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Benjamin besuchten die beiden viele schöne Orte.
Grosse Schicksalsschläge waren für sie die Todesfälle 1993 von ihrem jüngsten Sohn Werner und 2012 von der Schwiegertochter Mary. Noch im Jahre 2006, mit 67, hat Marie die Führerprüfung für ihr «30erli» und damals auch das erste Mal Bekanntschaft mit und an einem Computer gemacht. Marie war eine sehr gradlinige, hilfsbereite, korrekte, bescheidene, fleissige Person, welche eher ruhig war und sich weder beklagt noch beschwert hat. Sie war sehr eigenständig in ihrem Denken und Handeln und hat bei politischen Abstimmungen jeweils das gestimmt, was für sie richtig war. Sie liess sich von niemandem beeinflussen. Für uns alle war sie darum einfach «s Mueti» – sie hat mit allen ein gutes Verhältnis gepflegt. Bis zu ihrem Spitaleintritt hat sie ihren Mann Benjamin immer bestens und liebevoll umsorgt. Sie war schon immer sehr selbstlos und hat ihr Schicksal mit Würde getragen. Marie blieb ihren Grundsätzen immer treu. Auch nach der Diagnose der schweren Krankheit folgte sie ihren Prinzipien. So wollte sie keine Chemotherapie, sondern setzte auf den Einsatz von Naturheilmitteln und sagte: «Ich kann auch ohne Chemotherapie sterben.» Sie wollte niemandem zur Last fallen und so war es auch in ihren letzten Stunden.
So wie Marie sich bei einigen von uns noch an ihren letzten Tagen bedankt hat, wollen wir ihr hier ebenfalls von Herzen sagen: Marie – danke für alles. In unseren Herzen und Erinnerungen wirst du weiterleben. Deine Familie.