Nachruf

11. Februar 2022

Hedwig und Alfred Steiner-Purtschert

Hedwig und Alfred Steiner-Purtschert
Fischbach

Unser Vater, Alfred Steiner, wurde am 28. Juni 1928 als 11. Kind auf dem Hof Hinterreiferswil in Fischbach geboren. Als Jüngster hat er eine glückliche, aber arbeitsreiche Kindheit erlebt. In dieser Zeit wuchs bei ihm die Liebe zur Natur und den Tieren von klein auf.

Vier Jahre später, am 8. Februar 1932 wurde unsere Mutter, Hedwig Purtschert in Pfaffnau geboren. Sie besuchte die Schulen in Pfaffnau und später die Haushaltungsschule in Brugg. Von dieser Zeit hat sie immer geschwärmt. Sie hat dort Freundinnen fürs Leben gefunden und bis zu ihrem Tod den Kontakt gehalten. Nach dieser Ausbildung arbeitete unsere Mutter in mehreren Haushaltungen und sorgte für die Familie und die Kinder.

Leider traf schon früh ein schwerer Schicksalsschlag unsere Mutter und ihren Bruder Hans. Noch während ihrer Schulzeit verstarb ihr Vater durch einen Unfall. Vor dem 20. Geburtstag von Hedwig verstarb auch ihre Mutter Rosa. Diese frühen Verluste haben sie ein Leben lang geprägt.

Unser Vater Alfred verlor ebenfalls viel zu früh, mit 17 Jahren, seine Mutter. Seine Schwester Gritli übernahm damals einen grossen Teil der Mutterpflichten und war bis zu ihrem Tod eine grosse Stütze und Wegbegleiterin unserer Eltern.

Unser Vater wurde als junger Mann zur Kavallerie eingezogen und hatte immer ein gutes Geschick mit seinen Pferden. Später wurde er Jeep-Fahrer und war der erste Bauer, der in Fischbach mithilfe des Jeeps seinen Acker pflügte.
1950 schliesslich kreuzte sich der Weg unserer Eltern an einem Waldfest. Sie verliebten sich und unser Vater erzählte uns später oft von seinen abenteuerlichen «Kiltgängen» mit dem Velo nach Pfaffnau.  Die streitlustigen jungen Pfaffnauer sahen es gar nicht gerne, dass ein «Auswärtiger» ins Dorf kam. Er musste sich immer wieder andere Umwege suchen, um ungeschoren nach Hause zu kommen.

1952 schlossen unsere Eltern in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Sachseln den Bund fürs Leben. In den 69 Jahren ihrer Ehe hielten sie immer zusammen und wurden für uns ein Vorbild einer harmonischen Ehe.

1953 übernahm unser Vater Alfred zusammen mit seinem Bruder Ferdi­nand den Hof ihres Vaters Jakob. Neuerungen in der Landwirtschaft interessierten unseren Vater immer sehr und er war wieder einer der Ersten im Dorf, der einen Traktor und später den Ladewagen dazu kaufte. Leider verstarb unser Grossvater Jakob schon 1955 und der junge Bauer Alfred hatte alle Hände voll zu tun. An seiner Seite arbeitete immer sein Bruder Ferdinand tatkräftig mit.

Vaters Schwester Gritli blieb auf dem Hof und wurde für unsere Mutter eine wunderbare Freundin. Mutter strickte für die ganze Familie und unsere Tante Gritli nähte das Passende dazu. Zusammen stellten sie unzählige Handarbeiten her, zur Freude von uns allen. Unsere Mutter liebte auch ihren Garten und den «Pflanzblätz». Sie säte Gemüse, Salat und Blumen, verpflanzte und pflegte ihr Gartenparadies. Blumen bereiteten ihr ein Leben lang grosse Freude.

Als Bauer der grossen Liegenschaft Hinterreiferswil wurde unser Vater in den Vorstand der Käsereigenossenschaft Fischbach gewählt. Mehrere Jahre wirkte er als Präsident mit. Der Höhepunkt seiner Amtszeit war der Weltmeistertitel seines Käser-Meisters Hans Dubach. Dieser gewann den 1. Preis in der Herstellung von Emmentaler-Käse. Ein weiteres Amt bekleidete unser Vater in der Strassenbaugenossenschaft Fischbach. Als Vorstandsmitglied und später als Präsident half er beim Ausbau und der Sanierung vieler Zufahrtsstrassen mit.

Unsere Eltern liebten den Gesang und die Geselligkeit. Unser Vater war ein Gründungsmitglied des Schützenchörlis Fischbach. Unsere Mutter war zu Hause immer ein eifriger Hörer der Musikwelle und ein grosser Fan der Amigos. Nie werden wir Mutters wunderbare Stimme, die früher oft auch in der Kirche erklang, vergessen.

Als Milchkontrolleur war unser Vater viele Jahre aktiv. Obwohl er in aller Frühe aus den Federn musste, gefiel ihm diese Arbeit immer sehr und der Kontakt mit den Bauern war im sehr wertvoll. Er bekam sogar eine besondere Ehrung für seine langjährige und zuverlässige Arbeit.

