Nachruf

26. Juni 2017

Julius Lustenberger-Wyss

Altbüron

Am 5. Mai 1938 wurde unser lieber Vater Julius Lustenberger im Kantonsspital Luzern geboren. Viel zu früh verstarb sein Vater an einer Lungenentzündung während des Militärdienstes. Gerade mal ein halbes Jahr alt war Julius, als seine Mutter, verwitwet, mit ihrem Sohn, nach Altbüron in ihr Elternhaus auf den Hof im «Steinhubel» zurückkehrte, in dem er dann seine Kindheit verbrachte. Sein langer Schulweg, besonders zur Winterzeit, war oft sehr mühsam zu begehen. Früh schon zu dieser Zeit musste er im Haus und auf dem Feld bei der Arbeit mithelfen. 

Nach der Primarschule besuchte er dann 2½ Jahre das Kollegium in Zug und anschliessend das Kollegium St. Maurice. Nach dieser zur Selbstständigkeit prägender Zeit trat Julius in die 4-jährige Drogistenlehre ein. Nach dem Abschluss der Lehrzeit absolvierte er dann die Rekrutenschule als Sanitätsmotorfahrer in Basel. Da ihn sein erlernter Beruf nicht ganz zufriedenstellte, besuchte er anschliessend in jungen Jahren die Fahrlehrer-Berufsschule in Luzern. Mit sehr gutem Abschluss meisterte er am 4. April 1961 die eidgenössische Fahrlehrerprüfung mit Bravour. Nach einem Jahr im Angestelltenverhältnis bei der Fahrschule Graf in Luzern, machte sich Julius dann selbstständig und eröffnete so seine eigene Fahrschule. Die Nachfrage, den Führerausweis zu erwerben, war zu dieser Zeit enorm. Immer mehr zufriedene Kunden brachten neue Schüler dazu, ihre seriöse Fahrausbildung bei Julius Lustenberger zu erwerben. Auch Mitmenschen aus verschiedenster Nationen und Kulturen besuchten den Fahrunterricht. Für ihn hiess es damals schon, dass er sich stetig weiterbilden musste: Psychologie, Pädagogik, Methodik und Fahrtechnik waren seine Hauptgebiete. Aber auch sprachliche Kenntnisse waren nötig, um sich mit ausländischen Schülern verständigen zu können und diese ohne grosse Sprachbarrieren ausbilden zu können. Seine tägliche Geduld und viel Einführungsvermögen trugen dazu bei, stets ein gutes Arbeitsklima zu schaffen. 

1963 verheiratete sich Julius Lustenberger mit seiner Lebenspartnerin Trudi Wyss aus Fulenbach. Bald schon wurde Julius glücklicher Vater von drei Kindern. Cornelia, Sandra und Marc. Tragischerweise verstarb der Familie bereits im Alter von zwei Jahren das Töchterchen Sandra. Dies war für die junge Familie ein heftiger Schicksalsschlag.
Die Freizeitaktivitäten des lieben Ehemannes und Vaters waren durch seine Selbstständigkeit als Fahrlehrer immer etwas knapp bemessen. So inte­ressierte er sich für Uhren, die er selber restaurier­te, sowie für Tiffany-Technik und Pilzkunde, der er am Wochenende gerne bei Waldspaziergängen mit der ganzen Familie nachging. Eine weitere Leidenschaft war die Fliegerei. Bereits mit 25 Jahren liess er sich in Bleienbach auf einem Sportflugzeug «Piper» zum Piloten ausbilden. Unvergesslich wurden die Ausbildungsflüge, die dann öfters auch mal ins Tessin führten, wo man sich am Lago Maggiore eine Tasse Kaffee gönnte. Auch das Reiten auf dem Pferderücken mitten in der Natur, zusammen mit seinen Freunden im Gebiete des Juras, machte ihm über Jahre viel Spass. Seine Hauptleidenschaft galt aber seinem Beruf als Fahrlehrer, der ihm stark ans Herz gewachsen war. Stetig versuchte Papi bei seinen Schülern ein verantwortungs- und pflichtbewusstes sowie sicheres Fahrverhalten zu erwirken. Dies war aber sicherlich nicht immer leicht und verbrauchte viel Kraft und Energie. So gingen all die Jahre nicht spurlos an Julius vorbei, so dass er nach vierzig Jahren seine Lehrtätigkeit als Fahrlehrer schweren Herzens einstellen musste. 

