Nachruf

08. März 2021

Josef Gebhard Greter

Ettiswil

Josef Greter ist am 13. September 1944, an einem Mittwoch, zu Hause in der Gassenmatt in Haltikon als sechstes Kind der Familie zur Welt gekommen. Franz-Xaver und Katharina Greter, geborene Bucher, waren die glücklichen Eltern. Sepp wuchs in Haltikon auf mit fünf Schwestern sowie sechs Brüdern und verbrachte dort einfache und genügsame, doch fröhliche Kinderjahre. Er pflegte einen liebevollen Umgang mit seinen jüngeren Geschwistern und schaute gut zu ihnen. Gerne hat man zusammen gespielt und gebastelt, was einmal sogar zu einem vorderen Rang im Wettbewerb um die schönste selbst gemachte Weihnachtskrippe geführt hat. Sepp hatte diese mit seinen kleinen Brüdern mit viel Sorgfalt gebastelt und mit Stolz für die Ausstellung hergerichtet. Sepp war ein aufgestellter, starker Junge und tanzte auch gerne mal etwas aus der Reihe. Er liebte die Herausforderungen und wenn es etwas zu entdecken gab oder jemand einen Spass ausheckte, stand Sepp bestimmt nicht hinten an. Der junge Seppi war auch nicht immer der Liebling seiner Lehrer und büsste sein bisweilen freches Mundwerk mit der einen oder anderen Strafaufgabe. Er sagte selbst von sich, dass er immer mehr Muskeln als Grips hatte. 

Nach der Schulzeit arbeitete Sepp ein Jahr lang auf dem elterlichen Bauernhof und startete schliesslich ins Bauernlehrjahr im Bürgerheim in Immensee. Dort arbeitete er mit Ross und Wagen und wurde mitunter als Leichenführer eingesetzt. Wegen eines Unfalls musste er diese aber wieder aufgeben. Sein Bruder Albert lernte das Handwerk der Käserei, was auch Sepp dazu brachte, Freude für den Beruf des Käsers zu entwickeln. So kam es, dass er eine Lehre als Käser beginnen konnte. Mit seiner kräftigen Postur war es für ihn ein Leichtes, die bis zu 110 kg schweren Emmentaler Käse zu verarbeiten. Die Energie, die noch übrig blieb, setzte er abends ein für das Hobby als Turner. Als Nationalturner kam er früh in den Kontakt zum Ringen, Sepp liebte diese Art des Kräftemessens. 

Nach der Abschlussprüfung als Käser arbeitete er einige Jahre als Käser, zunächst im Welschland, danach in der heimischen Emmital AG. Während dieser Zeit packte ihn dann endgültig die Faszination für den Schwingsport. Sepp trainierte im Schwingklub Küssnacht und erkämpfte sich früh erste Auszeichnungen und Kränze. Selbst sein guter Schwingerfreund und Trainingspartner Adi Zurfluh, dreifacher Eidgenosse, fand lobende Worte für Sepps Schwingtalent. Lob, das Sepp noch heute stolz und schmunzelnd zur Kenntnis nehmen würde. 

Am Eidgenössischen Schwingfest 1969 in Biel war er nach dem ersten Tag in den vorderen Rängen vertreten. Ebenfalls an diesem Fest macht er die schicksalshafte Bekanntschaft mit einem Auslandschwinger, der ihn kurzerhand nach Amerika einlädt. Sepp verbringt ein ganzes Jahr in den Vereinigten Staaten und findet grossen Gefallen an den unendlichen Weiten, den gros­sen Autos, dem Gefühl der Freiheit und den Abenden am Lagerfeuer mit ausgewanderten Schweizern bei Countrymusik. Zur Heirat seiner Schwester kehrte er zurück in die Schweiz. Im Kopf hatte er stets den Plan, wieder in die USA zurückzukehren, sobald er sich zu Hause das nötige Geld dafür verdient hatte. 

Seine neue berufliche Passion fand Sepp im Klauenschneiden. Das Interesse für diese Arbeit hat er durch seinen Vater gewonnen, der neben dem eigenen Betrieb schon längere Zeit als Klauenschneider einen Nebenverdienst hatte und den jungen, starken Sepp gerne als Helfer einsetzte. Sepp gelang es schliesslich, sich mit der Klauenpflege einen Namen zu machen und fortan als Klauenschneider selbstständig zu sein. Ein Kunde von Sepp erzählte seinem Bruder einmal: «Wenn du Probleme hast mit den Klauen deiner Kühe, musst du den Greter Sepp anrufen, der löst sie für dich». Mit dem eigens aus Amerika importierten Klauenstand war Sepp bestens ausgerüstet und wurde weit über Küssnacht hinaus bekannt für seine geschätzte Arbeit als Klauenschneider. Trotz dem mittlerweile vorhandenen Geld führten Sepps Wege nie zurück in die USA. Durch einen schweren Unfall am Bergschwingfest auf dem Stoos musste er den Schwingsport aufgeben und die Zwilchhosen schweren Herzens an den Nagel hängen. Glück und Pech sind aber auch in Sepps Leben nahe beieinander: so lernte er während der Zeit vor der Operation seine zukünftige Frau Magda kennen, die er 1976 heiratete. Den Schweizer Traditionen blieb Sepp später als aktiver Jodler treu. In den 1980er-Jahren hatte er schwere Schicksalsschläge zu verdauen, als 1982 seine Mutter und 1987 sein Bruder Bruno sowie sein ­Vater starben.  Seine Familie mit den drei Kindern Regine, Dominik und Julian halfen ihm darüber hinweg und bereiteten ihm zeitlebens viel Freude. Die Familie lebte zunächst in Ibikon, danach in Rotkreuz, bevor man sich in Gettnau einen Einfamilienhausteil kaufte. 

Als die Kinder ausgeflogen waren, verkaufte Sepp die Liegenschaft in Gettnau und zog nach Ettiswil, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte.  Sepp war stets ein geselliger Mensch und wusste immer etwas zu erzählen. Man traf ihn praktisch täglich bei einem Milchkaffee im Tankstellenshop in Ettiswil an. Er schätzte es sehr, immer wieder neuen Menschen zu begegnen und sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Am liebsten sprach er über das Schwingen und seine Zeit in den USA. Sepp brachte seine Passion für dieses Land und das gelegentliche Fernweh gerne mit seinem geliebten Cowboyhut zum Ausdruck. 

Mitte 2020 erhielt Sepp die Diagnose Lungenkrebs. Sein Zustand verschlechterte sich leider zunehmend, bis eine Infek­tion mit dem Coronavirus seinem Körper die gesamte Lebensenergie nimmt und Sepp schliesslich am 26. Dezember 2020 im Altersheim für immer einschläft. Diesen Kampf konnte auch der kräftige und mutige Sepp leider nicht gewinnen. Sepp fand seine letzte Ruhe im Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof der Pfarrkirche in Ettiswil. 

Lieber Sepp, wir danken Dir für all die schönen Momente. Farewell, Cowboy – see you on the other side! 

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