Während dieser aktiven Jahre wuchs aber auch die Familie. Wir Kinder, Alfred, Hansruedi, Roswitha und Markus, haben nach und nach Einzug gehalten. Zusammen mit unseren Eltern, Gritli und Ferdinand, bildeten wir eine grosse Familie. Es wurde viel gearbeitet, aber auch viel geplaudert und gelacht. Wir erinnern uns alle sehr gerne zurück an die fröhlichen Ausflüge im Sommer. Wir fuhren zusammen nach Sachseln/Flühli Ranft, nach Einsiedeln und auf den Brünig. Diese Tage waren voller Sonne und unvergessliche Erlebnisse mit unseren Eltern. Im Winter, in der Freizeit, fuhren wir alle mit den «Fassdugeli» Ski und haben wunderschöne Weihnachten gefeiert. Auch die Besuche bei unseren zahlreichen Onkeln und Tanten waren für uns Kinder immer ein Fest.

Unsere Eltern hatten stets eine offene Tür für alle. Eine Grosstante unserer Mutter, ein Pflegekind und ein Cousin von uns lebten lange Zeit auch auf dem Hof. Oft war der grosse Tisch in der Stube rundum besetzt, alle Besucher wurden stets herzlich zum Essen eingeladen. Ein zentraler Punkt im Leben unserer Eltern war der häufige Besuch der Hl. Muttergottes im Luthern Bad. Dort konnten sie Freuden und Leiden vorbringen und in schwierigen Situationen wieder Kraft tanken. Der christliche Glaube war ihnen immer sehr wichtig. Das Luthern Bad ist für uns Kinder bis heute ein wichtiger Ort geblieben.

Mit dem Älterwerden wurde der Alltag unserer Eltern etwas ruhiger. Die Familie baute ein Stöckli und der Hof wurde an die Nachkommen übergeben. In diesen Jahren vergrösserte sich die Familie. Es kamen 13 Gross- und später 5 Urgrosskinder dazu. Das war eine grosse Freude und unsere Eltern hiessen ihre Nachkommen immer herzlich willkommen. Der liebenswerte Schalk unseres Vaters zauberte oft ein fröhliches Lachen auf die Gesichter. Zu Weihnachten bekamen alle Grosskinder immer ein Geschenk. Übers Jahr kaufte unsere Mutter für jeden etwas ein, keiner wurde je vergessen. Das liebevolle Wesen unserer Mutter zeichnete sie aus, ihr war das Geben immer wichtiger als das Nehmen.

Unser Vater unterstützte in dieser Zeit seinen Sohn Markus auf dem Hof in Erpolingen. Viele Jahre arbeitete er tatkräftig im Stall mit und war auch sehr gerne auf dem Feld und im Wald. Unsere Eltern genossen es, mehr Zeit füreinander zu haben. Nach dem Einkaufen sassen sie oft in einem Café, gönnten sich Ruhe oder plauderten mit neuen Bekannten.

Aber den Weg ins hohe Alter begleiten leider auch traurige Zeiten. Unsere Eltern mussten von allen Geschwistern Abschied nehmen. Zudem wurde der Kreis der Freunde und Bekannten immer kleiner.

Viele Jahre verbrachten sie im Stöckli, dank der tatkräftigen Unterstützung ihres Sohnes Alfred und der Schwiegertochter Mary. Als der Alltag für beide immer schwieriger wurde, brauchten sie zusätzlich die Hilfe der Spitex. Oft war es auch eine willkommene Abwechslung, mit den Pflegerinnen und Pflegern zu plaudern oder gar ein Lied zu singen. Doch die Altersgebrechen nahmen zu und unsere Mutter musste im Mai 2021 ins Spital. Ab diesem Zeitpunkt war der Rollstuhl ihr ständiger Begleiter und ein Zurück nach Hinterreiferswil wurde unmöglich. Die Eltern zogen ins APZ Waldruh in Willisau. Das bedeutete eine grosse Umstellung in ihrem Leben. Aber sie gewöhnten sich langsam ein und unsere Eltern blühten wieder auf. Oft waren sie im Café mit ihren Kindern, Grosskindern und Bekannten anzutreffen.

Leider verschlechterte sich der Gesundheitszustand unseres Vaters immer mehr. Er schlief am Mittwoch, 15. Dezember, für immer friedlich ein. Das war für uns alle, aber vor allem für unsere Mutter ein riesiger Schock. Sie vermisste ihren «Babi» so sehr.

Wenige Tage später, am 21. Dezember, hörte auch ihr Herz auf zu schlagen und sie folgte ihrem geliebten «Babi» nach ins ewige Licht.

Liebe Eltern, ihr fehlt uns allen sehr. Ihr werdet immer in unseren Herzen bleiben.

Danke für alles, was ihr uns vorgelebt und geschenkt habt.
Bhüet euch Gott