Der 14. September 2004 war für Papi und Mami ein schwarzer Tag. Papi erhielt die Diagnose «Parkinson». Diese Krankheit verschlechterte seinen Gesundheitszustand Jahr für Jahr. Nicht mehr am vollen Puls des Berufslebens teilnehmen zu können, brachte für ihn eine grosse Umstellung.
Der 15. Februar 2007 war für Papi dann aber ein riesengrosser Freudentag. Er wurde zum ersten Mal Grossvater von Giuliano. Der erste Sohn von Marc. Nach zwei weiteren Jahren wurde dann noch ein zweiter Sohn mit Namen Enea geboren. Diese beiden Buben machten ihrem Grossvater grosse Freude und erfüllten ihn natürlich mit Stolz. Papi war immer glücklich, wenn die ganze Familie beieinander war. Er schätzte das Familienleben und dieses gab ihm Kraft und Rückhalt.
Als wir zwei Kinder noch im Schulalter waren, verbrachten wir mit unseren Eltern schöne Ferien im Tessin, Südtirol oder seiner grossen Feriendestinationsliebe, der Toskana in Italien. Auch die Ausbildung von uns Kindern war ihm immer sehr am Herzen gelegen. Etwas Sorge begleitete ihn, als Tochter Cornelia nach Honduras, Zentralamerika, auswanderte. Aber mit der Zeit wurde es ihm bewusst, dass Cornelia dort glücklicher war, wo sie Menschen vor Ort helfen konnte, die in Armut und Unterdrückung leben müssen. Fast jede Woche telefonierte er mit Cornelia, um so Kontakt mit ihr zu halten. Dies gab ihm viel Kraft.
Acht lange Jahre pflegte Mami ihren geliebten «Juli» mit grosser Geduld und Hingabe. Sie war für ihn immer da, ob Tag oder Nacht, und konnte ihm so ein angenehmes Leben in seinem geliebten Zuhause ermöglichen. Wir bewunderten unsere Mutter immer für ihren unermüdlichen Willen und ihre Kraft, ihn solange zuhause so betreuen zu können. Am 22. September 2014 war Papi zuhause in seiner Werkstatt unglücklich gestürzt und erlitt dabei einen Oberschenkelhalsbruch, der einen Spitalaufenthalt und eine Operation unumgänglich machten. Nach diesem Unfall und in Anbetracht seiner fortgeschrittenen Krankheit konnte Julius nicht mehr selber laufen und musste sich fortan mit einem Rollstuhl abfinden. Leider konnte er durch diese neue Situation nicht mehr in sein angetrautes Zuhause in Altbüron zurückkehren. 

Im Herbst 2014 hatte er sich, zusammen mit der ganzen Familie, dafür entschieden, sich in die guten Hände des Wohn- und Begegnungsortes Violino, Zell, zu begeben. Für Mami war dies sicherlich eine schwere Zeit, die neue Situation so anzunehmen, waren sie doch 52 Jahre glücklich verheiratet und hatten einen Grossteil ihres Lebens gemeinsam verbracht. «Juli» wäre aber nicht «Juli», wenn er nicht auch diese Herausforderung anzunehmen wusste. Bei den Besuchen stellten wir jedes Mal fest, dass er im «Violino» angekommen und somit glücklich und zufrieden war. Hier wurde er gefördert und ringsum optimal und liebevoll betreut. Hier, in diesem warmen und herzlichen Umfeld, schlief Julius «Juli» Lustenberger-Wyss, geliebter Ehemann, Papi und Grossvater, am Donnerstag, 23. Februar, in aller Ruhe für immer ein. 

Papi, wir vermissen dich. Du wirst in unseren Herzen immer weiterleben.