Nachruf

Infobanner

19. Juni 2015

Josy Germann-Bieri

Josy Germann-Bieri
Grosswangen

Gerade erst warst du noch hier – 

jetzt bist du fort – dein Platz ist leer…

noch sind die Räume erfüllt von deinem Wesen 

deinem Zauber deinem Lächeln und deiner Wärme!

Etwas wird bleiben, wovon wir leben können.

 

Liebes Mueti

Dein Lebenskreis hat sich geschlossen. Auf eindrückliche Weise durften wir dich bis zum letzten Atemzug begleiten. Du hast uns vorgelebt, wie man trotz vielen schwierigen Lebenssituationen glücklich und vor allem zufrieden leben kann.

Nun sitzen wir hier am runden Stubentisch und halten Rückschau auf dein Leben. Beim Erzählen merken wir, wie viele Hürden du in deinem Leben überwinden musstest.

Vor 90 Jahren wurdest du in Malters geboren – und in Grosswangen bist du dann zusammen mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Nach der obligatorischen Schulzeit hast du in verschiedenen Haushaltungen gearbeitet. Bis ins hohe Alter pflegtest du noch den Kontakt zu einigen deiner ehemaligen Arbeitgeber. Während dieser Zeit lerntest du auch deinen zukünftigen Ehemann Alfons kennen und lieben. Schon bald wurde geheiratet, und als dann wir sechs Buben und unsere Schwester das Haus belebten, war dein Alltag nebst den Büroarbeiten im eigenen Geschäft und dem grossen Garten mehr als ausgefüllt.

Anfang der Siebzigerjahre machte sich bei dir eine Krankheit bemerkbar, die sogar für die Ärzte ein grosses Rätsel war. Eine klare Diagnose konnte nie gemacht werden. Die Krankheit hatte dich in deiner Beweglichkeit immer mehr eingeschränkt, sodass du am Schluss auf den Rollstuhl angewiesen warst. Fortan warst du auf fremde Hilfe angewiesen. Eine grosse und wertvolle Unterstützung waren für uns in dieser Zeit deine eigene Mutter, unser liebes Grosi, und deine Schwester Lisa.

Die vielen Medikamente schwächten dich zusehends mehr und mehr, bis zu dem Zeitpunkt, wo du entschieden hast, diese abzusetzen und deine eigenen Hausmitteli anzuwenden. Wir erinnern uns, dass du dir jeden Tag Salbeitee angebrüht hast, aber auch das Vertrauen auf die Kraft des täglichen Gebets, eine Pilgerreise nach Lourdes und die jährlichen Kuraufenthalte in Leukerbad weckten bei dir grosse Hoffnung auf Besserung. Dank deinem grossen Willen hast du es geschafft, den Rollstuhl zu verlassen, jedoch blieben die Gehstöcke deine ständigen Begleiter.

Kochen und Stricken warmer Socken waren eine grosse Leidenschaft von dir. Und im Flicken warst du eine wahre Meisterin. Es ist nicht auszumachen, wie vielen Hosen du die Löcher «zugewifelt» hast. Im Laufe der Zeit wurdest du stolze Oma von 12 Grosskindern und drei Urgrosskindern. Allen warst du herzlich zugetan. Neben den vielen Freuden an deinen heranwachsenden Grosskindern musstest du auch Abschied nehmen von deinen zwei geliebten Kindern Kari und Sepp.

Es war ein harter Schicksalsschlag für uns alle. Doch dein tiefer Glaube gab dir die Zuversicht und den Trost, über all das Leid hinwegzukommen. Du hast an einen Gott geglaubt, der dich niemals fallen lässt, der dich festhält in allem Schweren – und selbst im Tod. So konntest du trotz allem deine Fröhlichkeit bewahren und immer wieder so richtig herzhaft lachen – auch hinderte dich dein mühseliges Vorwärtskommen nicht daran, so manches Reisli mit Baba zu unternehmen.

Mit dem Tod von Baba vor sieben Jahren standest du erneut vor einer grossen Herausforderung, die du aber bravourös gemeistert hast. Ja man kann sagen, du warst eine richtige Improvisationskünstlerin, damit du deinen Haushalt ganz allein führen konntest. Man sah dich nun des Öftern, mit einem Rucksäckli angeschnallt, Schritt für Schritt ins Dorf gehen, um einige Kleinigkeiten einzukaufen oder einen Besuch auf das Grab zu machen – natürlich immer in Begleitung von einem Schutzengel, wie du jeweils sagtest.

Deine eingeschränkte Beweglichkeit hast du gehütet wie einen kostbaren Schatz. So waren für dich die wöchentlichen Physiotherapien sehr, sehr wichtig. Dein Witwenleben hast du bereichert, indem du immer wieder jemanden zum Mittagessen eingeladen hast und die sonntäglichen Aufenthalte bei uns Kindern waren für dich, wie für uns, immer etwas ganz Besonderes.

Ein Brieflein von deinem Enkel Patrick drückt genau aus, wie wir unsere sonntäglichen Treffen genossen haben.

«Liebe Oma, du bist eine grossartige Frau und eine obertolle Grossmutter. Du hast eine jugendliche, frische Art, die man so gar nicht bei einer neunzigjährigen Dame erwarten würde. Immer wieder schaffst du es, uns zum Schmunzeln, ja sogar zum herzhaften Lachen zu bringen. Weiter so, liebe Oma, und behalte deinen gesunden Sonntagsappetit!»

In Liebe, Patrick

Die plötzlich aufkommenden Fieber vor gut zwei Wochen haben dir zusehends die Kraft geraubt, bis du dann dein Bett nicht mehr verlassen konntest. Dank der liebevollen Pflege und grossen Unterstützung der Spitex-Frauen durftest du bis zum Schluss zu Hause bleiben und im Beisein deiner Familie friedlich einschlafen. Wir danken all jenen, die ab und zu mit einem Besuch bei unserem Mueti eine gefreute Abwechslung in ihren Alltag gebracht haben.

Mueti, du warst eine bewundernswerte Frau. Deine überaus positive Lebenseinstellung und deine Zufriedenheit waren vorbildlich. Uns scheint, dass wir gerade durch dich etwas von der mütterlichen Liebe Gottes erfahren haben. Und was du uns geschenkt hast, das möge Gott jetzt dir schenken: eine Liebe, die keine Grenzen kennt. Herzlichen Dank für alles… b’hüeti Gott ond of Wederluege.

Deine Familie